Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



grosser Officierer seine untergebene Soldaten
mit grösserer Reputation commandiren kan,
wenn er selbst in denen geringern Bedienungen
gestanden, und aus eigner Erfahrung weiß,
was eines ieden, so wohl gemeinen Soldatens
als Unter- und Ober-Officierers Schuldigkeit
erfordere; Also ist kein Zweifel, daß mancher
Ministre mit grösserer Ehre seiner Charge vor-
stehen, und denen Officianten, welchen er zu be-
fehlen hat, desto eher mit Grunde etwas ver-
weisen, und ihre begangenen Fehler ihnen zei-
gen könte, wenn er selbst wüste, was eines ieden
Pflicht mit sich brächte, und er an ihnen corri-
gi
ren solte. Jndem aber, wie nicht zu läug-
nen, dieses bey uns in Teutschland noch eine et-
was ungewöhnliche Sache ist, und sich keiner
bey denen Civil-Chargen zu dergleichen Subal-
tern-Bedienungen würde gebrauchen lassen, aus
Furcht, er möchte sich der critique des Pöbels
gar zu sehr unterwerffen, also wäre solches gar
leicht einzuführen, wenn ein Landes-Fürst etli-
chen von Adel zugleich, und zumahl solchen, die
im Lande angesessen wären, deren Väter in
grossen Bedienungen stünden, und von denen
ein ieder wüste, daß sie es nicht aus Noth thun
dürfften, dergleichen auftrüge, und eine Ver-
ordnung in das Land ergehen liesse, daß denjeni-
gen von Adel, die sich bey Gesandschafften oder

Staats-



groſſer Officierer ſeine untergebene Soldaten
mit groͤſſerer Reputation commandiren kan,
wenn er ſelbſt in denen geringern Bedienungen
geſtanden, und aus eigner Erfahrung weiß,
was eines ieden, ſo wohl gemeinen Soldatens
als Unter- und Ober-Officierers Schuldigkeit
erfordere; Alſo iſt kein Zweifel, daß mancher
Miniſtre mit groͤſſerer Ehre ſeiner Charge vor-
ſtehen, und denen Officianten, welchen er zu be-
fehlen hat, deſto eher mit Grunde etwas ver-
weiſen, und ihre begangenen Fehler ihnen zei-
gen koͤnte, wenn er ſelbſt wuͤſte, was eines ieden
Pflicht mit ſich braͤchte, und er an ihnen corri-
gi
ren ſolte. Jndem aber, wie nicht zu laͤug-
nen, dieſes bey uns in Teutſchland noch eine et-
was ungewoͤhnliche Sache iſt, und ſich keiner
bey denen Civil-Chargen zu dergleichen Subal-
tern-Bedienungen wuͤrde gebrauchen laſſen, aus
Furcht, er moͤchte ſich der critique des Poͤbels
gar zu ſehr unterwerffen, alſo waͤre ſolches gar
leicht einzufuͤhren, wenn ein Landes-Fuͤrſt etli-
chen von Adel zugleich, und zumahl ſolchen, die
im Lande angeſeſſen waͤren, deren Vaͤter in
groſſen Bedienungen ſtuͤnden, und von denen
ein ieder wuͤſte, daß ſie es nicht aus Noth thun
duͤrfften, dergleichen auftruͤge, und eine Ver-
ordnung in das Land ergehen lieſſe, daß denjeni-
gen von Adel, die ſich bey Geſandſchafften oder

Staats-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0842" n="822"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> gro&#x017F;&#x017F;er Officierer &#x017F;eine untergebene Soldaten<lb/>
mit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer <hi rendition="#aq">Reputation commandi</hi>ren kan,<lb/>
wenn er &#x017F;elb&#x017F;t in denen geringern Bedienungen<lb/>
ge&#x017F;tanden, und aus eigner Erfahrung weiß,<lb/>
was eines ieden, &#x017F;o wohl gemeinen Soldatens<lb/>
als Unter- und Ober-Officierers Schuldigkeit<lb/>
erfordere; Al&#x017F;o i&#x017F;t kein Zweifel, daß mancher<lb/><hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tre</hi> mit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer Ehre &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Charge</hi> vor-<lb/>
&#x017F;tehen, und denen <hi rendition="#aq">Officiant</hi>en, welchen er zu be-<lb/>
fehlen hat, de&#x017F;to eher mit Grunde etwas ver-<lb/>
wei&#x017F;en, und ihre begangenen Fehler ihnen zei-<lb/>
gen ko&#x0364;nte, wenn er &#x017F;elb&#x017F;t wu&#x0364;&#x017F;te, was eines ieden<lb/>
Pflicht mit &#x017F;ich bra&#x0364;chte, und er an ihnen <hi rendition="#aq">corri-<lb/>
gi</hi>ren &#x017F;olte. Jndem aber, wie nicht zu la&#x0364;ug-<lb/>
nen, die&#x017F;es bey uns in Teut&#x017F;chland noch eine et-<lb/>
was ungewo&#x0364;hnliche Sache i&#x017F;t, und &#x017F;ich keiner<lb/>
bey denen Civil-<hi rendition="#aq">Charg</hi>en zu dergleichen Subal-<lb/>
tern-Bedienungen wu&#x0364;rde gebrauchen la&#x017F;&#x017F;en, aus<lb/>
Furcht, er mo&#x0364;chte &#x017F;ich der <hi rendition="#aq">critique</hi> des Po&#x0364;bels<lb/>
gar zu &#x017F;ehr unterwerffen, al&#x017F;o wa&#x0364;re &#x017F;olches gar<lb/>
leicht einzufu&#x0364;hren, wenn ein Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;t etli-<lb/>
chen von Adel zugleich, und zumahl &#x017F;olchen, die<lb/>
im Lande ange&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en wa&#x0364;ren, deren Va&#x0364;ter in<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Bedienungen &#x017F;tu&#x0364;nden, und von denen<lb/>
ein ieder wu&#x0364;&#x017F;te, daß &#x017F;ie es nicht aus Noth thun<lb/>
du&#x0364;rfften, dergleichen auftru&#x0364;ge, und eine Ver-<lb/>
ordnung in das Land ergehen lie&#x017F;&#x017F;e, daß denjeni-<lb/>
gen von Adel, die &#x017F;ich bey Ge&#x017F;and&#x017F;chafften oder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Staats-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[822/0842] groſſer Officierer ſeine untergebene Soldaten mit groͤſſerer Reputation commandiren kan, wenn er ſelbſt in denen geringern Bedienungen geſtanden, und aus eigner Erfahrung weiß, was eines ieden, ſo wohl gemeinen Soldatens als Unter- und Ober-Officierers Schuldigkeit erfordere; Alſo iſt kein Zweifel, daß mancher Miniſtre mit groͤſſerer Ehre ſeiner Charge vor- ſtehen, und denen Officianten, welchen er zu be- fehlen hat, deſto eher mit Grunde etwas ver- weiſen, und ihre begangenen Fehler ihnen zei- gen koͤnte, wenn er ſelbſt wuͤſte, was eines ieden Pflicht mit ſich braͤchte, und er an ihnen corri- giren ſolte. Jndem aber, wie nicht zu laͤug- nen, dieſes bey uns in Teutſchland noch eine et- was ungewoͤhnliche Sache iſt, und ſich keiner bey denen Civil-Chargen zu dergleichen Subal- tern-Bedienungen wuͤrde gebrauchen laſſen, aus Furcht, er moͤchte ſich der critique des Poͤbels gar zu ſehr unterwerffen, alſo waͤre ſolches gar leicht einzufuͤhren, wenn ein Landes-Fuͤrſt etli- chen von Adel zugleich, und zumahl ſolchen, die im Lande angeſeſſen waͤren, deren Vaͤter in groſſen Bedienungen ſtuͤnden, und von denen ein ieder wuͤſte, daß ſie es nicht aus Noth thun duͤrfften, dergleichen auftruͤge, und eine Ver- ordnung in das Land ergehen lieſſe, daß denjeni- gen von Adel, die ſich bey Geſandſchafften oder Staats-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/842
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 822. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/842>, abgerufen am 23.11.2024.