Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



gen, die sich nur in Ansehung ihres grossen Ver-
mögens adeln lassen, nicht allezeit grosse Ehre.
Denn dieses sindschlechte Metiren. Daher han-
deln Regenten wohl, wenn sie solchen Leuten,
auf ihr Begehren, nach Erlegung einer gewis-
sen Summe Geldes, zwar den Adel-Stand
conferiren, sie aber im übrigen, wenn sie sich
sonst nicht darbey signalisiren, den alten von
Adel nicht gleich schätzen, denn wenn das Geld
die Ehre zuwege bringen soll, so müsten viele
Kauffleute und Juden den Adel-Stand erlan-
gen, hingegen andere gute und rechtschaffene
von Adel das Nachsehen haben.

§. 22. Wenn gewisse Turniere und Rit-
ter-Spiele gehalten werden, so pflegen die Lan-
des-Fürsten nur diejenigen von Adel dazu zu
admittiren, die ihrer Ahnen wegen sich gebüh-
rend legitimiren können, die andern aber hie-
von auszuschliessen. Jngleichen werden auch
die neuen Geschlechter nicht leichtlich auf den
Land- und Ausschuß-Tägen zum Voto und zur
Session gelassen, oder vor Stiffts-mäßig ge-
halten, in die Dom-Capitul recipirt zu wer-
den.

§. 23. Es pflegen einige Regenten, die auf
die Conservation der Adelichen Familien be-
dacht sind, in gewissen Mandaten bey Straffe
zu verbiethen, daß sich einer nicht mit Leuten

von



gen, die ſich nur in Anſehung ihres groſſen Ver-
moͤgens adeln laſſen, nicht allezeit groſſe Ehre.
Denn dieſes ſindſchlechte Metiren. Daher han-
deln Regenten wohl, wenn ſie ſolchen Leuten,
auf ihr Begehren, nach Erlegung einer gewiſ-
ſen Summe Geldes, zwar den Adel-Stand
conferiren, ſie aber im uͤbrigen, wenn ſie ſich
ſonſt nicht darbey ſignaliſiren, den alten von
Adel nicht gleich ſchaͤtzen, denn wenn das Geld
die Ehre zuwege bringen ſoll, ſo muͤſten viele
Kauffleute und Juden den Adel-Stand erlan-
gen, hingegen andere gute und rechtſchaffene
von Adel das Nachſehen haben.

§. 22. Wenn gewiſſe Turniere und Rit-
ter-Spiele gehalten werden, ſo pflegen die Lan-
des-Fuͤrſten nur diejenigen von Adel dazu zu
admittiren, die ihrer Ahnen wegen ſich gebuͤh-
rend legitimiren koͤnnen, die andern aber hie-
von auszuſchlieſſen. Jngleichen werden auch
die neuen Geſchlechter nicht leichtlich auf den
Land- und Ausſchuß-Taͤgen zum Voto und zur
Seſſion gelaſſen, oder vor Stiffts-maͤßig ge-
halten, in die Dom-Capitul recipirt zu wer-
den.

§. 23. Es pflegen einige Regenten, die auf
die Conſervation der Adelichen Familien be-
dacht ſind, in gewiſſen Mandaten bey Straffe
zu verbiethen, daß ſich einer nicht mit Leuten

von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0815" n="795"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> gen, die &#x017F;ich nur in An&#x017F;ehung ihres gro&#x017F;&#x017F;en Ver-<lb/>
mo&#x0364;gens adeln la&#x017F;&#x017F;en, nicht allezeit gro&#x017F;&#x017F;e Ehre.<lb/>
Denn die&#x017F;es &#x017F;ind&#x017F;chlechte <hi rendition="#aq">Metir</hi>en. Daher han-<lb/>
deln Regenten wohl, wenn &#x017F;ie &#x017F;olchen Leuten,<lb/>
auf ihr Begehren, nach Erlegung einer gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Summe Geldes, zwar den Adel-Stand<lb/><hi rendition="#aq">conferi</hi>ren, &#x017F;ie aber im u&#x0364;brigen, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t nicht darbey <hi rendition="#aq">&#x017F;ignali&#x017F;i</hi>ren, den alten von<lb/>
Adel nicht gleich &#x017F;cha&#x0364;tzen, denn wenn das Geld<lb/>
die Ehre zuwege bringen &#x017F;oll, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;ten viele<lb/>
Kauffleute und Juden den Adel-Stand erlan-<lb/>
gen, hingegen andere gute und recht&#x017F;chaffene<lb/>
von Adel das Nach&#x017F;ehen haben.</p><lb/>
        <p>§. 22. Wenn gewi&#x017F;&#x017F;e Turniere und Rit-<lb/>
ter-Spiele gehalten werden, &#x017F;o pflegen die Lan-<lb/>
des-Fu&#x0364;r&#x017F;ten nur diejenigen von Adel dazu zu<lb/><hi rendition="#aq">admitti</hi>ren, die ihrer Ahnen wegen &#x017F;ich gebu&#x0364;h-<lb/>
rend <hi rendition="#aq">legitimir</hi>en ko&#x0364;nnen, die andern aber hie-<lb/>
von auszu&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en. Jngleichen werden auch<lb/>
die neuen Ge&#x017F;chlechter nicht leichtlich auf den<lb/>
Land- und Aus&#x017F;chuß-Ta&#x0364;gen zum <hi rendition="#aq">Voto</hi> und zur<lb/><hi rendition="#aq">Se&#x017F;&#x017F;ion</hi> gela&#x017F;&#x017F;en, oder vor Stiffts-ma&#x0364;ßig ge-<lb/>
halten, in die Dom-Capitul <hi rendition="#aq">recipi</hi>rt zu wer-<lb/>
den.</p><lb/>
        <p>§. 23. Es pflegen einige Regenten, die auf<lb/>
die <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ervation</hi> der Adelichen Familien be-<lb/>
dacht &#x017F;ind, in gewi&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Mandat</hi>en bey Straffe<lb/>
zu verbiethen, daß &#x017F;ich einer nicht mit Leuten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[795/0815] gen, die ſich nur in Anſehung ihres groſſen Ver- moͤgens adeln laſſen, nicht allezeit groſſe Ehre. Denn dieſes ſindſchlechte Metiren. Daher han- deln Regenten wohl, wenn ſie ſolchen Leuten, auf ihr Begehren, nach Erlegung einer gewiſ- ſen Summe Geldes, zwar den Adel-Stand conferiren, ſie aber im uͤbrigen, wenn ſie ſich ſonſt nicht darbey ſignaliſiren, den alten von Adel nicht gleich ſchaͤtzen, denn wenn das Geld die Ehre zuwege bringen ſoll, ſo muͤſten viele Kauffleute und Juden den Adel-Stand erlan- gen, hingegen andere gute und rechtſchaffene von Adel das Nachſehen haben. §. 22. Wenn gewiſſe Turniere und Rit- ter-Spiele gehalten werden, ſo pflegen die Lan- des-Fuͤrſten nur diejenigen von Adel dazu zu admittiren, die ihrer Ahnen wegen ſich gebuͤh- rend legitimiren koͤnnen, die andern aber hie- von auszuſchlieſſen. Jngleichen werden auch die neuen Geſchlechter nicht leichtlich auf den Land- und Ausſchuß-Taͤgen zum Voto und zur Seſſion gelaſſen, oder vor Stiffts-maͤßig ge- halten, in die Dom-Capitul recipirt zu wer- den. §. 23. Es pflegen einige Regenten, die auf die Conſervation der Adelichen Familien be- dacht ſind, in gewiſſen Mandaten bey Straffe zu verbiethen, daß ſich einer nicht mit Leuten von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/815
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 795. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/815>, abgerufen am 23.11.2024.