Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



baar mahl visitiren und auff das Armuth Acht
haben müssen, von welchen und dem Hospital-
Verwalter, der Rath iedes Orts jährlich zu
gewisser Zeit Rechnung abzunehmen hat.

§. 15. Bey der Raths-Wahl ist zwar vor-
nehmlich dahin zu sehen, daß diejenigen Perso-
nen, die zu Raths-Membris erwehlet werden
sollen, in den Studiis erfahren, jedoch sind die-
jenigen, die von allerhand zu dem Policey-We-
sen gehörigen Sachen, z. E. den Commercien,
Handwercken, Oeconomie-Wesen, Brau-
Nahrung, u. s. w. Connoisance haben, eben
nicht alle hiervon auszuschliessen, weil sie offter-
mahls über dergleichen Sachen besser raisoni-
ren können als andere, denen in studiis noch so
grosse Erkänntniß beywohnet. Sonderlich
muß man auch auf die Oerter und Städte se-
hen, nachdem es eine Grosse, Mittel-Stadt, oder
Städtgen ist, nachdem müssen auch die
Raths-Herrn in denen Studiis geübt seyn o-
der nicht.

§. 16. Es muß sich niemand in einer Stadt
häußlich setzen und das Bürger-Recht gewin-
nen, der nicht richtige Kundschafft seiner ehrli-
chen Geburt und Herkommens, auch von der
Obrigkeit, darunter er vorhero gewohnet, ein
beglaubtes Attestat, daß er redlich gehandelt
und abgeschieden, vorzulegen, oder in dessen

Mangel



baar mahl viſitiren und auff das Armuth Acht
haben muͤſſen, von welchen und dem Hoſpital-
Verwalter, der Rath iedes Orts jaͤhrlich zu
gewiſſer Zeit Rechnung abzunehmen hat.

§. 15. Bey der Raths-Wahl iſt zwar vor-
nehmlich dahin zu ſehen, daß diejenigen Perſo-
nen, die zu Raths-Membris erwehlet werden
ſollen, in den Studiis erfahren, jedoch ſind die-
jenigen, die von allerhand zu dem Policey-We-
ſen gehoͤrigen Sachen, z. E. den Commercien,
Handwercken, Oeconomie-Weſen, Brau-
Nahrung, u. ſ. w. Connoiſance haben, eben
nicht alle hiervon auszuſchlieſſen, weil ſie offter-
mahls uͤber dergleichen Sachen beſſer raiſoni-
ren koͤnnen als andere, denen in ſtudiis noch ſo
groſſe Erkaͤnntniß beywohnet. Sonderlich
muß man auch auf die Oerter und Staͤdte ſe-
hen, nachdem es eine Groſſe, Mittel-Stadt, oder
Staͤdtgen iſt, nachdem muͤſſen auch die
Raths-Herrn in denen Studiis geuͤbt ſeyn o-
der nicht.

§. 16. Es muß ſich niemand in einer Stadt
haͤußlich ſetzen und das Buͤrger-Recht gewin-
nen, der nicht richtige Kundſchafft ſeiner ehrli-
chen Geburt und Herkommens, auch von der
Obrigkeit, darunter er vorhero gewohnet, ein
beglaubtes Atteſtat, daß er redlich gehandelt
und abgeſchieden, vorzulegen, oder in deſſen

Mangel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0639" n="619"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> baar mahl <hi rendition="#aq">vi&#x017F;iti</hi>ren und auff das Armuth Acht<lb/>
haben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, von welchen und dem Ho&#x017F;pital-<lb/>
Verwalter, der Rath iedes Orts ja&#x0364;hrlich zu<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;er Zeit Rechnung abzunehmen hat.</p><lb/>
        <p>§. 15. Bey der Raths-Wahl i&#x017F;t zwar vor-<lb/>
nehmlich dahin zu &#x017F;ehen, daß diejenigen Per&#x017F;o-<lb/>
nen, die zu Raths-<hi rendition="#aq">Membris</hi> erwehlet werden<lb/>
&#x017F;ollen, in den <hi rendition="#aq">Studiis</hi> erfahren, jedoch &#x017F;ind die-<lb/>
jenigen, die von allerhand zu dem Policey-We-<lb/>
&#x017F;en geho&#x0364;rigen Sachen, z. E. den Commercien,<lb/>
Handwercken, <hi rendition="#aq">Oeconomie-</hi>We&#x017F;en, Brau-<lb/>
Nahrung, u. &#x017F;. w. <hi rendition="#aq">Connoi&#x017F;ance</hi> haben, eben<lb/>
nicht alle hiervon auszu&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, weil &#x017F;ie offter-<lb/>
mahls u&#x0364;ber dergleichen Sachen be&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">rai&#x017F;oni-</hi><lb/>
ren ko&#x0364;nnen als andere, denen in <hi rendition="#aq">&#x017F;tudiis</hi> noch &#x017F;o<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Erka&#x0364;nntniß beywohnet. Sonderlich<lb/>
muß man auch auf die Oerter und Sta&#x0364;dte &#x017F;e-<lb/>
hen, nachdem es eine Gro&#x017F;&#x017F;e, Mittel-Stadt, oder<lb/>
Sta&#x0364;dtgen i&#x017F;t, nachdem mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auch die<lb/>
Raths-Herrn in denen <hi rendition="#aq">Studiis</hi> geu&#x0364;bt &#x017F;eyn o-<lb/>
der nicht.</p><lb/>
        <p>§. 16. Es muß &#x017F;ich niemand in einer Stadt<lb/>
ha&#x0364;ußlich &#x017F;etzen und das Bu&#x0364;rger-Recht gewin-<lb/>
nen, der nicht richtige Kund&#x017F;chafft &#x017F;einer ehrli-<lb/>
chen Geburt und Herkommens, auch von der<lb/>
Obrigkeit, darunter er vorhero gewohnet, ein<lb/>
beglaubtes <hi rendition="#aq">Atte&#x017F;tat,</hi> daß er redlich gehandelt<lb/>
und abge&#x017F;chieden, vorzulegen, oder in de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Mangel</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[619/0639] baar mahl viſitiren und auff das Armuth Acht haben muͤſſen, von welchen und dem Hoſpital- Verwalter, der Rath iedes Orts jaͤhrlich zu gewiſſer Zeit Rechnung abzunehmen hat. §. 15. Bey der Raths-Wahl iſt zwar vor- nehmlich dahin zu ſehen, daß diejenigen Perſo- nen, die zu Raths-Membris erwehlet werden ſollen, in den Studiis erfahren, jedoch ſind die- jenigen, die von allerhand zu dem Policey-We- ſen gehoͤrigen Sachen, z. E. den Commercien, Handwercken, Oeconomie-Weſen, Brau- Nahrung, u. ſ. w. Connoiſance haben, eben nicht alle hiervon auszuſchlieſſen, weil ſie offter- mahls uͤber dergleichen Sachen beſſer raiſoni- ren koͤnnen als andere, denen in ſtudiis noch ſo groſſe Erkaͤnntniß beywohnet. Sonderlich muß man auch auf die Oerter und Staͤdte ſe- hen, nachdem es eine Groſſe, Mittel-Stadt, oder Staͤdtgen iſt, nachdem muͤſſen auch die Raths-Herrn in denen Studiis geuͤbt ſeyn o- der nicht. §. 16. Es muß ſich niemand in einer Stadt haͤußlich ſetzen und das Buͤrger-Recht gewin- nen, der nicht richtige Kundſchafft ſeiner ehrli- chen Geburt und Herkommens, auch von der Obrigkeit, darunter er vorhero gewohnet, ein beglaubtes Atteſtat, daß er redlich gehandelt und abgeſchieden, vorzulegen, oder in deſſen Mangel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/639
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/639>, abgerufen am 03.07.2024.