sen lassen. Es hat solches vor andern des vo- rigen Königs in Franckreich Ludwig des XIV. Majestät sehr wohl in Acht genommen, welche nicht nur gegen die einheimischen Gelehrten ih- rer Nation sehr grosse Gnade erzeiget, sondern auch denen auswärtigen besondern Völckern, wenn sie sich durch sonderliche Erfindungen signalisiret, und durch ihre Gelehrsamkeit wohl-meritirt gemacht, zu Friedens-Zeiten ge- wisse jährliche Pensiones geniessen lassen, und dadurch nicht allein viel gelehrte und geschickte Leute in Franckreich gezogen, sondern sich auch eine generale und allgemeine Hochachtung bey denen Gelehrten zuwege gebracht.
§. 25. Was die societates literariae biß- hero zur Cultur der Wissenschafften beygetra- gen, ist unter den Gelehrten bekannt gnug, und unnöthig, solches zu beweisen, indem wenig Wissenschafften seyn werden, die nicht durch Hülffe dieser Societäten einen lustre so zu sa- gen aufs neue überkommen. Wenn man aber ihre decouverten ansiehet, so findet man in ih- ren Actis viel herrliche und schöne experimen- ta lucifera, die der Gelehrsamkeit ein Licht ge- ben, aber wenig lucifera, das ist, solche, die zur Beförderung der Bequemlichkeit des menschli- chen Lebens etwas beytragen solten. Daher ich schon vor einiger Zeit auf die Gedancken ge-
rathen,
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ſen laſſen. Es hat ſolches vor andern des vo- rigen Koͤnigs in Franckreich Ludwig des XIV. Majeſtaͤt ſehr wohl in Acht genommen, welche nicht nur gegen die einheimiſchen Gelehrten ih- rer Nation ſehr groſſe Gnade erzeiget, ſondern auch denen auswaͤrtigen beſondern Voͤlckern, wenn ſie ſich durch ſonderliche Erfindungen ſignaliſiret, und durch ihre Gelehrſamkeit wohl-meritirt gemacht, zu Friedens-Zeiten ge- wiſſe jaͤhrliche Penſiones genieſſen laſſen, und dadurch nicht allein viel gelehrte und geſchickte Leute in Franckreich gezogen, ſondern ſich auch eine generale und allgemeine Hochachtung bey denen Gelehrten zuwege gebracht.
§. 25. Was die ſocietates literariæ biß- hero zur Cultur der Wiſſenſchafften beygetra- gen, iſt unter den Gelehrten bekannt gnug, und unnoͤthig, ſolches zu beweiſen, indem wenig Wiſſenſchafften ſeyn werden, die nicht durch Huͤlffe dieſer Societaͤten einen luſtre ſo zu ſa- gen aufs neue uͤberkommen. Wenn man aber ihre decouverten anſiehet, ſo findet man in ih- ren Actis viel herrliche und ſchoͤne experimen- ta lucifera, die der Gelehrſamkeit ein Licht ge- ben, aber wenig lucifera, das iſt, ſolche, die zur Befoͤrderung der Bequemlichkeit des menſchli- chen Lebens etwas beytragen ſolten. Daher ich ſchon vor einiger Zeit auf die Gedancken ge-
rathen,
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ſen laſſen. Es hat ſolches vor andern des vo-
rigen Koͤnigs in Franckreich Ludwig des XIV.
Majeſtaͤt ſehr wohl in Acht genommen, welche
nicht nur gegen die einheimiſchen Gelehrten ih-
rer Nation ſehr groſſe Gnade erzeiget, ſondern
auch denen auswaͤrtigen beſondern Voͤlckern,
wenn ſie ſich durch ſonderliche Erfindungen
ſignaliſiret, und durch ihre Gelehrſamkeit
wohl-meritirt gemacht, zu Friedens-Zeiten ge-
wiſſe jaͤhrliche Penſiones genieſſen laſſen, und
dadurch nicht allein viel gelehrte und geſchickte
Leute in Franckreich gezogen, ſondern ſich auch
eine generale und allgemeine Hochachtung bey
denen Gelehrten zuwege gebracht.
§. 25. Was die ſocietates literariæ biß-
hero zur Cultur der Wiſſenſchafften beygetra-
gen, iſt unter den Gelehrten bekannt gnug, und
unnoͤthig, ſolches zu beweiſen, indem wenig
Wiſſenſchafften ſeyn werden, die nicht durch
Huͤlffe dieſer Societaͤten einen luſtre ſo zu ſa-
gen aufs neue uͤberkommen. Wenn man aber
ihre decouverten anſiehet, ſo findet man in ih-
ren Actis viel herrliche und ſchoͤne experimen-
ta lucifera, die der Gelehrſamkeit ein Licht ge-
ben, aber wenig lucifera, das iſt, ſolche, die zur
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/487>, abgerufen am 22.11.2024.
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