einigen gelehrten, bewährten und uninteressir- Medicis examiniren lassen, damit man erfahre, ob sie die nöthige Capacität haben, ihren Pa- tienten, die sich ihren Händen anvertrauen, zu assistiren. Man muß sich auch bey denen Pa- tienten, bey denen sie ihre Curen angestellet, er- kundigen, wie sie mit ihnen zufrieden gewesen, und ihre Curen abgelauffen, damit nicht man- che durch dergleichen unerfahrne Aertzte um sei- ne Gesundheit, Leib und Leben komme. Gleich- wie aber kein Zweiffel, daß bisweilen derglei- chen Leute Mittel besitzen, die gar guten effect haben, und wohl denen gelehrtesten Medicis selbst unbekandt sind. Also haben die hohen Landes-Obrigkeiten auch solche moderation hierinnen zu gebrauchen, daß sie nicht ohne Un- terscheid, und auff das blosse Anregen gewisser interessirten Medicorum, solchen Leuten, wenn sie erfahren, daß sie unterschiedene glückliche Cu- ren abgeleget, das Curiren verwehren.
§. 16. Es wird nicht leichtlich eine Messe o- der ein Jahrmarckt gehalten, auff welchen man nicht einen oder etzliche Zahn-Aertzte antrifft. Einige schlagen theatra auff, und exerciren auff demselben nach ihren Unterscheid theils ih- re Künste, theils ihre Betrügereyen, andere reiten auff den Marckte herum, und locken mit ihrem Geschrey einfältige Käuffer an sich.
Gleich-
einigen gelehrten, bewaͤhrten und uninteresſir- Medicis examiniren laſſen, damit man erfahre, ob ſie die noͤthige Capacitaͤt haben, ihren Pa- tienten, die ſich ihren Haͤnden anvertrauen, zu aſſiſtiren. Man muß ſich auch bey denen Pa- tienten, bey denen ſie ihre Curen angeſtellet, er- kundigen, wie ſie mit ihnen zufrieden geweſen, und ihre Curen abgelauffen, damit nicht man- che durch dergleichen unerfahrne Aertzte um ſei- ne Geſundheit, Leib und Leben komme. Gleich- wie aber kein Zweiffel, daß bisweilen derglei- chen Leute Mittel beſitzen, die gar guten effect haben, und wohl denen gelehrteſten Medicis ſelbſt unbekandt ſind. Alſo haben die hohen Landes-Obrigkeiten auch ſolche moderation hierinnen zu gebrauchen, daß ſie nicht ohne Un- terſcheid, und auff das bloſſe Anregen gewiſſer interesſirten Medicorum, ſolchen Leuten, wenn ſie erfahren, daß ſie unterſchiedene gluͤckliche Cu- ren abgeleget, das Curiren verwehren.
§. 16. Es wird nicht leichtlich eine Meſſe o- der ein Jahrmarckt gehalten, auff welchen man nicht einen oder etzliche Zahn-Aertzte antrifft. Einige ſchlagen theatra auff, und exerciren auff demſelben nach ihren Unterſcheid theils ih- re Kuͤnſte, theils ihre Betruͤgereyen, andere reiten auff den Marckte herum, und locken mit ihrem Geſchrey einfaͤltige Kaͤuffer an ſich.
Gleich-
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einigen gelehrten, bewaͤhrten und uninteresſir-
Medicis examiniren laſſen, damit man erfahre,
ob ſie die noͤthige Capacitaͤt haben, ihren Pa-
tienten, die ſich ihren Haͤnden anvertrauen, zu
aſſiſtiren. Man muß ſich auch bey denen Pa-
tienten, bey denen ſie ihre Curen angeſtellet, er-
kundigen, wie ſie mit ihnen zufrieden geweſen,
und ihre Curen abgelauffen, damit nicht man-
che durch dergleichen unerfahrne Aertzte um ſei-
ne Geſundheit, Leib und Leben komme. Gleich-
wie aber kein Zweiffel, daß bisweilen derglei-
chen Leute Mittel beſitzen, die gar guten effect
haben, und wohl denen gelehrteſten Medicis
ſelbſt unbekandt ſind. Alſo haben die hohen
Landes-Obrigkeiten auch ſolche moderation
hierinnen zu gebrauchen, daß ſie nicht ohne Un-
terſcheid, und auff das bloſſe Anregen gewiſſer
interesſirten Medicorum, ſolchen Leuten, wenn
ſie erfahren, daß ſie unterſchiedene gluͤckliche Cu-
ren abgeleget, das Curiren verwehren.
§. 16. Es wird nicht leichtlich eine Meſſe o-
der ein Jahrmarckt gehalten, auff welchen man
nicht einen oder etzliche Zahn-Aertzte antrifft.
Einige ſchlagen theatra auff, und exerciren
auff demſelben nach ihren Unterſcheid theils ih-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/776>, abgerufen am 22.11.2024.
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