§. 7. Gold und Silber findet man in den Bergwercken, und dieses ist der gewisseste Zu- wachs des Landes an Reichthum, denn so viel als Gold und Silber gefunden wird, so viel hat das Land an Reichthum zugenommen. Es kan ein Fürst aus seinen Bergwercks-Rechnun- gen wissen, wie viel er jährlich bekommen hat. Jch sage aber mit Fleiß, daß das Land so viel an Schatz zugenommen habe, so viel Gold und Silber ausgegraben, oder ausgewaschen wor- den, dieweil die Unkosten weder zu rechnen noch zu defalqviren seyn. Ob schon die Baukosten den Ertrag übertreffen, so ist doch der Lohn der Ar- beiter nur eine Verwechselung, und wird das Land weder ärmer noch reicher, aber wohl glückseeliger. Denn es werden viel Leute da- durch zu ihrer Kost kommen, und ihr Brod er- werben, und das Geld bleibt im Lande. Jn dem Capitel von Bergwercken habe mit meh- rern hiervon gehandelt.
§. 8. Die gemeinste Art Geld ins Land zu bringen sind die Commercien mit fremden Na- tionen. Was hat Holland groß und reich ge- macht? anders nichts, denn die Commercien. Was sind Franckreichs Gold- und Silber- Gruben anders, als die Commercien? Was hat Florentz auf diesen Thron der Ehre und des Reichthums gesetzt? nur die Commercien.
Wenn
§. 7. Gold und Silber findet man in den Bergwercken, und dieſes iſt der gewiſſeſte Zu- wachs des Landes an Reichthum, denn ſo viel als Gold und Silber gefunden wird, ſo viel hat das Land an Reichthum zugenommen. Es kan ein Fuͤrſt aus ſeinen Bergwercks-Rechnun- gen wiſſen, wie viel er jaͤhrlich bekommen hat. Jch ſage aber mit Fleiß, daß das Land ſo viel an Schatz zugenommen habe, ſo viel Gold und Silber ausgegraben, oder ausgewaſchen wor- den, dieweil die Unkoſten weder zu rechnen noch zu defalqviren ſeyn. Ob ſchon die Baukoſten den Ertrag uͤbertreffen, ſo iſt doch der Lohn der Ar- beiter nur eine Verwechſelung, und wird das Land weder aͤrmer noch reicher, aber wohl gluͤckſeeliger. Denn es werden viel Leute da- durch zu ihrer Koſt kommen, und ihr Brod er- werben, und das Geld bleibt im Lande. Jn dem Capitel von Bergwercken habe mit meh- rern hiervon gehandelt.
§. 8. Die gemeinſte Art Geld ins Land zu bringen ſind die Commercien mit fremden Na- tionen. Was hat Holland groß und reich ge- macht? anders nichts, denn die Commercien. Was ſind Franckreichs Gold- und Silber- Gruben anders, als die Commercien? Was hat Florentz auf dieſen Thron der Ehre und des Reichthums geſetzt? nur die Commercien.
Wenn
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§. 7. Gold und Silber findet man in den
Bergwercken, und dieſes iſt der gewiſſeſte Zu-
wachs des Landes an Reichthum, denn ſo viel
als Gold und Silber gefunden wird, ſo viel hat
das Land an Reichthum zugenommen. Es
kan ein Fuͤrſt aus ſeinen Bergwercks-Rechnun-
gen wiſſen, wie viel er jaͤhrlich bekommen hat.
Jch ſage aber mit Fleiß, daß das Land ſo viel an
Schatz zugenommen habe, ſo viel Gold und
Silber ausgegraben, oder ausgewaſchen wor-
den, dieweil die Unkoſten weder zu rechnen noch
zu defalqviren ſeyn. Ob ſchon die Baukoſten den
Ertrag uͤbertreffen, ſo iſt doch der Lohn der Ar-
beiter nur eine Verwechſelung, und wird das
Land weder aͤrmer noch reicher, aber wohl
gluͤckſeeliger. Denn es werden viel Leute da-
durch zu ihrer Koſt kommen, und ihr Brod er-
werben, und das Geld bleibt im Lande. Jn
dem Capitel von Bergwercken habe mit meh-
rern hiervon gehandelt.
§. 8. Die gemeinſte Art Geld ins Land zu
bringen ſind die Commercien mit fremden Na-
tionen. Was hat Holland groß und reich ge-
macht? anders nichts, denn die Commercien.
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 845. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/865>, abgerufen am 23.11.2024.
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