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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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ja wohl noch andere, die zu einem solchen Amte
Lust und Geschicklichkeit haben.

§. 32. Es haben sich grosse Herren mit
Ausstellung der Expectanz-Scheine, da sie ei-
nigen jungen Leuten die Anwartschafft zu einer
gewissen Charge versprechen, wohl in Acht zu
nehmen, und thun sie wohl, wenn sie entweder
gar keine von sich geben, sondern denjenigen,
die in dem geheimen Consilio darum Ansu-
chung thun, eine Recognition ertheilen lassen,
daß sie sich, wenn sich eine Stelle erledigen
würde, dißfalls melden möchten, da sie denn mit
weiterer Resolution versehen werden solten,
oder doch solche Bedingungs-weise einrichten,
wenn sie nemlich in ihren angefangenen Fleisse
fortfahren würden. Denn es geschiehet sonst
nicht selten, daß, wenn junge Leute, die erstlich
alle gute Hoffnung von sich gegeben, einen sol-
chen Expectanz-Schein ausgewürcket, her-
nach vom ihren Fleisse nachlassen, und wieder
anfangen, sich auf die faule Seite zu legen, und
dencken, Serenissimus habe ihnen einmahl un-
ter seiner Hand und Siegel die Charge ver-
sprochen, es könne niemand ihnen solche neh-
men. Hingegen, wenn sie ihnen nicht pure,
sondern sub conditione zugesagt, daferne sie
sich gehöriger Massen dazu qualificiren wür-
den, so werden sie zu mehrerm Fleiß angetrie-

ben.



ja wohl noch andere, die zu einem ſolchen Amte
Luſt und Geſchicklichkeit haben.

§. 32. Es haben ſich groſſe Herren mit
Ausſtellung der Expectanz-Scheine, da ſie ei-
nigen jungen Leuten die Anwartſchafft zu einer
gewiſſen Charge verſprechen, wohl in Acht zu
nehmen, und thun ſie wohl, wenn ſie entweder
gar keine von ſich geben, ſondern denjenigen,
die in dem geheimen Conſilio darum Anſu-
chung thun, eine Recognition ertheilen laſſen,
daß ſie ſich, wenn ſich eine Stelle erledigen
wuͤrde, dißfalls melden moͤchten, da ſie denn mit
weiterer Reſolution verſehen werden ſolten,
oder doch ſolche Bedingungs-weiſe einrichten,
wenn ſie nemlich in ihren angefangenen Fleiſſe
fortfahren wuͤrden. Denn es geſchiehet ſonſt
nicht ſelten, daß, wenn junge Leute, die erſtlich
alle gute Hoffnung von ſich gegeben, einen ſol-
chen Expectanz-Schein ausgewuͤrcket, her-
nach vom ihren Fleiſſe nachlaſſen, und wieder
anfangen, ſich auf die faule Seite zu legen, und
dencken, Sereniſſimus habe ihnen einmahl un-
ter ſeiner Hand und Siegel die Charge ver-
ſprochen, es koͤnne niemand ihnen ſolche neh-
men. Hingegen, wenn ſie ihnen nicht pure,
ſondern ſub conditione zugeſagt, daferne ſie
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den, ſo werden ſie zu mehrerm Fleiß angetrie-

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[816/0836] ja wohl noch andere, die zu einem ſolchen Amte Luſt und Geſchicklichkeit haben. §. 32. Es haben ſich groſſe Herren mit Ausſtellung der Expectanz-Scheine, da ſie ei- nigen jungen Leuten die Anwartſchafft zu einer gewiſſen Charge verſprechen, wohl in Acht zu nehmen, und thun ſie wohl, wenn ſie entweder gar keine von ſich geben, ſondern denjenigen, die in dem geheimen Conſilio darum Anſu- chung thun, eine Recognition ertheilen laſſen, daß ſie ſich, wenn ſich eine Stelle erledigen wuͤrde, dißfalls melden moͤchten, da ſie denn mit weiterer Reſolution verſehen werden ſolten, oder doch ſolche Bedingungs-weiſe einrichten, wenn ſie nemlich in ihren angefangenen Fleiſſe fortfahren wuͤrden. Denn es geſchiehet ſonſt nicht ſelten, daß, wenn junge Leute, die erſtlich alle gute Hoffnung von ſich gegeben, einen ſol- chen Expectanz-Schein ausgewuͤrcket, her- nach vom ihren Fleiſſe nachlaſſen, und wieder anfangen, ſich auf die faule Seite zu legen, und dencken, Sereniſſimus habe ihnen einmahl un- ter ſeiner Hand und Siegel die Charge ver- ſprochen, es koͤnne niemand ihnen ſolche neh- men. Hingegen, wenn ſie ihnen nicht pure, ſondern ſub conditione zugeſagt, daferne ſie ſich gehoͤriger Maſſen dazu qualificiren wuͤr- den, ſo werden ſie zu mehrerm Fleiß angetrie- ben.

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 816. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/836>, abgerufen am 23.11.2024.