geschadet wird; Also erfodert die Pflicht, damit die hohen Landes-Obrigkeiten den grossen GOtt im Himmel vrrbunden sind, daß sie sich, so viel als möglich, befleissen, auch dieser Boß- heit zu steuren und zu wehren, solche Gottlosig- keit zu erfahren, und diejenigen, von denen sie Nachricht erlangen, daß sie sich dergleichen, theils magischen, theils abergläubischen Mittel bedienet, andern zum Exempel auf das schärff- ste bestraffen. Hieher gehören die Gauckel- Possen, die das gemeine Volck an den heil. Abenden vor den hohen Fest-Tagen, sonderlich an dem heil. Weyhnacht-Abend vorzunehmen pflegen, ingleichen wenn sie, um etwas zu entde- cken, sich bey denen sogenannten klugen Wei- bern Raths erhohlen; Jn der Christ-Nacht zwischen 11. und 12. Uhr auf den Scheide-We- gen horchen gehen, was sich des Jahres über an Unglücks-Fällen zutragen werde, allerhand Zauber-Mittel, um das Vieh vor den Seuchen zu praeserviren, sich bedienen, u. s. w. Es sind solche Aberglauben um desto schlimmer, weil sie die Gemüther des unwissenden und leichtsin- nigen Pöbels, so sich dergleichen Sachen ohne- dem gar leichtlich gefallen läßt, gar bald ein- nehmen, und per traditionem immer weiter gepflantzet werden.
§. 8. Unter die Sünden, die wider das
andere
geſchadet wird; Alſo erfodert die Pflicht, damit die hohen Landes-Obrigkeiten den groſſen GOtt im Himmel vrrbunden ſind, daß ſie ſich, ſo viel als moͤglich, befleiſſen, auch dieſer Boß- heit zu ſteuren und zu wehren, ſolche Gottloſig- keit zu erfahren, und diejenigen, von denen ſie Nachricht erlangen, daß ſie ſich dergleichen, theils magiſchen, theils aberglaͤubiſchen Mittel bedienet, andern zum Exempel auf das ſchaͤrff- ſte beſtraffen. Hieher gehoͤren die Gauckel- Poſſen, die das gemeine Volck an den heil. Abenden vor den hohen Feſt-Tagen, ſonderlich an dem heil. Weyhnacht-Abend vorzunehmen pflegen, ingleichen wenn ſie, um etwas zu entde- cken, ſich bey denen ſogenannten klugen Wei- bern Raths erhohlen; Jn der Chriſt-Nacht zwiſchen 11. und 12. Uhr auf den Scheide-We- gen horchen gehen, was ſich des Jahres uͤber an Ungluͤcks-Faͤllen zutragen werde, allerhand Zauber-Mittel, um das Vieh vor den Seuchen zu præſerviren, ſich bedienen, u. ſ. w. Es ſind ſolche Aberglauben um deſto ſchlimmer, weil ſie die Gemuͤther des unwiſſenden und leichtſin- nigen Poͤbels, ſo ſich dergleichen Sachen ohne- dem gar leichtlich gefallen laͤßt, gar bald ein- nehmen, und per traditionem immer weiter gepflantzet werden.
§. 8. Unter die Suͤnden, die wider das
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geſchadet wird; Alſo erfodert die Pflicht, damit
die hohen Landes-Obrigkeiten den groſſen
GOtt im Himmel vrrbunden ſind, daß ſie ſich,
ſo viel als moͤglich, befleiſſen, auch dieſer Boß-
heit zu ſteuren und zu wehren, ſolche Gottloſig-
keit zu erfahren, und diejenigen, von denen ſie
Nachricht erlangen, daß ſie ſich dergleichen,
theils magiſchen, theils aberglaͤubiſchen Mittel
bedienet, andern zum Exempel auf das ſchaͤrff-
ſte beſtraffen. Hieher gehoͤren die Gauckel-
Poſſen, die das gemeine Volck an den heil.
Abenden vor den hohen Feſt-Tagen, ſonderlich
an dem heil. Weyhnacht-Abend vorzunehmen
pflegen, ingleichen wenn ſie, um etwas zu entde-
cken, ſich bey denen ſogenannten klugen Wei-
bern Raths erhohlen; Jn der Chriſt-Nacht
zwiſchen 11. und 12. Uhr auf den Scheide-We-
gen horchen gehen, was ſich des Jahres uͤber
an Ungluͤcks-Faͤllen zutragen werde, allerhand
Zauber-Mittel, um das Vieh vor den Seuchen
zu præſerviren, ſich bedienen, u. ſ. w. Es ſind
ſolche Aberglauben um deſto ſchlimmer, weil
ſie die Gemuͤther des unwiſſenden und leichtſin-
nigen Poͤbels, ſo ſich dergleichen Sachen ohne-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/498>, abgerufen am 22.11.2024.
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