Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.Obrigkeiten, weil sie vielleicht dencken, daß die Socialität und Ruhe der Republic hierdurch nicht gestöhret werde, und es eben nicht nöthig sey, ein so scharffes Einsehen hierinnen zu ha- ben. Nun findet man zwar wohl in manchen Ländern hin und wieder Mandate, so wegen der Heiligung des Sabbaths ergangen. Allein es wird gar schlecht darüber gehalten und wer- den dieselben theils durch unterschiedene Intri- guen böser Leute, die mit guter Manier darwi- der zu handeln wissen, theils auch durch die un- gleichen Vorstellungen, als ob hierdurch dem Landes-Fürsten an der Tranck-Steuer etwas abgienge, wenn man die Heiligung des Sab- baths so gar scharff in Acht nähme, theils noch auf andere Art so durchlöchert, biß sie endlich nach und nach gantz und gar in die Entwohnheit kommen. Gleichwie ab er durch solche profa- nirung der allmächtige GOtt zum Zorn gerei- tzet und mancher Unseegen über das Land gezo- gen wird; Also solten Christl. Regenten der Boßheit der Leute in diesem Stücke zu steuren sich billig mit allem Ernst angelegen seyn lassen. Es ist zwar an dem, daß bey der Landes-Obrig- keit nicht beruhet, die wahre Gottesfurcht in die Hertzen ihrer Unterthanen zu pflantzen, und die Menschen zur wahren Heiligung, die ihnen von Grund H h 2
Obrigkeiten, weil ſie vielleicht dencken, daß die Socialitaͤt und Ruhe der Republic hierdurch nicht geſtoͤhret werde, und es eben nicht noͤthig ſey, ein ſo ſcharffes Einſehen hierinnen zu ha- ben. Nun findet man zwar wohl in manchen Laͤndern hin und wieder Mandate, ſo wegen der Heiligung des Sabbaths ergangen. Allein es wird gar ſchlecht daruͤber gehalten und wer- den dieſelben theils durch unterſchiedene Intri- guen boͤſer Leute, die mit guter Manier darwi- der zu handeln wiſſen, theils auch durch die un- gleichen Vorſtellungen, als ob hierdurch dem Landes-Fuͤrſten an der Tranck-Steuer etwas abgienge, wenn man die Heiligung des Sab- baths ſo gar ſcharff in Acht naͤhme, theils noch auf andere Art ſo durchloͤchert, biß ſie endlich nach und nach gantz und gar in die Entwohnheit kommen. Gleichwie ab er durch ſolche profa- nirung der allmaͤchtige GOtt zum Zorn gerei- tzet und mancher Unſeegen uͤber das Land gezo- gen wird; Alſo ſolten Chriſtl. Regenten der Boßheit der Leute in dieſem Stuͤcke zu ſteuren ſich billig mit allem Ernſt angelegen ſeyn laſſen. Es iſt zwar an dem, daß bey der Landes-Obrig- keit nicht beruhet, die wahre Gottesfurcht in die Hertzen ihrer Unterthanen zu pflantzen, und die Menſchen zur wahren Heiligung, die ihnen von Grund H h 2
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Zu dieſem allem conniviren nun die meiſten
Obrigkeiten, weil ſie vielleicht dencken, daß die
Socialitaͤt und Ruhe der Republic hierdurch
nicht geſtoͤhret werde, und es eben nicht noͤthig
ſey, ein ſo ſcharffes Einſehen hierinnen zu ha-
ben. Nun findet man zwar wohl in manchen
Laͤndern hin und wieder Mandate, ſo wegen der
Heiligung des Sabbaths ergangen. Allein
es wird gar ſchlecht daruͤber gehalten und wer-
den dieſelben theils durch unterſchiedene Intri-
guen boͤſer Leute, die mit guter Manier darwi-
der zu handeln wiſſen, theils auch durch die un-
gleichen Vorſtellungen, als ob hierdurch dem
Landes-Fuͤrſten an der Tranck-Steuer etwas
abgienge, wenn man die Heiligung des Sab-
baths ſo gar ſcharff in Acht naͤhme, theils noch
auf andere Art ſo durchloͤchert, biß ſie endlich
nach und nach gantz und gar in die Entwohnheit
kommen. Gleichwie ab er durch ſolche profa-
nirung der allmaͤchtige GOtt zum Zorn gerei-
tzet und mancher Unſeegen uͤber das Land gezo-
gen wird; Alſo ſolten Chriſtl. Regenten der
Boßheit der Leute in dieſem Stuͤcke zu ſteuren
ſich billig mit allem Ernſt angelegen ſeyn laſſen.
Es iſt zwar an dem, daß bey der Landes-Obrig-
keit nicht beruhet, die wahre Gottesfurcht in die
Hertzen ihrer Unterthanen zu pflantzen, und die
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