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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Grund des Hertzens gehen solte, anzuhal-
ten; Jedoch müssen sie thun, was sie können
und ihnen zum wenigsten diejenigen Mittel,
dadurch der Sabbath von ihnen profaniret
und entheiliget wird, so viel als möglich zu ent-
ziehen suchen. Es ist daher nicht gnug,
wenn sie verbieten, daß des Sonntags keine
Bier-Gäste sollen gesetzet noch getantzet wer-
den, sondern es solten auch billich bey einer an-
sehnlichen Straffe alle Spatzier-Gänge und
Spatzier-Fahrten, ingleichen alle Schmäuse
und Gastereyen verbothen seyn.

§. 11. Jch habe öffters nachgedacht, nach-
dem ich von der Nothwendigkeit der Heiligung
des Sabbaths bey mir sattsam überführet bin,
und gleichwohl die erschreckliche Nachläßigkeit
hierinnen gewahr werde, wie es doch anzugreif-
fen, daß sonderlich das Sauffen, Spielen und
Tantzen an den Sonn- und Fest-Tägen in den
Bier- und Wein-Häusern so wohl in den Städ-
ten, als auch in Schencken auf den Dörffern
abgestellet werden möchte, und gefunden, daß
unter allen das beqvemste und expediteste Mit-
tel seyn würde, wann die hohe Landes-Obrig-
keit einen Tag in der Wochen aussetzten, da je-
dermann erlaubet wäre, in die Schencken,
Bier- und Wein-Häuser zu gehen und daselbst
mit Trincken und Tantzen, Music und auff

ande-



Grund des Hertzens gehen ſolte, anzuhal-
ten; Jedoch muͤſſen ſie thun, was ſie koͤnnen
und ihnen zum wenigſten diejenigen Mittel,
dadurch der Sabbath von ihnen profaniret
und entheiliget wird, ſo viel als moͤglich zu ent-
ziehen ſuchen. Es iſt daher nicht gnug,
wenn ſie verbieten, daß des Sonntags keine
Bier-Gaͤſte ſollen geſetzet noch getantzet wer-
den, ſondern es ſolten auch billich bey einer an-
ſehnlichen Straffe alle Spatzier-Gaͤnge und
Spatzier-Fahrten, ingleichen alle Schmaͤuſe
und Gaſtereyen verbothen ſeyn.

§. 11. Jch habe oͤffters nachgedacht, nach-
dem ich von der Nothwendigkeit der Heiligung
des Sabbaths bey mir ſattſam uͤberfuͤhret bin,
und gleichwohl die erſchreckliche Nachlaͤßigkeit
hierinnen gewahr werde, wie es doch anzugreif-
fen, daß ſonderlich das Sauffen, Spielen und
Tantzen an den Sonn- und Feſt-Taͤgen in den
Bier- und Wein-Haͤuſern ſo wohl in den Staͤd-
ten, als auch in Schencken auf den Doͤrffern
abgeſtellet werden moͤchte, und gefunden, daß
unter allen das beqvemſte und expediteſte Mit-
tel ſeyn wuͤrde, wann die hohe Landes-Obrig-
keit einen Tag in der Wochen ausſetzten, da je-
dermann erlaubet waͤre, in die Schencken,
Bier- und Wein-Haͤuſer zu gehen und daſelbſt
mit Trincken und Tantzen, Muſic und auff

ande-
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[484/0504] Grund des Hertzens gehen ſolte, anzuhal- ten; Jedoch muͤſſen ſie thun, was ſie koͤnnen und ihnen zum wenigſten diejenigen Mittel, dadurch der Sabbath von ihnen profaniret und entheiliget wird, ſo viel als moͤglich zu ent- ziehen ſuchen. Es iſt daher nicht gnug, wenn ſie verbieten, daß des Sonntags keine Bier-Gaͤſte ſollen geſetzet noch getantzet wer- den, ſondern es ſolten auch billich bey einer an- ſehnlichen Straffe alle Spatzier-Gaͤnge und Spatzier-Fahrten, ingleichen alle Schmaͤuſe und Gaſtereyen verbothen ſeyn. §. 11. Jch habe oͤffters nachgedacht, nach- dem ich von der Nothwendigkeit der Heiligung des Sabbaths bey mir ſattſam uͤberfuͤhret bin, und gleichwohl die erſchreckliche Nachlaͤßigkeit hierinnen gewahr werde, wie es doch anzugreif- fen, daß ſonderlich das Sauffen, Spielen und Tantzen an den Sonn- und Feſt-Taͤgen in den Bier- und Wein-Haͤuſern ſo wohl in den Staͤd- ten, als auch in Schencken auf den Doͤrffern abgeſtellet werden moͤchte, und gefunden, daß unter allen das beqvemſte und expediteſte Mit- tel ſeyn wuͤrde, wann die hohe Landes-Obrig- keit einen Tag in der Wochen ausſetzten, da je- dermann erlaubet waͤre, in die Schencken, Bier- und Wein-Haͤuſer zu gehen und daſelbſt mit Trincken und Tantzen, Muſic und auff ande-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/504>, abgerufen am 22.11.2024.