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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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tzen Königreich zu sagen seyn? Wie manche
Weinberge könnten noch hier und da mit Vor-
theil angeleget, mancher morastiger Fleck von
vielen Meilen groß durch Gräben-Machen, oder
auf andere Art ausgetrocknet und zu Feld Bau
oder Anrichtung der Forwerge bequem gemacht,
mancher Teich ausgestochen, und mancher
Wald in eine sandigen Gegend, die gar nicht den
geringsten Nutzen hat, noch angeleget werden.

§. 2. Von der Anbauung der Länder redet
der Herr Freyherr von Schröder in seiner
Fürstlichen Schatz- und Rent-Cammer sehr
wohl wenn er saget: Es ist auch unter andern
ein grosser Unverstand bey uns, daß wir so große
öde und wüste Heiden oder Felder ungebauet
liegen lassen, in der Meynung, ob könnten die-
selben weiter zu keinen Nutzen angewendet wer-
den, da doch solche mit so herrlichen Nutzen als
die guten Aecker zu bauen wären. Durch
welches Mittel eine bessere Austheilung im
Land Bau könnte gemachet werden, daß auch
noch Raum und Platz übrig wäre, nebst dem
Getreyde Bau solche Dinge zu pflantzen, wel-
che wir sonsten um baares Geld von aussen
müssen bringen lassen. Als da ist Toback, al-
lerhand zur Färberey dienliche Kräuter und
andere Sachen; Denn es sind gewisse Sa-
chen, die einen solchen Grund und Boden er-

for-



tzen Koͤnigreich zu ſagen ſeyn? Wie manche
Weinberge koͤnnten noch hier und da mit Vor-
theil angeleget, mancher moraſtiger Fleck von
vielen Meilen groß durch Graͤben-Machen, oder
auf andere Art ausgetrocknet und zu Feld Bau
oder Anrichtung der Foꝛwerge bequem gemacht,
mancher Teich ausgeſtochen, und mancher
Wald in eine ſandigen Gegend, die gar nicht den
geringſten Nutzen hat, noch angeleget werden.

§. 2. Von der Anbauung der Laͤnder redet
der Herr Freyherr von Schroͤder in ſeiner
Fuͤrſtlichen Schatz- und Rent-Cammer ſehr
wohl wenn er ſaget: Es iſt auch unter andern
ein groſſer Unverſtand bey uns, daß wir ſo große
oͤde und wuͤſte Heiden oder Felder ungebauet
liegen laſſen, in der Meynung, ob koͤnnten die-
ſelben weiter zu keinen Nutzen angewendet wer-
den, da doch ſolche mit ſo herrlichen Nutzen als
die guten Aecker zu bauen waͤren. Durch
welches Mittel eine beſſere Austheilung im
Land Bau koͤnnte gemachet werden, daß auch
noch Raum und Platz uͤbrig waͤre, nebſt dem
Getreyde Bau ſolche Dinge zu pflantzen, wel-
che wir ſonſten um baares Geld von auſſen
muͤſſen bringen laſſen. Als da iſt Toback, al-
lerhand zur Faͤrberey dienliche Kraͤuter und
andere Sachen; Denn es ſind gewiſſe Sa-
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[882/0902] tzen Koͤnigreich zu ſagen ſeyn? Wie manche Weinberge koͤnnten noch hier und da mit Vor- theil angeleget, mancher moraſtiger Fleck von vielen Meilen groß durch Graͤben-Machen, oder auf andere Art ausgetrocknet und zu Feld Bau oder Anrichtung der Foꝛwerge bequem gemacht, mancher Teich ausgeſtochen, und mancher Wald in eine ſandigen Gegend, die gar nicht den geringſten Nutzen hat, noch angeleget werden. §. 2. Von der Anbauung der Laͤnder redet der Herr Freyherr von Schroͤder in ſeiner Fuͤrſtlichen Schatz- und Rent-Cammer ſehr wohl wenn er ſaget: Es iſt auch unter andern ein groſſer Unverſtand bey uns, daß wir ſo große oͤde und wuͤſte Heiden oder Felder ungebauet liegen laſſen, in der Meynung, ob koͤnnten die- ſelben weiter zu keinen Nutzen angewendet wer- den, da doch ſolche mit ſo herrlichen Nutzen als die guten Aecker zu bauen waͤren. Durch welches Mittel eine beſſere Austheilung im Land Bau koͤnnte gemachet werden, daß auch noch Raum und Platz uͤbrig waͤre, nebſt dem Getreyde Bau ſolche Dinge zu pflantzen, wel- che wir ſonſten um baares Geld von auſſen muͤſſen bringen laſſen. Als da iſt Toback, al- lerhand zur Faͤrberey dienliche Kraͤuter und andere Sachen; Denn es ſind gewiſſe Sa- chen, die einen ſolchen Grund und Boden er- for-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 882. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/902>, abgerufen am 29.06.2024.