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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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verrichten. Jn Ansehung der erstern thun
Regenten wohl, wenn sie solchen Leuten, die bloß
durch ihre Gelder oder Weiber geehret seyn
wollen, bey gewissen Umständen ihre ambition
theuer bezahlen lassen, und sie auch bey den
Kopff-Geldern ziemlich hoch taxiren. Den
letzten aber, die in einer gewissen Function fleißig
sind, und in Stille seyn und hoffen auf den Expe-
ctant
en-Bänckgen, ihre Verbesserung durch
würckliche Genüssung der ordentlichen gagen
erwarten müssen, sind die Praedicate entweder
freywillig und ohne ihr Ansuchen bey zulegen,
oder so fort so bald sie darinnen Anwerbung
thun, ohne Endgeld zu conferiren.

§. 18. Es handelt ein Regente sehr weißlich,
wenn er nicht allein diejenigen, die aus gerin-
gen Stande sind, sich aber durch etwas sonder-
liches signalisiret, mit denen adelichen Digni-
taet
en begnadiget, sondern auch allen seinen Be-
dienten und Unterthanen anbefiehlet, solche in
allen Stücken denen Adelichen Geschlechtern
gleich zu schützen. Es ist gewiß nicht zu loben,
wenn einige von Adel solche Leute ohne Unter-
scheid geringe halten, und sich mehr als sie ein-
bilden wollen, da doch vor eine weit grössere Eh-
re zu achten, wenn man durch seine eigne rühmli-
che Thaten den Adelstand selbst erwirbt, als ihn
ohne sein Zuthun von seinen Vorfahren ererbet.

Es



verrichten. Jn Anſehung der erſtern thun
Regenten wohl, wenn ſie ſolchen Leuten, die bloß
durch ihre Gelder oder Weiber geehret ſeyn
wollen, bey gewiſſen Umſtaͤnden ihre ambition
theuer bezahlen laſſen, und ſie auch bey den
Kopff-Geldern ziemlich hoch taxiren. Den
letzten aber, die in einer gewiſſen Function fleißig
ſind, und in Stille ſeyn und hoffen auf den Expe-
ctant
en-Baͤnckgen, ihre Verbeſſerung durch
wuͤrckliche Genuͤſſung der ordentlichen gagen
erwarten muͤſſen, ſind die Prædicate entweder
freywillig und ohne ihr Anſuchen bey zulegen,
oder ſo fort ſo bald ſie darinnen Anwerbung
thun, ohne Endgeld zu conferiren.

§. 18. Es handelt ein Regente ſehr weißlich,
wenn er nicht allein diejenigen, die aus gerin-
gen Stande ſind, ſich aber durch etwas ſonder-
liches ſignaliſiret, mit denen adelichen Digni-
tæt
en begnadiget, ſondern auch allen ſeinen Be-
dienten und Unterthanen anbefiehlet, ſolche in
allen Stuͤcken denen Adelichen Geſchlechtern
gleich zu ſchuͤtzen. Es iſt gewiß nicht zu loben,
wenn einige von Adel ſolche Leute ohne Unter-
ſcheid geringe halten, und ſich mehr als ſie ein-
bilden wollen, da doch vor eine weit groͤſſere Eh-
re zu achten, wenn man durch ſeine eigne ruͤhmli-
che Thaten den Adelſtand ſelbſt erwirbt, als ihn
ohne ſein Zuthun von ſeinen Vorfahren ererbet.

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[792/0812] verrichten. Jn Anſehung der erſtern thun Regenten wohl, wenn ſie ſolchen Leuten, die bloß durch ihre Gelder oder Weiber geehret ſeyn wollen, bey gewiſſen Umſtaͤnden ihre ambition theuer bezahlen laſſen, und ſie auch bey den Kopff-Geldern ziemlich hoch taxiren. Den letzten aber, die in einer gewiſſen Function fleißig ſind, und in Stille ſeyn und hoffen auf den Expe- ctanten-Baͤnckgen, ihre Verbeſſerung durch wuͤrckliche Genuͤſſung der ordentlichen gagen erwarten muͤſſen, ſind die Prædicate entweder freywillig und ohne ihr Anſuchen bey zulegen, oder ſo fort ſo bald ſie darinnen Anwerbung thun, ohne Endgeld zu conferiren. §. 18. Es handelt ein Regente ſehr weißlich, wenn er nicht allein diejenigen, die aus gerin- gen Stande ſind, ſich aber durch etwas ſonder- liches ſignaliſiret, mit denen adelichen Digni- tæten begnadiget, ſondern auch allen ſeinen Be- dienten und Unterthanen anbefiehlet, ſolche in allen Stuͤcken denen Adelichen Geſchlechtern gleich zu ſchuͤtzen. Es iſt gewiß nicht zu loben, wenn einige von Adel ſolche Leute ohne Unter- ſcheid geringe halten, und ſich mehr als ſie ein- bilden wollen, da doch vor eine weit groͤſſere Eh- re zu achten, wenn man durch ſeine eigne ruͤhmli- che Thaten den Adelſtand ſelbſt erwirbt, als ihn ohne ſein Zuthun von ſeinen Vorfahren ererbet. Es

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 792. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/812>, abgerufen am 23.07.2024.