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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Wenn aber ein Fürst wissen will, ob sein Land
bey den Commercien das Jahr gewonnen oder
verlohren, und wie hoch der Gewinn oder Ver-
lust sey, so kan er zwar durch eine gewisse Ord-
nung der Wechsel solches leicht urtheilen;
Denn wenn wir mehr Waaren aus dem Lan-
de führen, als einbringen, so steigen die Wechsel
einwärts ins Land, wenn wir aber mehr Waa-
ren herein bekommen, als wir ausführen, so stei-
gen die Wechsel auswärts. Denn wo man
mehr Geld zu bezahlen als einzunehmen nöthig
hat, ist der Werth der Wechsel höher. Nun
aber, dieweil wir nur den Uberfluß der Waa-
ren, welche wir herein bekommen, gegen die ge-
rechnet, die wir ausführen, mit baaren Gelde
bezahlen müssen. Ergo haben wir das Geld
ausser Landes mehr nöthig. Derohalben ha-
ben die Wechsel von dem Handel und den Com-
mercien ihre gewisse dependenz, und derer
Gewinn oder Verlust kan aus den Wechseln
leicht judiciret werden, und zwar so accurat,
daß wir dadurch erfahren können, bey welchen
Commercio wir verlohren, oder gewonnen.
Denn das weisen die Wechsel haarklein; sonst
kan auch ein Fürst seine Mauth-Register über-
sehen und examiniren, was für Waaren sind
ausgegangen oder einbracht worden, und solche
entweder nach der Mauth-Taxe oder nach den

Preiß



Wenn aber ein Fuͤrſt wiſſen will, ob ſein Land
bey den Commercien das Jahr gewonnen oder
verlohren, und wie hoch der Gewinn oder Ver-
luſt ſey, ſo kan er zwar durch eine gewiſſe Ord-
nung der Wechſel ſolches leicht urtheilen;
Denn wenn wir mehr Waaren aus dem Lan-
de fuͤhren, als einbringen, ſo ſteigen die Wechſel
einwaͤrts ins Land, wenn wir aber mehr Waa-
ren herein bekommen, als wir ausfuͤhren, ſo ſtei-
gen die Wechſel auswaͤrts. Denn wo man
mehr Geld zu bezahlen als einzunehmen noͤthig
hat, iſt der Werth der Wechſel hoͤher. Nun
aber, dieweil wir nur den Uberfluß der Waa-
ren, welche wir herein bekommen, gegen die ge-
rechnet, die wir ausfuͤhren, mit baaren Gelde
bezahlen muͤſſen. Ergo haben wir das Geld
auſſer Landes mehr noͤthig. Derohalben ha-
ben die Wechſel von dem Handel und den Com-
mercien ihre gewiſſe dependenz, und derer
Gewinn oder Verluſt kan aus den Wechſeln
leicht judiciret werden, und zwar ſo accurat,
daß wir dadurch erfahren koͤnnen, bey welchen
Commercio wir verlohren, oder gewonnen.
Denn das weiſen die Wechſel haarklein; ſonſt
kan auch ein Fuͤrſt ſeine Mauth-Regiſter uͤber-
ſehen und examiniren, was fuͤr Waaren ſind
ausgegangen oder einbracht worden, und ſolche
entweder nach der Mauth-Taxe oder nach den

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[846/0866] Wenn aber ein Fuͤrſt wiſſen will, ob ſein Land bey den Commercien das Jahr gewonnen oder verlohren, und wie hoch der Gewinn oder Ver- luſt ſey, ſo kan er zwar durch eine gewiſſe Ord- nung der Wechſel ſolches leicht urtheilen; Denn wenn wir mehr Waaren aus dem Lan- de fuͤhren, als einbringen, ſo ſteigen die Wechſel einwaͤrts ins Land, wenn wir aber mehr Waa- ren herein bekommen, als wir ausfuͤhren, ſo ſtei- gen die Wechſel auswaͤrts. Denn wo man mehr Geld zu bezahlen als einzunehmen noͤthig hat, iſt der Werth der Wechſel hoͤher. Nun aber, dieweil wir nur den Uberfluß der Waa- ren, welche wir herein bekommen, gegen die ge- rechnet, die wir ausfuͤhren, mit baaren Gelde bezahlen muͤſſen. Ergo haben wir das Geld auſſer Landes mehr noͤthig. Derohalben ha- ben die Wechſel von dem Handel und den Com- mercien ihre gewiſſe dependenz, und derer Gewinn oder Verluſt kan aus den Wechſeln leicht judiciret werden, und zwar ſo accurat, daß wir dadurch erfahren koͤnnen, bey welchen Commercio wir verlohren, oder gewonnen. Denn das weiſen die Wechſel haarklein; ſonſt kan auch ein Fuͤrſt ſeine Mauth-Regiſter uͤber- ſehen und examiniren, was fuͤr Waaren ſind ausgegangen oder einbracht worden, und ſolche entweder nach der Mauth-Taxe oder nach den Preiß

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 846. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/866>, abgerufen am 23.11.2024.