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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Staat fahren dürffe, und ist solches an denjeni-
gen Höffen, wo eine gute Ordnung anzutref-
fen, ebenfalls determiniret, ingleichen mit wie-
viel Gerichten sich einer soll tractiren lassen, o-
der wie er sich nach dem Unterscheid seines Am-
tes und Standes in Kleidungen aufführen
soll u. s. w. welches in den Policey-Ordnungen
ausgemacht wird, wiewohl man dieses alles
insgemein nicht so gar genau in Acht nimmt,
sondern die meisten richten sich in fahren, in es-
sen, in ihrer Kleidung us.f. nach ihrer caprice
und nach ihrem Beutel.

§. 17. Es ist gar gewöhnlich, daß an den
Höffen bißweilen unterschiedene Leute um den
Titul oder das Praedicat anhalten. Manche
thun es aus Hochmuth, weil sie Geld genug ha-
ben, den Titul zu bezahlen und auch dem Titul
gemäß sich aufzuführen, inzwischen aber entwe-
der zu ungeschickt, oder zu commode sind eine
Bedienung zu verwalten, und doch nicht gerne
so schlechtweg in der Welt leben wollen. An-
dere einer Mariage wegen, weil sie sonst ein ge-
wiß Frauenzimmer, die mit aller Gewalt einen
mit einen Character begabten Mann haben will,
nicht bekommen können. Noch andere, weil sie
wissen, daß sie zu einer Function, davon sie sich
das Praedicat ausbitten, capable sind, und auch
allbereits die Dienste in derselben Expedition

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Staat fahren duͤrffe, und iſt ſolches an denjeni-
gen Hoͤffen, wo eine gute Ordnung anzutref-
fen, ebenfalls determiniret, ingleichen mit wie-
viel Gerichten ſich einer ſoll tractiren laſſen, o-
der wie er ſich nach dem Unterſcheid ſeines Am-
tes und Standes in Kleidungen auffuͤhren
ſoll u. ſ. w. welches in den Policey-Ordnungen
ausgemacht wird, wiewohl man dieſes alles
insgemein nicht ſo gar genau in Acht nimmt,
ſondern die meiſten richten ſich in fahren, in eſ-
ſen, in ihrer Kleidung uſ.f. nach ihrer caprice
und nach ihrem Beutel.

§. 17. Es iſt gar gewoͤhnlich, daß an den
Hoͤffen bißweilen unterſchiedene Leute um den
Titul oder das Prædicat anhalten. Manche
thun es aus Hochmuth, weil ſie Geld genug ha-
ben, den Titul zu bezahlen und auch dem Titul
gemaͤß ſich aufzufuͤhren, inzwiſchen aber entwe-
der zu ungeſchickt, oder zu commode ſind eine
Bedienung zu verwalten, und doch nicht gerne
ſo ſchlechtweg in der Welt leben wollen. An-
dere einer Mariage wegen, weil ſie ſonſt ein ge-
wiß Frauenzimmer, die mit aller Gewalt einen
mit einen Character begabten Mañ haben will,
nicht bekommen koͤnnen. Noch andere, weil ſie
wiſſen, daß ſie zu einer Function, davon ſie ſich
das Prædicat ausbitten, capable ſind, und auch
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[791/0811] Staat fahren duͤrffe, und iſt ſolches an denjeni- gen Hoͤffen, wo eine gute Ordnung anzutref- fen, ebenfalls determiniret, ingleichen mit wie- viel Gerichten ſich einer ſoll tractiren laſſen, o- der wie er ſich nach dem Unterſcheid ſeines Am- tes und Standes in Kleidungen auffuͤhren ſoll u. ſ. w. welches in den Policey-Ordnungen ausgemacht wird, wiewohl man dieſes alles insgemein nicht ſo gar genau in Acht nimmt, ſondern die meiſten richten ſich in fahren, in eſ- ſen, in ihrer Kleidung uſ.f. nach ihrer caprice und nach ihrem Beutel. §. 17. Es iſt gar gewoͤhnlich, daß an den Hoͤffen bißweilen unterſchiedene Leute um den Titul oder das Prædicat anhalten. Manche thun es aus Hochmuth, weil ſie Geld genug ha- ben, den Titul zu bezahlen und auch dem Titul gemaͤß ſich aufzufuͤhren, inzwiſchen aber entwe- der zu ungeſchickt, oder zu commode ſind eine Bedienung zu verwalten, und doch nicht gerne ſo ſchlechtweg in der Welt leben wollen. An- dere einer Mariage wegen, weil ſie ſonſt ein ge- wiß Frauenzimmer, die mit aller Gewalt einen mit einen Character begabten Mañ haben will, nicht bekommen koͤnnen. Noch andere, weil ſie wiſſen, daß ſie zu einer Function, davon ſie ſich das Prædicat ausbitten, capable ſind, und auch allbereits die Dienſte in derſelben Expedition ver- D d d 4

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 791. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/811>, abgerufen am 26.11.2024.