tzund haben. Wenn die Advocaten die un- terschiedenen Observantien der Rechts-Colle- giorum wissen, so wenden sie öffters wider die Urtheile Leuterungen ein, und die Abschiede, die den Rechten gar sehr convenient sind, werden nicht selten geändert, bloß deswegen, weil sie der Observanz desjenigen Rechts-Collegii, an welches die Acta überschicket werden, zuwider sind. Und werden die Acta bald in dieses, bald in jenes Rechts-Collegium verschickt, so kön- nen die Processe gar sehr extendiret werden.
§. 34. Da nun aus dergleichen Observan- tien allerhand Beschwerlichkeiten und Verzö- gerungen der Processe zu erwachsen pflegen, so solten die Landes-Fürsten denen Rechts-Colle- giis anbefehlen, daß sie nicht mehr denen bey ih- ren Collegiis eingeführten Observantien, son- dern den vorgeschriebenen Rechten, und wo die Gesetze nichts ausdrücklich verordnen, der Aehnlichkeit der übrigen Rechts-Gründe und den natürlichen Rechten und der gesunden Vernunfft nachgehen solte. v. D. Behrmans Dissertation de Observantiis Collegiorum juridicorum.
§. 35. Es ist von den Landes Fürsten zu sa- gen, daß in allen Städten und Flecken, sie seyn auch so geringe, als sie nur immer wollen, die Bürger-Meister und Stadt-Richter Studia
haben,
tzund haben. Wenn die Advocaten die un- terſchiedenen Obſervantien der Rechts-Colle- giorum wiſſen, ſo wenden ſie oͤffters wider die Urtheile Leuterungen ein, und die Abſchiede, die den Rechten gar ſehr convenient ſind, werden nicht ſelten geaͤndert, bloß deswegen, weil ſie der Obſervanz desjenigen Rechts-Collegii, an welches die Acta uͤberſchicket werden, zuwider ſind. Und werden die Acta bald in dieſes, bald in jenes Rechts-Collegium verſchickt, ſo koͤn- nen die Proceſſe gar ſehr extendiret werden.
§. 34. Da nun aus dergleichen Obſervan- tien allerhand Beſchwerlichkeiten und Verzoͤ- gerungen der Proceſſe zu erwachſen pflegen, ſo ſolten die Landes-Fuͤrſten denen Rechts-Colle- giis anbefehlen, daß ſie nicht mehr denen bey ih- ren Collegiis eingefuͤhrten Obſervantien, ſon- dern den vorgeſchriebenen Rechten, und wo die Geſetze nichts ausdruͤcklich verordnen, der Aehnlichkeit der uͤbrigen Rechts-Gruͤnde und den natuͤrlichen Rechten und der geſunden Vernunfft nachgehen ſolte. v. D. Behrmans Diſſertation de Obſervantiis Collegiorum juridicorum.
§. 35. Es iſt von den Landes Fuͤrſten zu ſa- gen, daß in allen Staͤdten und Flecken, ſie ſeyn auch ſo geringe, als ſie nur immer wollen, die Buͤrger-Meiſter und Stadt-Richter Studia
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tzund haben. Wenn die Advocaten die un-
terſchiedenen Obſervantien der Rechts-Colle-
giorum wiſſen, ſo wenden ſie oͤffters wider die
Urtheile Leuterungen ein, und die Abſchiede, die
den Rechten gar ſehr convenient ſind, werden
nicht ſelten geaͤndert, bloß deswegen, weil ſie der
Obſervanz desjenigen Rechts-Collegii, an
welches die Acta uͤberſchicket werden, zuwider
ſind. Und werden die Acta bald in dieſes, bald
in jenes Rechts-Collegium verſchickt, ſo koͤn-
nen die Proceſſe gar ſehr extendiret werden.
§. 34. Da nun aus dergleichen Obſervan-
tien allerhand Beſchwerlichkeiten und Verzoͤ-
gerungen der Proceſſe zu erwachſen pflegen, ſo
ſolten die Landes-Fuͤrſten denen Rechts-Colle-
giis anbefehlen, daß ſie nicht mehr denen bey ih-
ren Collegiis eingefuͤhrten Obſervantien, ſon-
dern den vorgeſchriebenen Rechten, und wo die
Geſetze nichts ausdruͤcklich verordnen, der
Aehnlichkeit der uͤbrigen Rechts-Gruͤnde und
den natuͤrlichen Rechten und der geſunden
Vernunfft nachgehen ſolte. v. D. Behrmans
Diſſertation de Obſervantiis Collegiorum
juridicorum.
§. 35. Es iſt von den Landes Fuͤrſten zu ſa-
gen, daß in allen Staͤdten und Flecken, ſie ſeyn
auch ſo geringe, als ſie nur immer wollen, die
Buͤrger-Meiſter und Stadt-Richter Studia
haben,
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/723>, abgerufen am 22.11.2024.
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