Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



einer guten Policey darinnen, wenn die Gassen
und Strassen in den grossen Städten reinlich
gehalten werden. Dahero ist von der Stadt-
Obrigkeit nicht nur einem iedweden Einwoh-
ner bey Straffe anzubefehlen, daß er alle Tage,
sonderlich zu der Zeit, wenn es naß und feucht
Wetter ist, vor seinem Hause kehren lasse, son-
dern es sind auch eigne Kärner anzunehmen,
die die in gewissen Hauffen alle Sonnabende
auf den Gassen zusammen gebrachte Unsauber-
keit aus der Stadt und auf das Feld wegfah-
ren, und eigne Leute zu halten, die in Winters-
Zeit auf die Abzüchten und Wasser, so durch
die Stadt fliessen, Acht haben, daß es nicht zu-
frieren sondern stets offen bleibe, damit die Un-
reinigkeit, so etwan dahin ausgeschüttet oder
ausgegossen wird, ihren stetswährenden Ab-
fluß haben möge.

§. 48. Es ist sonst noch eines und das an-
dere, so zum äußerlichen Wohlstand der Stadt
gehöret, anzuordnen, oder zu verbiethen, z. E.
daß diejenigen, so mit Heringen, Picklingen
und andern dergleichen Fisch-Werck handeln,
um des üblen Geruchs willen, zumahl in
Sommers-Zeiten, es nicht in der Stadt, son-
dern vor den Thoren haben sollen, daß man die
Kohlen in der Stadt nicht verkauffe, noch da-
selbst vor den Häusern auf den Gassen aus-

schütte,



einer guten Policey darinnen, wenn die Gaſſen
und Straſſen in den groſſen Staͤdten reinlich
gehalten werden. Dahero iſt von der Stadt-
Obrigkeit nicht nur einem iedweden Einwoh-
ner bey Straffe anzubefehlen, daß er alle Tage,
ſonderlich zu der Zeit, wenn es naß und feucht
Wetter iſt, vor ſeinem Hauſe kehren laſſe, ſon-
dern es ſind auch eigne Kaͤrner anzunehmen,
die die in gewiſſen Hauffen alle Sonnabende
auf den Gaſſen zuſammen gebrachte Unſauber-
keit aus der Stadt und auf das Feld wegfah-
ren, und eigne Leute zu halten, die in Winters-
Zeit auf die Abzuͤchten und Waſſer, ſo durch
die Stadt flieſſen, Acht haben, daß es nicht zu-
frieren ſondern ſtets offen bleibe, damit die Un-
reinigkeit, ſo etwan dahin ausgeſchuͤttet oder
ausgegoſſen wird, ihren ſtetswaͤhrenden Ab-
fluß haben moͤge.

§. 48. Es iſt ſonſt noch eines und das an-
dere, ſo zum aͤußerlichen Wohlſtand der Stadt
gehoͤret, anzuordnen, oder zu verbiethen, z. E.
daß diejenigen, ſo mit Heringen, Picklingen
und andern dergleichen Fiſch-Werck handeln,
um des uͤblen Geruchs willen, zumahl in
Sommers-Zeiten, es nicht in der Stadt, ſon-
dern vor den Thoren haben ſollen, daß man die
Kohlen in der Stadt nicht verkauffe, noch da-
ſelbſt vor den Haͤuſern auf den Gaſſen aus-

ſchuͤtte,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0659" n="639"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> einer guten Policey darinnen, wenn die Ga&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und Stra&#x017F;&#x017F;en in den gro&#x017F;&#x017F;en Sta&#x0364;dten reinlich<lb/>
gehalten werden. Dahero i&#x017F;t von der Stadt-<lb/>
Obrigkeit nicht nur einem iedweden Einwoh-<lb/>
ner bey Straffe anzubefehlen, daß er alle Tage,<lb/>
&#x017F;onderlich zu der Zeit, wenn es naß und feucht<lb/>
Wetter i&#x017F;t, vor &#x017F;einem Hau&#x017F;e kehren la&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;on-<lb/>
dern es &#x017F;ind auch eigne Ka&#x0364;rner anzunehmen,<lb/>
die die in gewi&#x017F;&#x017F;en Hauffen alle Sonnabende<lb/>
auf den Ga&#x017F;&#x017F;en zu&#x017F;ammen gebrachte Un&#x017F;auber-<lb/>
keit aus der Stadt und auf das Feld wegfah-<lb/>
ren, und eigne Leute zu halten, die in Winters-<lb/>
Zeit auf die Abzu&#x0364;chten und Wa&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;o durch<lb/>
die Stadt flie&#x017F;&#x017F;en, Acht haben, daß es nicht zu-<lb/>
frieren &#x017F;ondern &#x017F;tets offen bleibe, damit die Un-<lb/>
reinigkeit, &#x017F;o etwan dahin ausge&#x017F;chu&#x0364;ttet oder<lb/>
ausgego&#x017F;&#x017F;en wird, ihren &#x017F;tetswa&#x0364;hrenden Ab-<lb/>
fluß haben mo&#x0364;ge.</p><lb/>
        <p>§. 48. Es i&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;t noch eines und das an-<lb/>
dere, &#x017F;o zum a&#x0364;ußerlichen Wohl&#x017F;tand der Stadt<lb/>
geho&#x0364;ret, anzuordnen, oder zu verbiethen, z. E.<lb/>
daß diejenigen, &#x017F;o mit Heringen, Picklingen<lb/>
und andern dergleichen Fi&#x017F;ch-Werck handeln,<lb/>
um des u&#x0364;blen Geruchs willen, zumahl in<lb/>
Sommers-Zeiten, es nicht in der Stadt, &#x017F;on-<lb/>
dern vor den Thoren haben &#x017F;ollen, daß man die<lb/>
Kohlen in der Stadt nicht verkauffe, noch da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t vor den Ha&#x0364;u&#x017F;ern auf den Ga&#x017F;&#x017F;en aus-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chu&#x0364;tte,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[639/0659] einer guten Policey darinnen, wenn die Gaſſen und Straſſen in den groſſen Staͤdten reinlich gehalten werden. Dahero iſt von der Stadt- Obrigkeit nicht nur einem iedweden Einwoh- ner bey Straffe anzubefehlen, daß er alle Tage, ſonderlich zu der Zeit, wenn es naß und feucht Wetter iſt, vor ſeinem Hauſe kehren laſſe, ſon- dern es ſind auch eigne Kaͤrner anzunehmen, die die in gewiſſen Hauffen alle Sonnabende auf den Gaſſen zuſammen gebrachte Unſauber- keit aus der Stadt und auf das Feld wegfah- ren, und eigne Leute zu halten, die in Winters- Zeit auf die Abzuͤchten und Waſſer, ſo durch die Stadt flieſſen, Acht haben, daß es nicht zu- frieren ſondern ſtets offen bleibe, damit die Un- reinigkeit, ſo etwan dahin ausgeſchuͤttet oder ausgegoſſen wird, ihren ſtetswaͤhrenden Ab- fluß haben moͤge. §. 48. Es iſt ſonſt noch eines und das an- dere, ſo zum aͤußerlichen Wohlſtand der Stadt gehoͤret, anzuordnen, oder zu verbiethen, z. E. daß diejenigen, ſo mit Heringen, Picklingen und andern dergleichen Fiſch-Werck handeln, um des uͤblen Geruchs willen, zumahl in Sommers-Zeiten, es nicht in der Stadt, ſon- dern vor den Thoren haben ſollen, daß man die Kohlen in der Stadt nicht verkauffe, noch da- ſelbſt vor den Haͤuſern auf den Gaſſen aus- ſchuͤtte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/659
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 639. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/659>, abgerufen am 03.07.2024.