Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



als den Land-Medicum, kreysende Frauen, u. s.
w. aufführen solle. Siehe die Altenburgische
Hebammen-Ordnung.

§. 20. Es ist sehr wohl gethan, wenn in ei-
nem iedweden Lande gewisse Gesundheits-Rä-
the bestellet werden. Jhr Amt muß darin-
nen bestehen, daß sie, so viel als möglich, Sorge
tragen, daß alles, was zur Gesundheit dienlich,
anbefohlen, was aber Kranckheiten bey Men-
schen und Vieh verursachen kan, verbothen
werde. Dannenhero müssen sie wohl zuse-
hen, daß nichts von ungesunden Eß-Waaren,
als Kranckheiten verursachenden Fischen, Flei-
schen, Gifft bey sich führenden Obste, Erd-Ge-
wächsen und andern übeln Speisen, ingleichen
von fremden, und denen in andern Ländern
zwar gesunden, aber in dieser oder jener Pro-
vintz wegen andrer Beschaffenheit der mensch-
lichen Cörper nachtheiligen Specereyen ver-
kaufft, oder zu täglichen Gebrauch verstattet
werde; noch auch die Bier-Brauer das Ge-
träncke ungesund bereiten, die Wein-Schen-
cken die Weine nicht mit solchen Sachen, wel-
che den Menschen nicht allein lahm und con-
tract
machen, sondern auch allmählig verzeh-
ren, oder ihn gar plötzlich das Leben nehmen,
recht mörderischer Weise mischen. Deswe-
gen kommt ihnen zu, so bald sie nur dergleichen

schäd-



als den Land-Medicum, kreyſende Frauen, u. ſ.
w. auffuͤhren ſolle. Siehe die Altenburgiſche
Hebammen-Ordnung.

§. 20. Es iſt ſehr wohl gethan, wenn in ei-
nem iedweden Lande gewiſſe Geſundheits-Raͤ-
the beſtellet werden. Jhr Amt muß darin-
nen beſtehen, daß ſie, ſo viel als moͤglich, Sorge
tragen, daß alles, was zur Geſundheit dienlich,
anbefohlen, was aber Kranckheiten bey Men-
ſchen und Vieh verurſachen kan, verbothen
werde. Dannenhero muͤſſen ſie wohl zuſe-
hen, daß nichts von ungeſunden Eß-Waaren,
als Kranckheiten verurſachenden Fiſchen, Flei-
ſchen, Gifft bey ſich fuͤhrenden Obſte, Erd-Ge-
waͤchſen und andern uͤbeln Speiſen, ingleichen
von fremden, und denen in andern Laͤndern
zwar geſunden, aber in dieſer oder jener Pro-
vintz wegen andrer Beſchaffenheit der menſch-
lichen Coͤrper nachtheiligen Specereyen ver-
kaufft, oder zu taͤglichen Gebrauch verſtattet
werde; noch auch die Bier-Brauer das Ge-
traͤncke ungeſund bereiten, die Wein-Schen-
cken die Weine nicht mit ſolchen Sachen, wel-
che den Menſchen nicht allein lahm und con-
tract
machen, ſondern auch allmaͤhlig verzeh-
ren, oder ihn gar ploͤtzlich das Leben nehmen,
recht moͤrderiſcher Weiſe miſchen. Deswe-
gen kommt ihnen zu, ſo bald ſie nur dergleichen

ſchaͤd-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0783" n="763"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> als den Land-<hi rendition="#aq">Medicum,</hi> krey&#x017F;ende Frauen, u. &#x017F;.<lb/>
w. auffu&#x0364;hren &#x017F;olle. Siehe die Altenburgi&#x017F;che<lb/>
Hebammen-Ordnung.</p><lb/>
        <p>§. 20. Es i&#x017F;t &#x017F;ehr wohl gethan, wenn in ei-<lb/>
nem iedweden Lande gewi&#x017F;&#x017F;e Ge&#x017F;undheits-Ra&#x0364;-<lb/>
the be&#x017F;tellet werden. Jhr Amt muß darin-<lb/>
nen be&#x017F;tehen, daß &#x017F;ie, &#x017F;o viel als mo&#x0364;glich, Sorge<lb/>
tragen, daß alles, was zur Ge&#x017F;undheit dienlich,<lb/>
anbefohlen, was aber Kranckheiten bey Men-<lb/>
&#x017F;chen und Vieh verur&#x017F;achen kan, verbothen<lb/>
werde. Dannenhero mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie wohl zu&#x017F;e-<lb/>
hen, daß nichts von unge&#x017F;unden Eß-Waaren,<lb/>
als Kranckheiten verur&#x017F;achenden Fi&#x017F;chen, Flei-<lb/>
&#x017F;chen, Gifft bey &#x017F;ich fu&#x0364;hrenden Ob&#x017F;te, Erd-Ge-<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;en und andern u&#x0364;beln Spei&#x017F;en, ingleichen<lb/>
von fremden, und denen in andern La&#x0364;ndern<lb/>
zwar ge&#x017F;unden, aber in die&#x017F;er oder jener Pro-<lb/>
vintz wegen andrer Be&#x017F;chaffenheit der men&#x017F;ch-<lb/>
lichen Co&#x0364;rper nachtheiligen Specereyen ver-<lb/>
kaufft, oder zu ta&#x0364;glichen Gebrauch ver&#x017F;tattet<lb/>
werde; noch auch die Bier-Brauer das Ge-<lb/>
tra&#x0364;ncke unge&#x017F;und bereiten, die Wein-Schen-<lb/>
cken die Weine nicht mit &#x017F;olchen Sachen, wel-<lb/>
che den Men&#x017F;chen nicht allein lahm und <hi rendition="#aq">con-<lb/>
tract</hi> machen, &#x017F;ondern auch allma&#x0364;hlig verzeh-<lb/>
ren, oder ihn gar plo&#x0364;tzlich das Leben nehmen,<lb/>
recht mo&#x0364;rderi&#x017F;cher Wei&#x017F;e mi&#x017F;chen. Deswe-<lb/>
gen kommt ihnen zu, &#x017F;o bald &#x017F;ie nur dergleichen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;cha&#x0364;d-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[763/0783] als den Land-Medicum, kreyſende Frauen, u. ſ. w. auffuͤhren ſolle. Siehe die Altenburgiſche Hebammen-Ordnung. §. 20. Es iſt ſehr wohl gethan, wenn in ei- nem iedweden Lande gewiſſe Geſundheits-Raͤ- the beſtellet werden. Jhr Amt muß darin- nen beſtehen, daß ſie, ſo viel als moͤglich, Sorge tragen, daß alles, was zur Geſundheit dienlich, anbefohlen, was aber Kranckheiten bey Men- ſchen und Vieh verurſachen kan, verbothen werde. Dannenhero muͤſſen ſie wohl zuſe- hen, daß nichts von ungeſunden Eß-Waaren, als Kranckheiten verurſachenden Fiſchen, Flei- ſchen, Gifft bey ſich fuͤhrenden Obſte, Erd-Ge- waͤchſen und andern uͤbeln Speiſen, ingleichen von fremden, und denen in andern Laͤndern zwar geſunden, aber in dieſer oder jener Pro- vintz wegen andrer Beſchaffenheit der menſch- lichen Coͤrper nachtheiligen Specereyen ver- kaufft, oder zu taͤglichen Gebrauch verſtattet werde; noch auch die Bier-Brauer das Ge- traͤncke ungeſund bereiten, die Wein-Schen- cken die Weine nicht mit ſolchen Sachen, wel- che den Menſchen nicht allein lahm und con- tract machen, ſondern auch allmaͤhlig verzeh- ren, oder ihn gar ploͤtzlich das Leben nehmen, recht moͤrderiſcher Weiſe miſchen. Deswe- gen kommt ihnen zu, ſo bald ſie nur dergleichen ſchaͤd-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/783
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 763. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/783>, abgerufen am 22.11.2024.