Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



schütte, damit die schönen Gebäude hierdurch
nicht etwan unscheinbar werden. Es sind um
die Stadt herum Linden oder andere Bäume
zu setzen, damit zur Sommers-Zeit die Spa-
tzierenden zu Fusse, zu Pferde und auf den Wa-
gen unter dem Schatten derselben sich diverti-
ren können.

§. 49. Wie wären doch hin und wieder in
Policey-Sachen noch manche löbliche Verord-
nungen zu machen, wenn nicht manchen Leuten
mehr mit der Unordnung denn mit guten Ord-
nungen gedienet wäre! Werden von einem
und dem andern dißfalls einige gute Vorschläge
gethan, so heist es gleich, das sind Neurungen,
da sind an manchen Orten so viel Leute, die all-
zugleich entweder mit Recht etwas drein zu
sprechen haben, oder doch mit drein sprechen
wollen, ehe eine Sache zu Stande kommen
kan. Diese sind denn gar selten unter einen
Hut zu bringen. Manche sind wohl gar so un-
besonnen, daß sie heraus fahren und sagen, es
ist nimmermehr nichts gutes an denen, die nur
reformiren wollen, wissen nicht sattsam ehrliche
Leute, die aus Begierde GOttes Ehre und ih-
res Nächsten Wohlfahrt zu befördern, hier
und da heilsame und darbey practicable Consi-
lia
auf das Tapet bringen, von denen Aufschnei-
dern, die aus Interesse unnütze Dinge proje-

ctiren,



ſchuͤtte, damit die ſchoͤnen Gebaͤude hierdurch
nicht etwan unſcheinbar werden. Es ſind um
die Stadt herum Linden oder andere Baͤume
zu ſetzen, damit zur Sommers-Zeit die Spa-
tzierenden zu Fuſſe, zu Pferde und auf den Wa-
gen unter dem Schatten derſelben ſich diverti-
ren koͤnnen.

§. 49. Wie waͤren doch hin und wieder in
Policey-Sachen noch manche loͤbliche Verord-
nungen zu machen, wenn nicht manchen Leuten
mehr mit der Unordnung denn mit guten Ord-
nungen gedienet waͤre! Werden von einem
und dem andern dißfalls einige gute Vorſchlaͤge
gethan, ſo heiſt es gleich, das ſind Neurungen,
da ſind an manchen Orten ſo viel Leute, die all-
zugleich entweder mit Recht etwas drein zu
ſprechen haben, oder doch mit drein ſprechen
wollen, ehe eine Sache zu Stande kommen
kan. Dieſe ſind denn gar ſelten unter einen
Hut zu bringen. Manche ſind wohl gar ſo un-
beſonnen, daß ſie heraus fahren und ſagen, es
iſt nimmermehr nichts gutes an denen, die nur
reformiren wollen, wiſſen nicht ſattſam ehrliche
Leute, die aus Begierde GOttes Ehre und ih-
res Naͤchſten Wohlfahrt zu befoͤrdern, hier
und da heilſame und darbey practicable Conſi-
lia
auf das Tapet bringen, von denen Aufſchnei-
dern, die aus Intereſſe unnuͤtze Dinge proje-

ctiren,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0660" n="640"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> &#x017F;chu&#x0364;tte, damit die &#x017F;cho&#x0364;nen Geba&#x0364;ude hierdurch<lb/>
nicht etwan un&#x017F;cheinbar werden. Es &#x017F;ind um<lb/>
die Stadt herum Linden oder andere Ba&#x0364;ume<lb/>
zu &#x017F;etzen, damit zur Sommers-Zeit die Spa-<lb/>
tzierenden zu Fu&#x017F;&#x017F;e, zu Pferde und auf den Wa-<lb/>
gen unter dem Schatten der&#x017F;elben &#x017F;ich <hi rendition="#aq">diverti-</hi><lb/>
ren ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
        <p>§. 49. Wie wa&#x0364;ren doch hin und wieder in<lb/>
Policey-Sachen noch manche lo&#x0364;bliche Verord-<lb/>
nungen zu machen, wenn nicht manchen Leuten<lb/>
mehr mit der Unordnung denn mit guten Ord-<lb/>
nungen gedienet wa&#x0364;re! Werden von einem<lb/>
und dem andern dißfalls einige gute Vor&#x017F;chla&#x0364;ge<lb/>
gethan, &#x017F;o hei&#x017F;t es gleich, das &#x017F;ind Neurungen,<lb/>
da &#x017F;ind an manchen Orten &#x017F;o viel Leute, die all-<lb/>
zugleich entweder mit Recht etwas drein zu<lb/>
&#x017F;prechen haben, oder doch mit drein &#x017F;prechen<lb/>
wollen, ehe eine Sache zu Stande kommen<lb/>
kan. Die&#x017F;e &#x017F;ind denn gar &#x017F;elten unter einen<lb/>
Hut zu bringen. Manche &#x017F;ind wohl gar &#x017F;o un-<lb/>
be&#x017F;onnen, daß &#x017F;ie heraus fahren und &#x017F;agen, es<lb/>
i&#x017F;t nimmermehr nichts gutes an denen, die nur<lb/><hi rendition="#aq">reformi</hi>ren wollen, wi&#x017F;&#x017F;en nicht &#x017F;att&#x017F;am ehrliche<lb/>
Leute, die aus Begierde GOttes Ehre und ih-<lb/>
res Na&#x0364;ch&#x017F;ten Wohlfahrt zu befo&#x0364;rdern, hier<lb/>
und da heil&#x017F;ame und darbey <hi rendition="#aq">practicable Con&#x017F;i-<lb/>
lia</hi> auf das Tapet bringen, von denen Auf&#x017F;chnei-<lb/>
dern, die aus <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> unnu&#x0364;tze Dinge <hi rendition="#aq">proje-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">cti</hi>ren,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[640/0660] ſchuͤtte, damit die ſchoͤnen Gebaͤude hierdurch nicht etwan unſcheinbar werden. Es ſind um die Stadt herum Linden oder andere Baͤume zu ſetzen, damit zur Sommers-Zeit die Spa- tzierenden zu Fuſſe, zu Pferde und auf den Wa- gen unter dem Schatten derſelben ſich diverti- ren koͤnnen. §. 49. Wie waͤren doch hin und wieder in Policey-Sachen noch manche loͤbliche Verord- nungen zu machen, wenn nicht manchen Leuten mehr mit der Unordnung denn mit guten Ord- nungen gedienet waͤre! Werden von einem und dem andern dißfalls einige gute Vorſchlaͤge gethan, ſo heiſt es gleich, das ſind Neurungen, da ſind an manchen Orten ſo viel Leute, die all- zugleich entweder mit Recht etwas drein zu ſprechen haben, oder doch mit drein ſprechen wollen, ehe eine Sache zu Stande kommen kan. Dieſe ſind denn gar ſelten unter einen Hut zu bringen. Manche ſind wohl gar ſo un- beſonnen, daß ſie heraus fahren und ſagen, es iſt nimmermehr nichts gutes an denen, die nur reformiren wollen, wiſſen nicht ſattſam ehrliche Leute, die aus Begierde GOttes Ehre und ih- res Naͤchſten Wohlfahrt zu befoͤrdern, hier und da heilſame und darbey practicable Conſi- lia auf das Tapet bringen, von denen Aufſchnei- dern, die aus Intereſſe unnuͤtze Dinge proje- ctiren,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/660
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/660>, abgerufen am 22.11.2024.