Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



diren, die unerheblichen hindanzusetzen und den
hartnäckigen Verfechtern des Alterthums
durch den Sinn zu fahren, auch bey nahmhaff-
ter Straffe zu verbieten, die alten so wohl ein-
heimische als ausländischen Gesetze oder darauf
sich gründenden Praejudicia und opiniones in
foro
ferner zu allegiren. Die übrigen Schwü-
rigkeiten, welche sich etwan hervor thun möch-
ten, können durch die fermete eines Landes-
Herrn wohl überwunden werden, hat es Justi-
ni[a]nus
zu Wege bringen können, warum solte
es einem andern Landes-Herrn unmöglich seyn.
Die Zeit, welche hierzu erfodert wird, wird sich
nicht über zwey Jahr belauffen. Denn, wenn
die Bedencken von Verbesserung des Justiz-
Wesens eingehohlet werden, so kan man indes-
sen immer an dem Concept des neuen Gesetz-
Buchs zu arbeiten anfangen lassen, welche Ar-
beit in Jahres-Frist von einem dieser Dinge
kundigen Mann, der alle andere Arbeit darne-
ben aussetzt, füglich vollbracht werden kan. Die
Revision ist ein Werck etwan von sechs Mona-
ten. Käyser Justinianus hat zu Verfertigung
der Pandecten, Institutionum und des Codicis
fast vier Jahr anwenden lassen, heut zu Tage
aber ist so viel Zeit nicht vonnöthen, weil da-
mahls der Zustand der Juris-Prudenz noch ver-
wirrter, die darzu bestellten Leute aber von sehr

mäßi-
O o 5



diren, die unerheblichen hindanzuſetzen und den
hartnaͤckigen Verfechtern des Alterthums
durch den Sinn zu fahren, auch bey nahmhaff-
ter Straffe zu verbieten, die alten ſo wohl ein-
heimiſche als auslaͤndiſchen Geſetze oder darauf
ſich gruͤndenden Præjudicia und opiniones in
foro
ferner zu allegiren. Die uͤbrigen Schwuͤ-
rigkeiten, welche ſich etwan hervor thun moͤch-
ten, koͤnnen durch die fermeté eines Landes-
Herrn wohl uͤberwunden werden, hat es Juſti-
ni[a]nus
zu Wege bringen koͤnnen, warum ſolte
es einem andern Landes-Herrn unmoͤglich ſeyn.
Die Zeit, welche hierzu erfodert wird, wird ſich
nicht uͤber zwey Jahr belauffen. Denn, wenn
die Bedencken von Verbeſſerung des Juſtiz-
Weſens eingehohlet werden, ſo kan man indeſ-
ſen immer an dem Concept des neuen Geſetz-
Buchs zu arbeiten anfangen laſſen, welche Ar-
beit in Jahres-Friſt von einem dieſer Dinge
kundigen Mann, der alle andere Arbeit darne-
ben ausſetzt, fuͤglich vollbracht werden kan. Die
Reviſion iſt ein Werck etwan von ſechs Mona-
ten. Kaͤyſer Juſtinianus hat zu Verfertigung
der Pandecten, Inſtitutionum und des Codicis
faſt vier Jahr anwenden laſſen, heut zu Tage
aber iſt ſo viel Zeit nicht vonnoͤthen, weil da-
mahls der Zuſtand der Juris-Prudenz noch ver-
wirrter, die darzu beſtellten Leute aber von ſehr

maͤßi-
O o 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0605" n="585"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw><hi rendition="#aq">di</hi>ren, die unerheblichen hindanzu&#x017F;etzen und den<lb/>
hartna&#x0364;ckigen Verfechtern des Alterthums<lb/>
durch den Sinn zu fahren, auch bey nahmhaff-<lb/>
ter Straffe zu verbieten, die alten &#x017F;o wohl ein-<lb/>
heimi&#x017F;che als ausla&#x0364;ndi&#x017F;chen Ge&#x017F;etze oder darauf<lb/>
&#x017F;ich gru&#x0364;ndenden <hi rendition="#aq">Præjudicia</hi> und <hi rendition="#aq">opiniones in<lb/>
foro</hi> ferner zu <hi rendition="#aq">allegi</hi>ren. Die u&#x0364;brigen Schwu&#x0364;-<lb/>
rigkeiten, welche &#x017F;ich etwan hervor thun mo&#x0364;ch-<lb/>
ten, ko&#x0364;nnen durch die <hi rendition="#aq">fermeté</hi> eines Landes-<lb/>
Herrn wohl u&#x0364;berwunden werden, hat es <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;ti-<lb/>
ni<supplied>a</supplied>nus</hi> zu Wege bringen ko&#x0364;nnen, warum &#x017F;olte<lb/>
es einem andern Landes-Herrn unmo&#x0364;glich &#x017F;eyn.<lb/>
Die Zeit, welche hierzu erfodert wird, wird &#x017F;ich<lb/>
nicht u&#x0364;ber zwey Jahr belauffen. Denn, wenn<lb/>
die Bedencken von Verbe&#x017F;&#x017F;erung des <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;tiz-</hi><lb/>
We&#x017F;ens eingehohlet werden, &#x017F;o kan man inde&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en immer an dem <hi rendition="#aq">Concept</hi> des neuen Ge&#x017F;etz-<lb/>
Buchs zu arbeiten anfangen la&#x017F;&#x017F;en, welche Ar-<lb/>
beit in Jahres-Fri&#x017F;t von einem die&#x017F;er Dinge<lb/>
kundigen Mann, der alle andere Arbeit darne-<lb/>
ben aus&#x017F;etzt, fu&#x0364;glich vollbracht werden kan. Die<lb/><hi rendition="#aq">Revi&#x017F;ion</hi> i&#x017F;t ein Werck etwan von &#x017F;echs Mona-<lb/>
ten. Ka&#x0364;y&#x017F;er <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;tinianus</hi> hat zu Verfertigung<lb/>
der <hi rendition="#aq">Pandect</hi>en, <hi rendition="#aq">In&#x017F;titutionum</hi> und des <hi rendition="#aq">Codicis</hi><lb/>
fa&#x017F;t vier Jahr anwenden la&#x017F;&#x017F;en, heut zu Tage<lb/>
aber i&#x017F;t &#x017F;o viel Zeit nicht vonno&#x0364;then, weil da-<lb/>
mahls der Zu&#x017F;tand der <hi rendition="#aq">Juris-Prudenz</hi> noch ver-<lb/>
wirrter, die darzu be&#x017F;tellten Leute aber von &#x017F;ehr<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o 5</fw><fw place="bottom" type="catch">ma&#x0364;ßi-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[585/0605] diren, die unerheblichen hindanzuſetzen und den hartnaͤckigen Verfechtern des Alterthums durch den Sinn zu fahren, auch bey nahmhaff- ter Straffe zu verbieten, die alten ſo wohl ein- heimiſche als auslaͤndiſchen Geſetze oder darauf ſich gruͤndenden Præjudicia und opiniones in foro ferner zu allegiren. Die uͤbrigen Schwuͤ- rigkeiten, welche ſich etwan hervor thun moͤch- ten, koͤnnen durch die fermeté eines Landes- Herrn wohl uͤberwunden werden, hat es Juſti- nianus zu Wege bringen koͤnnen, warum ſolte es einem andern Landes-Herrn unmoͤglich ſeyn. Die Zeit, welche hierzu erfodert wird, wird ſich nicht uͤber zwey Jahr belauffen. Denn, wenn die Bedencken von Verbeſſerung des Juſtiz- Weſens eingehohlet werden, ſo kan man indeſ- ſen immer an dem Concept des neuen Geſetz- Buchs zu arbeiten anfangen laſſen, welche Ar- beit in Jahres-Friſt von einem dieſer Dinge kundigen Mann, der alle andere Arbeit darne- ben ausſetzt, fuͤglich vollbracht werden kan. Die Reviſion iſt ein Werck etwan von ſechs Mona- ten. Kaͤyſer Juſtinianus hat zu Verfertigung der Pandecten, Inſtitutionum und des Codicis faſt vier Jahr anwenden laſſen, heut zu Tage aber iſt ſo viel Zeit nicht vonnoͤthen, weil da- mahls der Zuſtand der Juris-Prudenz noch ver- wirrter, die darzu beſtellten Leute aber von ſehr maͤßi- O o 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/605
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/605>, abgerufen am 03.07.2024.