Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



gerichtetes Accis-Wesen. Sie meynen, es
könte durch dieses ein Land bey seinem bißheri-
gen Flor und Wohlstand iederzeit erhalten,
nahrhaffte Unterthanen, und mit ihnen gute
Künste und Wissenschafften in ein Land gezo-
gen, Manufacturen und Commercien beför-
dert, die Unterthanen, reiche und arme, in meh-
rerer und billiger proportionirten Gleichheit,
denn sonst, beleget, die zu praestirende Onera
ohne Beschwerung derer Contribuenten, und
dieselben mit denen höchstbeschwerlichen Exe-
cution
en zu drücken, richtig eingebracht, dem
Landes-Herrn die Beständigkeit derer Reve-
nu
en gewiß versichert, keine alten Reste ge-
machet, auch, nach Gelegenheit, wenn zumahl
darneben die Landes-Oeconomie wohl bestellet
ist, die ordentlichen Intraden eher vermehret
als vermindert, die Fremden, als Reisende und
dergleichen, unvermerckt zum allgemeinen Bür-
den und Mitleidenheit gezogen, und von ihnen
die Unterthanen zugleich in ihren Lasten über-
tragen werden können, auch im übrigen keiner
mehr beschweret, als sich ein iedweder durch sei-
ne Verschwendung und gutes Haußhalten von
selbst freywillig belegen wolte. Da hingegen
das die Grund-Stücken und das Gewerbe af-
fici
rende Contributions- und Steuer-Wesen,
weil solches sich insgemein nach dem alten und

von
J i i 3



gerichtetes Accis-Weſen. Sie meynen, es
koͤnte durch dieſes ein Land bey ſeinem bißheri-
gen Flor und Wohlſtand iederzeit erhalten,
nahrhaffte Unterthanen, und mit ihnen gute
Kuͤnſte und Wiſſenſchafften in ein Land gezo-
gen, Manufacturen und Commercien befoͤr-
dert, die Unterthanen, reiche und arme, in meh-
rerer und billiger proportionirten Gleichheit,
denn ſonſt, beleget, die zu præſtirende Onera
ohne Beſchwerung derer Contribuenten, und
dieſelben mit denen hoͤchſtbeſchwerlichen Exe-
cution
en zu druͤcken, richtig eingebracht, dem
Landes-Herrn die Beſtaͤndigkeit derer Reve-
nu
en gewiß verſichert, keine alten Reſte ge-
machet, auch, nach Gelegenheit, wenn zumahl
darneben die Landes-Oeconomie wohl beſtellet
iſt, die ordentlichen Intraden eher vermehret
als vermindert, die Fremden, als Reiſende und
dergleichen, unvermerckt zum allgemeinen Buͤr-
den und Mitleidenheit gezogen, und von ihnen
die Unterthanen zugleich in ihren Laſten uͤber-
tragen werden koͤnnen, auch im uͤbrigen keiner
mehr beſchweret, als ſich ein iedweder durch ſei-
ne Verſchwendung und gutes Haußhalten von
ſelbſt freywillig belegen wolte. Da hingegen
das die Grund-Stuͤcken und das Gewerbe af-
fici
rende Contributions- und Steuer-Weſen,
weil ſolches ſich insgemein nach dem alten und

von
J i i 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0889" n="869"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> gerichtetes <hi rendition="#aq">Accis-</hi>We&#x017F;en. Sie meynen, es<lb/>
ko&#x0364;nte durch die&#x017F;es ein Land bey &#x017F;einem bißheri-<lb/>
gen Flor und Wohl&#x017F;tand iederzeit erhalten,<lb/>
nahrhaffte Unterthanen, und mit ihnen gute<lb/>
Ku&#x0364;n&#x017F;te und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften in ein Land gezo-<lb/>
gen, <hi rendition="#aq">Manufactur</hi>en und <hi rendition="#aq">Commerci</hi>en befo&#x0364;r-<lb/>
dert, die Unterthanen, reiche und arme, in meh-<lb/>
rerer und billiger <hi rendition="#aq">proportioni</hi>rten Gleichheit,<lb/>
denn &#x017F;on&#x017F;t, beleget, die zu <hi rendition="#aq">præ&#x017F;ti</hi>rende <hi rendition="#aq">Onera</hi><lb/>
ohne Be&#x017F;chwerung derer <hi rendition="#aq">Contribuent</hi>en, und<lb/>
die&#x017F;elben mit denen ho&#x0364;ch&#x017F;tbe&#x017F;chwerlichen <hi rendition="#aq">Exe-<lb/>
cution</hi>en zu dru&#x0364;cken, richtig eingebracht, dem<lb/>
Landes-Herrn die Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit derer <hi rendition="#aq">Reve-<lb/>
nu</hi>en gewiß ver&#x017F;ichert, keine alten Re&#x017F;te ge-<lb/>
machet, auch, nach Gelegenheit, wenn zumahl<lb/>
darneben die Landes-<hi rendition="#aq">Oeconomie</hi> wohl be&#x017F;tellet<lb/>
i&#x017F;t, die ordentlichen <hi rendition="#aq">Intrad</hi>en eher vermehret<lb/>
als vermindert, die Fremden, als Rei&#x017F;ende und<lb/>
dergleichen, unvermerckt zum allgemeinen Bu&#x0364;r-<lb/>
den und Mitleidenheit gezogen, und von ihnen<lb/>
die Unterthanen zugleich in ihren La&#x017F;ten u&#x0364;ber-<lb/>
tragen werden ko&#x0364;nnen, auch im u&#x0364;brigen keiner<lb/>
mehr be&#x017F;chweret, als &#x017F;ich ein iedweder durch &#x017F;ei-<lb/>
ne Ver&#x017F;chwendung und gutes Haußhalten von<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t freywillig belegen wolte. Da hingegen<lb/>
das die Grund-Stu&#x0364;cken und das Gewerbe <hi rendition="#aq">af-<lb/>
fici</hi>rende Contributions- und Steuer-We&#x017F;en,<lb/>
weil &#x017F;olches &#x017F;ich insgemein nach dem alten und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i i 3</fw><fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[869/0889] gerichtetes Accis-Weſen. Sie meynen, es koͤnte durch dieſes ein Land bey ſeinem bißheri- gen Flor und Wohlſtand iederzeit erhalten, nahrhaffte Unterthanen, und mit ihnen gute Kuͤnſte und Wiſſenſchafften in ein Land gezo- gen, Manufacturen und Commercien befoͤr- dert, die Unterthanen, reiche und arme, in meh- rerer und billiger proportionirten Gleichheit, denn ſonſt, beleget, die zu præſtirende Onera ohne Beſchwerung derer Contribuenten, und dieſelben mit denen hoͤchſtbeſchwerlichen Exe- cutionen zu druͤcken, richtig eingebracht, dem Landes-Herrn die Beſtaͤndigkeit derer Reve- nuen gewiß verſichert, keine alten Reſte ge- machet, auch, nach Gelegenheit, wenn zumahl darneben die Landes-Oeconomie wohl beſtellet iſt, die ordentlichen Intraden eher vermehret als vermindert, die Fremden, als Reiſende und dergleichen, unvermerckt zum allgemeinen Buͤr- den und Mitleidenheit gezogen, und von ihnen die Unterthanen zugleich in ihren Laſten uͤber- tragen werden koͤnnen, auch im uͤbrigen keiner mehr beſchweret, als ſich ein iedweder durch ſei- ne Verſchwendung und gutes Haußhalten von ſelbſt freywillig belegen wolte. Da hingegen das die Grund-Stuͤcken und das Gewerbe af- ficirende Contributions- und Steuer-Weſen, weil ſolches ſich insgemein nach dem alten und von J i i 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/889
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 869. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/889>, abgerufen am 23.11.2024.