ihm hätte weichen müssen. Wenn nun der- gleichen Geträncke noch weiterhin ausgedacht und mehr cultiviret würden, so könte mancher ausländische Wein, davor die Lecker-Mäuler viel Geld bezahlen, erspahret werden, und das Geld würde davor im Lande bleiben.
§. 27. Wenn man consideriret, was die Wolle einem Lande, wegen der vielen Gewerbe und Manufacturen, so daraus gemacht wer- den, und durch welches ein Land bereichert wird, vor Nutzen schaffe, so erkennet man, daß ein Landes-Fürst hohe Ursache habe, vor die Scha- fe und Schäfereyen besorgt zu seyn, in seinem Lande deßhalb gewisse Schäffer-Ordnungen zu publiciren, und darinnen alles dasjenige zu be- stimmen, was zur Pflicht der Schäffer und Verbesserung der Schäffereyen gereichen kan. Was die Schaaf-Zucht vor Vortheil bringe, siehet man an Engelland und Spanien, als von welchen bekandt, daß sie das Wollen Mono- polium mit ihrer köstlichen Wolle behaupten. Es gedencket der Herr Baron von Schröder in seiner Fürstlichen Schatz- und Rent-Cammer p. 236. daß die Wolle im Lande durch Einbrin- gung guter Zucht von Schaaffen verbessert werden könte, hätte ein gewisser Ertz-Bischoff von Ungarn erwiesen, der es mit unterschiedli- chen Arten Schaaffen, welche er hier und da
her
ihm haͤtte weichen muͤſſen. Wenn nun der- gleichen Getraͤncke noch weiterhin ausgedacht und mehr cultiviret wuͤrden, ſo koͤnte mancher auslaͤndiſche Wein, davor die Lecker-Maͤuler viel Geld bezahlen, erſpahret werden, und das Geld wuͤrde davor im Lande bleiben.
§. 27. Wenn man conſideriret, was die Wolle einem Lande, wegen der vielen Gewerbe und Manufacturen, ſo daraus gemacht wer- den, und durch welches ein Land bereichert wird, vor Nutzen ſchaffe, ſo erkennet man, daß ein Landes-Fuͤrſt hohe Urſache habe, vor die Scha- fe und Schaͤfereyen beſorgt zu ſeyn, in ſeinem Lande deßhalb gewiſſe Schaͤffer-Ordnungen zu publiciren, und darinnen alles dasjenige zu be- ſtimmen, was zur Pflicht der Schaͤffer und Verbeſſerung der Schaͤffereyen gereichen kan. Was die Schaaf-Zucht vor Vortheil bringe, ſiehet man an Engelland und Spanien, als von welchen bekandt, daß ſie das Wollen Mono- polium mit ihrer koͤſtlichen Wolle behaupten. Es gedencket der Herr Baron von Schroͤder in ſeiner Fuͤrſtlichen Schatz- und Rent-Cammer p. 236. daß die Wolle im Lande durch Einbrin- gung guter Zucht von Schaaffen verbeſſert werden koͤnte, haͤtte ein gewiſſer Ertz-Biſchoff von Ungarn erwieſen, der es mit unterſchiedli- chen Arten Schaaffen, welche er hier und da
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ihm haͤtte weichen muͤſſen. Wenn nun der-
gleichen Getraͤncke noch weiterhin ausgedacht
und mehr cultiviret wuͤrden, ſo koͤnte mancher
auslaͤndiſche Wein, davor die Lecker-Maͤuler
viel Geld bezahlen, erſpahret werden, und das
Geld wuͤrde davor im Lande bleiben.
§. 27. Wenn man conſideriret, was die
Wolle einem Lande, wegen der vielen Gewerbe
und Manufacturen, ſo daraus gemacht wer-
den, und durch welches ein Land bereichert wird,
vor Nutzen ſchaffe, ſo erkennet man, daß ein
Landes-Fuͤrſt hohe Urſache habe, vor die Scha-
fe und Schaͤfereyen beſorgt zu ſeyn, in ſeinem
Lande deßhalb gewiſſe Schaͤffer-Ordnungen zu
publiciren, und darinnen alles dasjenige zu be-
ſtimmen, was zur Pflicht der Schaͤffer und
Verbeſſerung der Schaͤffereyen gereichen kan.
Was die Schaaf-Zucht vor Vortheil bringe,
ſiehet man an Engelland und Spanien, als von
welchen bekandt, daß ſie das Wollen Mono-
polium mit ihrer koͤſtlichen Wolle behaupten.
Es gedencket der Herr Baron von Schroͤder
in ſeiner Fuͤrſtlichen Schatz- und Rent-Cammer
p. 236. daß die Wolle im Lande durch Einbrin-
gung guter Zucht von Schaaffen verbeſſert
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von Ungarn erwieſen, der es mit unterſchiedli-
chen Arten Schaaffen, welche er hier und da
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 911. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/931>, abgerufen am 23.11.2024.
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