als die Vernünfftigen, derer nicht viel in dem gemeinen Wesen anzutreffen. Und überdieß würde es auch dem Obrigkeitlichen Amte nicht anständig seyn, wenn es nicht vielmehr der Un- glückseeligkeit der Unterthanen, die aus den La- stern zu besorgen wären, durch Verbothe zuvor- kommen, als durch derselben Unterlassung die Leute mit eignen Schaden klug, und hierdurch unglücklich machen wolte.
§. 26. Unter die unzehligen Arten der Ver- schwendungen, die man in der Republic antrifft, ist billig auch zu rechnen die unnöthigen Reisen unserer teutschen Cavaliere und anderer begü- terten Leute Söhne, die sie in Franckreich, Hol- land, Engelland und Jtalien insgemein zu thun pflegen. Ob es nun zwar an dem, daß die Reisen, wenn sie mit Nutzen vorgenommen werden, und da sich die Passagierer bemühen, alle das Gute, was sie in andern Ländern obser- viren, so viel als möglich, zu Hause in ihrem Va- terlande zu appliciren, zur Qualificirung eines jungen Menschens gar viel contribuiren, so lieget doch klar am Tage, wie wenig ihre touren auff solche Art anstellen. Denn viele und sonder- lich diejenigen, so starcke Wechsel einzuheben haben, fragen nicht darnach, wie sie ihr Gemü- the auf Reisen immer suchten vollkommener zu machen, sondern besuchen davor die Caffee-
Häu-
als die Vernuͤnfftigen, derer nicht viel in dem gemeinen Weſen anzutreffen. Und uͤberdieß wuͤrde es auch dem Obrigkeitlichen Amte nicht anſtaͤndig ſeyn, wenn es nicht vielmehr der Un- gluͤckſeeligkeit der Unterthanen, die aus den La- ſtern zu beſorgen waͤren, durch Verbothe zuvor- kommen, als durch derſelben Unterlaſſung die Leute mit eignen Schaden klug, und hierdurch ungluͤcklich machen wolte.
§. 26. Unter die unzehligen Arten der Ver- ſchwendungen, die man in der Republic antrifft, iſt billig auch zu rechnen die unnoͤthigen Reiſen unſerer teutſchen Cavaliere und anderer beguͤ- terten Leute Soͤhne, die ſie in Franckreich, Hol- land, Engelland und Jtalien insgemein zu thun pflegen. Ob es nun zwar an dem, daß die Reiſen, wenn ſie mit Nutzen vorgenommen werden, und da ſich die Paſſagierer bemuͤhen, alle das Gute, was ſie in andern Laͤndern obſer- viren, ſo viel als moͤglich, zu Hauſe in ihrem Va- terlande zu appliciren, zur Qualificirung eines jungen Menſchens gar viel contribuiren, ſo lieget doch klar am Tage, wie wenig ihre touren auff ſolche Art anſtellen. Denn viele und ſonder- lich diejenigen, ſo ſtarcke Wechſel einzuheben haben, fragen nicht darnach, wie ſie ihr Gemuͤ- the auf Reiſen immer ſuchten vollkommener zu machen, ſondern beſuchen davor die Caffée-
Haͤu-
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als die Vernuͤnfftigen, derer nicht viel in dem
gemeinen Weſen anzutreffen. Und uͤberdieß
wuͤrde es auch dem Obrigkeitlichen Amte nicht
anſtaͤndig ſeyn, wenn es nicht vielmehr der Un-
gluͤckſeeligkeit der Unterthanen, die aus den La-
ſtern zu beſorgen waͤren, durch Verbothe zuvor-
kommen, als durch derſelben Unterlaſſung die
Leute mit eignen Schaden klug, und hierdurch
ungluͤcklich machen wolte.
§. 26. Unter die unzehligen Arten der Ver-
ſchwendungen, die man in der Republic antrifft,
iſt billig auch zu rechnen die unnoͤthigen Reiſen
unſerer teutſchen Cavaliere und anderer beguͤ-
terten Leute Soͤhne, die ſie in Franckreich, Hol-
land, Engelland und Jtalien insgemein zu thun
pflegen. Ob es nun zwar an dem, daß die
Reiſen, wenn ſie mit Nutzen vorgenommen
werden, und da ſich die Paſſagierer bemuͤhen,
alle das Gute, was ſie in andern Laͤndern obſer-
viren, ſo viel als moͤglich, zu Hauſe in ihrem Va-
terlande zu appliciren, zur Qualificirung eines
jungen Menſchens gar viel contribuiren, ſo
lieget doch klar am Tage, wie wenig ihre touren
auff ſolche Art anſtellen. Denn viele und ſonder-
lich diejenigen, ſo ſtarcke Wechſel einzuheben
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/527>, abgerufen am 22.11.2024.
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