Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite


§. 22. Wer consideriret, was aus wohl-
angelegten Bibliothequen einem Lande vor
Zierde, Nutzen und Reputation bey denen Aus-
ländern zu wachse, der wird befinden, daß es
sehr löblich und rühmlich wäre, wenn alle grösse
Herren so wohl in ihren Residentien Fürstl.
Bibliothequen anlegen liessen, als auch die
Vorsorge hätten, daß in allen Mittel-Städten,
wo gute Schulen fundiret wären, gewisse fonds
ausfündig gemacht würden, damit zum Behuff
der studierenden Jugend die Bibliothequen an-
gerichtet würden. Ja es solten auch billich
auff dem Lande die Veranstaltungen getroffen
werden, um, wie ich an einem andern Orte be-
reits gesaget, einige nothwendige Bibliothequen
zu instruiren. Es wäre ein Unterscheid unter
einer Fürstl. und unter einer Raths-Schul-
und Kirchen-Bibliothec zu machen. Jn ei-
ne Fürstliche, wenn sie nicht als eine univer-
sell
von allen Wissenschafften angeleget werden
soll, gehören vornehmlich (1.) Historische
Schrifften, darunter die Genealogischen, Geo-
graphi
schen, Physicalischen, die nemlich die Hi-
storiam naturalem
gewisser Länder vorstellen,
Numismatische und Heraldische auch mit zu
referiren (2.) Oeconomische, die sowohl vom
Studio camerali handeln, derer gar sehr wenig
sind, als auch die Oeconomiam privatorum

durch-


§. 22. Wer conſideriret, was aus wohl-
angelegten Bibliothequen einem Lande vor
Zierde, Nutzen und Reputation bey denen Aus-
laͤndern zu wachſe, der wird befinden, daß es
ſehr loͤblich und ruͤhmlich waͤre, wenn alle groͤſſe
Herren ſo wohl in ihren Reſidentien Fuͤrſtl.
Bibliothequen anlegen lieſſen, als auch die
Vorſorge haͤtten, daß in allen Mittel-Staͤdten,
wo gute Schulen fundiret waͤren, gewiſſe fonds
ausfuͤndig gemacht wuͤrden, damit zum Behuff
der ſtudierenden Jugend die Bibliothequen an-
gerichtet wuͤrden. Ja es ſolten auch billich
auff dem Lande die Veranſtaltungen getroffen
werden, um, wie ich an einem andern Orte be-
reits geſaget, einige nothwendige Bibliothequen
zu inſtruiren. Es waͤre ein Unterſcheid unter
einer Fuͤrſtl. und unter einer Raths-Schul-
und Kirchen-Bibliothec zu machen. Jn ei-
ne Fuͤrſtliche, wenn ſie nicht als eine univer-
ſell
von allen Wiſſenſchafften angeleget werden
ſoll, gehoͤren vornehmlich (1.) Hiſtoriſche
Schrifften, darunter die Genealogiſchen, Geo-
graphi
ſchen, Phyſicaliſchen, die nemlich die Hi-
ſtoriam naturalem
gewiſſer Laͤnder vorſtellen,
Numismatiſche und Heraldiſche auch mit zu
referiren (2.) Oeconomiſche, die ſowohl vom
Studio camerali handeln, derer gar ſehr wenig
ſind, als auch die Oeconomiam privatorum

durch-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0483" n="463"/>
        <fw place="top" type="header">
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </fw>
        <p>§. 22. Wer <hi rendition="#aq">con&#x017F;ideri</hi>ret, was aus wohl-<lb/>
angelegten <hi rendition="#aq">Bibliothequ</hi>en einem Lande vor<lb/>
Zierde, Nutzen und <hi rendition="#aq">Reputation</hi> bey denen Aus-<lb/>
la&#x0364;ndern zu wach&#x017F;e, der wird befinden, daß es<lb/>
&#x017F;ehr lo&#x0364;blich und ru&#x0364;hmlich wa&#x0364;re, wenn alle gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Herren &#x017F;o wohl in ihren <hi rendition="#aq">Re&#x017F;identi</hi>en Fu&#x0364;r&#x017F;tl.<lb/><hi rendition="#aq">Bibliothequ</hi>en anlegen lie&#x017F;&#x017F;en, als auch die<lb/>
Vor&#x017F;orge ha&#x0364;tten, daß in allen Mittel-Sta&#x0364;dten,<lb/>
wo gute Schulen <hi rendition="#aq">fundi</hi>ret wa&#x0364;ren, gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">fonds</hi><lb/>
ausfu&#x0364;ndig gemacht wu&#x0364;rden, damit zum Behuff<lb/>
der &#x017F;tudierenden Jugend die <hi rendition="#aq">Bibliotheq</hi>uen an-<lb/>
gerichtet wu&#x0364;rden. Ja es &#x017F;olten auch billich<lb/>
auff dem Lande die Veran&#x017F;taltungen getroffen<lb/>
werden, um, wie ich an einem andern Orte be-<lb/>
reits ge&#x017F;aget, einige nothwendige <hi rendition="#aq">Bibliothequ</hi>en<lb/>
zu <hi rendition="#aq">in&#x017F;trui</hi>ren. Es wa&#x0364;re ein Unter&#x017F;cheid unter<lb/>
einer Fu&#x0364;r&#x017F;tl. und unter einer Raths-Schul-<lb/>
und Kirchen-<hi rendition="#aq">Bibliothec</hi> zu machen. Jn ei-<lb/>
ne Fu&#x0364;r&#x017F;tliche, wenn &#x017F;ie nicht als eine <hi rendition="#aq">univer-<lb/>
&#x017F;ell</hi> von allen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften angeleget werden<lb/>
&#x017F;oll, geho&#x0364;ren vornehmlich (1.) <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;tori</hi>&#x017F;che<lb/>
Schrifften, darunter die <hi rendition="#aq">Genealogi</hi>&#x017F;chen, <hi rendition="#aq">Geo-<lb/>
graphi</hi>&#x017F;chen, <hi rendition="#aq">Phy&#x017F;icali</hi>&#x017F;chen, die nemlich die <hi rendition="#aq">Hi-<lb/>
&#x017F;toriam naturalem</hi> gewi&#x017F;&#x017F;er La&#x0364;nder vor&#x017F;tellen,<lb/><hi rendition="#aq">Numismati</hi>&#x017F;che und <hi rendition="#aq">Heraldi</hi>&#x017F;che auch mit zu<lb/><hi rendition="#aq">referi</hi>ren (2.) <hi rendition="#aq">Oeconomi</hi>&#x017F;che, die &#x017F;owohl vom<lb/><hi rendition="#aq">Studio camerali</hi> handeln, derer gar &#x017F;ehr wenig<lb/>
&#x017F;ind, als auch die <hi rendition="#aq">Oeconomiam privatorum</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">durch-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[463/0483] §. 22. Wer conſideriret, was aus wohl- angelegten Bibliothequen einem Lande vor Zierde, Nutzen und Reputation bey denen Aus- laͤndern zu wachſe, der wird befinden, daß es ſehr loͤblich und ruͤhmlich waͤre, wenn alle groͤſſe Herren ſo wohl in ihren Reſidentien Fuͤrſtl. Bibliothequen anlegen lieſſen, als auch die Vorſorge haͤtten, daß in allen Mittel-Staͤdten, wo gute Schulen fundiret waͤren, gewiſſe fonds ausfuͤndig gemacht wuͤrden, damit zum Behuff der ſtudierenden Jugend die Bibliothequen an- gerichtet wuͤrden. Ja es ſolten auch billich auff dem Lande die Veranſtaltungen getroffen werden, um, wie ich an einem andern Orte be- reits geſaget, einige nothwendige Bibliothequen zu inſtruiren. Es waͤre ein Unterſcheid unter einer Fuͤrſtl. und unter einer Raths-Schul- und Kirchen-Bibliothec zu machen. Jn ei- ne Fuͤrſtliche, wenn ſie nicht als eine univer- ſell von allen Wiſſenſchafften angeleget werden ſoll, gehoͤren vornehmlich (1.) Hiſtoriſche Schrifften, darunter die Genealogiſchen, Geo- graphiſchen, Phyſicaliſchen, die nemlich die Hi- ſtoriam naturalem gewiſſer Laͤnder vorſtellen, Numismatiſche und Heraldiſche auch mit zu referiren (2.) Oeconomiſche, die ſowohl vom Studio camerali handeln, derer gar ſehr wenig ſind, als auch die Oeconomiam privatorum durch-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/483
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/483>, abgerufen am 22.11.2024.