seyn, daß sie von denen Partheyen, es geschehe nun solches directe oder indirecte, durch sie selbst oder ihre Weiber und andere Angehöri- ge, keine Geschencke nehmen, sondern sich an ih- ren Sold begnügen lassen. Wenn ein Lan- des-Fürst erfähret, daß sich solche zu Beugung und Verkehrung des Rechts gantz und gar be- stechen lassen, so sind sie sofort abzudancken. Haben sie aber in einer gerechten Sache, es sey vorher oder hernach, Geschencke genommen, sind sie dennoch mit Straffe anzusehen.
§. 14. Ein Fürst muß die guten merita und Dienste seiner Bedienten fürstlich recom- pensiren und belohnen, denn hierinnen hat ein Fürst eine grosse gloire bey allen Nationen, und wird auf diese Weise ein ieder angefrischt wer- den, etwas extraordinaires zu thun, und alles vor einen solchen Herrn aufzusetzen. Herge- gen, wo es gleich gilt, es thue einer außeror- dentliche gute Dienste, oder nur ordinaire, so werden die Bedienten nicht encouragiret, sich in einem und andern zu signalisiren. Siehe Schröders Fürstliche Schatz- und Rent-Cam- mer, p. 47.
§. 15. Ein Regent hat nicht allein zu consi- deriren, was ein Rath in seiner Praesenz und bey währender deliberation thut, und wie er sich bezeuget, sich nach des Herrn Willen und
Affecten
ſeyn, daß ſie von denen Partheyen, es geſchehe nun ſolches directe oder indirecte, durch ſie ſelbſt oder ihre Weiber und andere Angehoͤri- ge, keine Geſchencke nehmen, ſondern ſich an ih- ren Sold begnuͤgen laſſen. Wenn ein Lan- des-Fuͤrſt erfaͤhret, daß ſich ſolche zu Beugung und Verkehrung des Rechts gantz und gar be- ſtechen laſſen, ſo ſind ſie ſofort abzudancken. Haben ſie aber in einer gerechten Sache, es ſey vorher oder hernach, Geſchencke genommen, ſind ſie dennoch mit Straffe anzuſehen.
§. 14. Ein Fuͤrſt muß die guten merita und Dienſte ſeiner Bedienten fuͤrſtlich recom- penſiren und belohnen, denn hierinnen hat ein Fuͤrſt eine groſſe gloire bey allen Nationen, und wird auf dieſe Weiſe ein ieder angefriſcht wer- den, etwas extraordinaires zu thun, und alles vor einen ſolchen Herrn aufzuſetzen. Herge- gen, wo es gleich gilt, es thue einer außeror- dentliche gute Dienſte, oder nur ordinaire, ſo werden die Bedienten nicht encouragiret, ſich in einem und andern zu ſignaliſiren. Siehe Schroͤders Fuͤrſtliche Schatz- und Rent-Cam- mer, p. 47.
§. 15. Ein Regent hat nicht allein zu conſi- deriren, was ein Rath in ſeiner Præſenz und bey waͤhrender deliberation thut, und wie er ſich bezeuget, ſich nach des Herrn Willen und
Affecten
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0824"n="804"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw>ſeyn, daß ſie von denen Partheyen, es geſchehe<lb/>
nun ſolches <hirendition="#aq">directe</hi> oder <hirendition="#aq">indirecte,</hi> durch ſie<lb/>ſelbſt oder ihre Weiber und andere Angehoͤri-<lb/>
ge, keine Geſchencke nehmen, ſondern ſich an ih-<lb/>
ren Sold begnuͤgen laſſen. Wenn ein Lan-<lb/>
des-Fuͤrſt erfaͤhret, daß ſich ſolche zu Beugung<lb/>
und Verkehrung des Rechts gantz und gar be-<lb/>ſtechen laſſen, ſo ſind ſie ſofort abzudancken.<lb/>
Haben ſie aber in einer gerechten Sache, es ſey<lb/>
vorher oder hernach, Geſchencke genommen,<lb/>ſind ſie dennoch mit Straffe anzuſehen.</p><lb/><p>§. 14. Ein Fuͤrſt muß die guten <hirendition="#aq">merita</hi><lb/>
und Dienſte ſeiner Bedienten fuͤrſtlich <hirendition="#aq">recom-<lb/>
penſi</hi>ren und belohnen, denn hierinnen hat ein<lb/>
Fuͤrſt eine groſſe <hirendition="#aq">gloire</hi> bey allen Nationen, und<lb/>
wird auf dieſe Weiſe ein ieder angefriſcht wer-<lb/>
den, etwas <hirendition="#aq">extraordinai</hi>res zu thun, und alles<lb/>
vor einen ſolchen Herrn aufzuſetzen. Herge-<lb/>
gen, wo es gleich gilt, es thue einer außeror-<lb/>
dentliche gute Dienſte, oder nur <hirendition="#aq">ordinai</hi>re, ſo<lb/>
werden die Bedienten nicht <hirendition="#aq">encouragi</hi>ret, ſich<lb/>
in einem und andern zu <hirendition="#aq">ſignaliſi</hi>ren. Siehe<lb/>
Schroͤders Fuͤrſtliche Schatz- und Rent-Cam-<lb/>
mer, <hirendition="#aq">p.</hi> 47.</p><lb/><p>§. 15. Ein Regent hat nicht allein zu <hirendition="#aq">conſi-<lb/>
deri</hi>ren, was ein Rath in ſeiner <hirendition="#aq">Præſenz</hi> und<lb/>
bey waͤhrender <hirendition="#aq">deliberation</hi> thut, und wie er<lb/>ſich bezeuget, ſich nach des Herrn Willen und<lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Affect</hi>en</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[804/0824]
ſeyn, daß ſie von denen Partheyen, es geſchehe
nun ſolches directe oder indirecte, durch ſie
ſelbſt oder ihre Weiber und andere Angehoͤri-
ge, keine Geſchencke nehmen, ſondern ſich an ih-
ren Sold begnuͤgen laſſen. Wenn ein Lan-
des-Fuͤrſt erfaͤhret, daß ſich ſolche zu Beugung
und Verkehrung des Rechts gantz und gar be-
ſtechen laſſen, ſo ſind ſie ſofort abzudancken.
Haben ſie aber in einer gerechten Sache, es ſey
vorher oder hernach, Geſchencke genommen,
ſind ſie dennoch mit Straffe anzuſehen.
§. 14. Ein Fuͤrſt muß die guten merita
und Dienſte ſeiner Bedienten fuͤrſtlich recom-
penſiren und belohnen, denn hierinnen hat ein
Fuͤrſt eine groſſe gloire bey allen Nationen, und
wird auf dieſe Weiſe ein ieder angefriſcht wer-
den, etwas extraordinaires zu thun, und alles
vor einen ſolchen Herrn aufzuſetzen. Herge-
gen, wo es gleich gilt, es thue einer außeror-
dentliche gute Dienſte, oder nur ordinaire, ſo
werden die Bedienten nicht encouragiret, ſich
in einem und andern zu ſignaliſiren. Siehe
Schroͤders Fuͤrſtliche Schatz- und Rent-Cam-
mer, p. 47.
§. 15. Ein Regent hat nicht allein zu conſi-
deriren, was ein Rath in ſeiner Præſenz und
bey waͤhrender deliberation thut, und wie er
ſich bezeuget, ſich nach des Herrn Willen und
Affecten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 804. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/824>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.