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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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fen, daß die Inquisiten nicht an ihrer Gesund-
heit hierinnen Schaden leiden mögen. S. peinl.
Halßgerichts-Ordnung, Artic. II. verb. Und
ist darbey sonderlich zu mercken, daß die Ge-
fängnisse zu Behaltung, nicht zu schwerer ge-
fährlicher Peinigung der Gefangenen sollen ge-
macht und zugerichtet seyn. Nach unsern
heutigen Landes-Gebräuchen ist nach der Mey-
nung unterschiedener Rechts-Gelehrten so wol
das zeitliche als ewige Gefängniß, welches sich
auf die gantze Lebens-Zeit des Inquisiten erstre-
cket, vor eine Sorte der Bestraffung anzuneh-
men. Es ist aber die Gefängniß-Straffe
eher zuverwerffen als beyzubehalten, indem die-
selbe keinen andern Nutzen schafft, als daß sie
die Leute zur Faulentzerey und zum Müßiggan-
ge angewöhnet, wodurch die rechtmäßige Ab-
sicht der Straffen abermahls nicht erreichet
wird. Uberdiß überschreitet die Straffe des
ewigen Gefängnisses die Schrancken der Christ-
lichen Liebe, und scheinet allerdings allzuhart zu
seyn.

§. 15. Es mißbrauchen auch die Menschen
ihr Straff-Recht drittens, wenn sie allzu-
harte Straffe auferlegen. Jch will mich mit
Anführung der grausamen Arten der Bestraff-
ungen, die bey den Alten gebräuchlich gewesen,
nicht auffhalten, indem dieselbigen von Herr

Döplern



fen, daß die Inquiſiten nicht an ihrer Geſund-
heit hierinnen Schaden leiden moͤgen. S. peinl.
Halßgerichts-Ordnung, Artic. II. verb. Und
iſt darbey ſonderlich zu mercken, daß die Ge-
faͤngniſſe zu Behaltung, nicht zu ſchwerer ge-
faͤhrlicher Peinigung der Gefangenen ſollen ge-
macht und zugerichtet ſeyn. Nach unſern
heutigen Landes-Gebraͤuchen iſt nach der Mey-
nung unterſchiedener Rechts-Gelehrten ſo wol
das zeitliche als ewige Gefaͤngniß, welches ſich
auf die gantze Lebens-Zeit des Inquiſiten erſtre-
cket, vor eine Sorte der Beſtraffung anzuneh-
men. Es iſt aber die Gefaͤngniß-Straffe
eher zuverwerffen als beyzubehalten, indem die-
ſelbe keinen andern Nutzen ſchafft, als daß ſie
die Leute zur Faulentzerey und zum Muͤßiggan-
ge angewoͤhnet, wodurch die rechtmaͤßige Ab-
ſicht der Straffen abermahls nicht erreichet
wird. Uberdiß uͤberſchreitet die Straffe des
ewigen Gefaͤngniſſes die Schrancken der Chriſt-
lichen Liebe, und ſcheinet allerdings allzuhart zu
ſeyn.

§. 15. Es mißbrauchen auch die Menſchen
ihr Straff-Recht drittens, wenn ſie allzu-
harte Straffe auferlegen. Jch will mich mit
Anfuͤhrung der grauſamen Arten der Beſtraff-
ungen, die bey den Alten gebraͤuchlich geweſen,
nicht auffhalten, indem dieſelbigen von Herr

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[530/0550] fen, daß die Inquiſiten nicht an ihrer Geſund- heit hierinnen Schaden leiden moͤgen. S. peinl. Halßgerichts-Ordnung, Artic. II. verb. Und iſt darbey ſonderlich zu mercken, daß die Ge- faͤngniſſe zu Behaltung, nicht zu ſchwerer ge- faͤhrlicher Peinigung der Gefangenen ſollen ge- macht und zugerichtet ſeyn. Nach unſern heutigen Landes-Gebraͤuchen iſt nach der Mey- nung unterſchiedener Rechts-Gelehrten ſo wol das zeitliche als ewige Gefaͤngniß, welches ſich auf die gantze Lebens-Zeit des Inquiſiten erſtre- cket, vor eine Sorte der Beſtraffung anzuneh- men. Es iſt aber die Gefaͤngniß-Straffe eher zuverwerffen als beyzubehalten, indem die- ſelbe keinen andern Nutzen ſchafft, als daß ſie die Leute zur Faulentzerey und zum Muͤßiggan- ge angewoͤhnet, wodurch die rechtmaͤßige Ab- ſicht der Straffen abermahls nicht erreichet wird. Uberdiß uͤberſchreitet die Straffe des ewigen Gefaͤngniſſes die Schrancken der Chriſt- lichen Liebe, und ſcheinet allerdings allzuhart zu ſeyn. §. 15. Es mißbrauchen auch die Menſchen ihr Straff-Recht drittens, wenn ſie allzu- harte Straffe auferlegen. Jch will mich mit Anfuͤhrung der grauſamen Arten der Beſtraff- ungen, die bey den Alten gebraͤuchlich geweſen, nicht auffhalten, indem dieſelbigen von Herr Doͤplern

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/550>, abgerufen am 22.11.2024.