andere Geboth begangen werden, sind die ver- gebnen Eyde gewißlich auch mit zu rechnen. Jch will ietzund nicht von den liederlichen Eyd- Schwüren außer Gerichte reden, als welche so eingerissen, daß sie von der Obrigkeit fast gar nicht mehr bestraffet werden können, sondern von den falschen Eyden, die in den Richter- Stuben leider! abgelegt werden. Nun weiß man zwar wohl, daß der Eyd nach dem Aus- spruch der Heil. Schrifft selbst ein Ende alles Haders sey, und viel Sachen nicht anders als durch diesen Weg zu Ende kommen können. Es ist aber doch kein Zweiffel, daß noch manche Sachen auf andere Art ihre abhelffliche Maas- se erlangen möchten. Es solten dahero die Lan- des-Fürsten billig bedacht seyn, daß die jura- menten, so viel als möglich, restringiret und son- derlich diejenige, die überführet wären, daß sie einen Meyneyd begangen, scharff bestrafft wür- den. Unter die Eyde, die abgeschaffet werden solten, wären die Juramenta calumniae, item dandorum & respondendorum, u. s. w. Wenn man die Juramenta aufs möglichste einschrän- ckete und die Meyneydigen auf das rigoureu- seste bestraffte, so würde manches unnöthi- ges Jurament evitiret und mancher Unseegen GOttes von einem Lande abgehalten.
§. 9. Geschähe dieses, so würde auch denen
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andere Geboth begangen werden, ſind die ver- gebnen Eyde gewißlich auch mit zu rechnen. Jch will ietzund nicht von den liederlichen Eyd- Schwuͤren außer Gerichte reden, als welche ſo eingeriſſen, daß ſie von der Obrigkeit faſt gar nicht mehr beſtraffet werden koͤnnen, ſondern von den falſchen Eyden, die in den Richter- Stuben leider! abgelegt werden. Nun weiß man zwar wohl, daß der Eyd nach dem Aus- ſpruch der Heil. Schrifft ſelbſt ein Ende alles Haders ſey, und viel Sachen nicht anders als durch dieſen Weg zu Ende kommen koͤnnen. Es iſt aber doch kein Zweiffel, daß noch manche Sachen auf andere Art ihre abhelffliche Maaſ- ſe erlangen moͤchten. Es ſolten dahero die Lan- des-Fuͤrſten billig bedacht ſeyn, daß die jura- menten, ſo viel als moͤglich, reſtringiret uñ ſon- derlich diejenige, die uͤberfuͤhret waͤren, daß ſie einen Meyneyd begangen, ſcharff beſtrafft wuͤr- den. Unter die Eyde, die abgeſchaffet werden ſolten, waͤren die Juramenta calumniæ, item dandorum & reſpondendorum, u. ſ. w. Weñ man die Juramenta aufs moͤglichſte einſchraͤn- ckete und die Meyneydigen auf das rigoureu- ſeſte beſtraffte, ſo wuͤrde manches unnoͤthi- ges Jurament evitiret und mancher Unſeegen GOttes von einem Lande abgehalten.
§. 9. Geſchaͤhe dieſes, ſo wuͤrde auch denen
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andere Geboth begangen werden, ſind die ver-
gebnen Eyde gewißlich auch mit zu rechnen.
Jch will ietzund nicht von den liederlichen Eyd-
Schwuͤren außer Gerichte reden, als welche
ſo eingeriſſen, daß ſie von der Obrigkeit faſt gar
nicht mehr beſtraffet werden koͤnnen, ſondern
von den falſchen Eyden, die in den Richter-
Stuben leider! abgelegt werden. Nun weiß
man zwar wohl, daß der Eyd nach dem Aus-
ſpruch der Heil. Schrifft ſelbſt ein Ende alles
Haders ſey, und viel Sachen nicht anders als
durch dieſen Weg zu Ende kommen koͤnnen.
Es iſt aber doch kein Zweiffel, daß noch manche
Sachen auf andere Art ihre abhelffliche Maaſ-
ſe erlangen moͤchten. Es ſolten dahero die Lan-
des-Fuͤrſten billig bedacht ſeyn, daß die jura-
menten, ſo viel als moͤglich, reſtringiret uñ ſon-
derlich diejenige, die uͤberfuͤhret waͤren, daß ſie
einen Meyneyd begangen, ſcharff beſtrafft wuͤr-
den. Unter die Eyde, die abgeſchaffet werden
ſolten, waͤren die Juramenta calumniæ, item
dandorum & reſpondendorum, u. ſ. w. Weñ
man die Juramenta aufs moͤglichſte einſchraͤn-
ckete und die Meyneydigen auf das rigoureu-
ſeſte beſtraffte, ſo wuͤrde manches unnoͤthi-
ges Jurament evitiret und mancher Unſeegen
GOttes von einem Lande abgehalten.
§. 9. Geſchaͤhe dieſes, ſo wuͤrde auch denen
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/499>, abgerufen am 22.11.2024.
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