Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



ren bißweilen allerhand particularia von eines
Autoris Leben mit an, die einem bey Erkännt-
niß eines und andern Buchs ein besser Licht ge-
ben, allegiren mit darbey aus der Historia lite-
raria
die Historie des inventi oder derjenigen
Materie, deren sie Erwehnung thun, wie weit
sie bißher von den Gelehrten excoliret worden,
beurtheilen die Schrifften nach ihrem Ver-
dienst, und ersparen also denen, die sich solche
Bücher anschaffen wollen, die Zeit, daß sie sol-
che nicht selbst durchlesen dürffen, um ihren
Werth oder Unwerth zu beurtheilen, machen
die, so die Commodität lieben und doch manch-
mahl gerne vor gelehrt angesehen seyn wollen,
geschickt, daß sie von neuen Schrifften und ge-
lehrten Sachen ein hauffen Zeugs herschwa-
tzen können, informiren diejenigen, die nicht
selbst die Beschaffenheit eines Buchs schätzen
können, und stellen einen Theil der Polyhisto-
rie in nuce
vor. Andere aber taugen wenig
oder nichts. Sie nehmen offtermahls die
Recensiones und Urtheile der Bücher aus an-
dern Journalen heraus, ihre Autores sind mehr
vor Pasquillanten zu achten, die andere ehrliche
Leute durchziehen, denn glimpfflich von den
Schrifften raisoniren. Wenn sie den Auto-
ribus
ihre Fehler zeigen, welches an sich sehr
gut ist, und keinem vernünfftigen Autori zuwi-

der



ren bißweilen allerhand particularia von eines
Autoris Leben mit an, die einem bey Erkaͤnnt-
niß eines und andern Buchs ein beſſer Licht ge-
ben, allegiren mit darbey aus der Hiſtoria lite-
raria
die Hiſtorie des inventi oder derjenigen
Materie, deren ſie Erwehnung thun, wie weit
ſie bißher von den Gelehrten excoliret worden,
beurtheilen die Schrifften nach ihrem Ver-
dienſt, und erſparen alſo denen, die ſich ſolche
Buͤcher anſchaffen wollen, die Zeit, daß ſie ſol-
che nicht ſelbſt durchleſen duͤrffen, um ihren
Werth oder Unwerth zu beurtheilen, machen
die, ſo die Commoditaͤt lieben und doch manch-
mahl gerne vor gelehrt angeſehen ſeyn wollen,
geſchickt, daß ſie von neuen Schrifften und ge-
lehrten Sachen ein hauffen Zeugs herſchwa-
tzen koͤnnen, informiren diejenigen, die nicht
ſelbſt die Beſchaffenheit eines Buchs ſchaͤtzen
koͤnnen, und ſtellen einen Theil der Polyhiſto-
rie in nuce
vor. Andere aber taugen wenig
oder nichts. Sie nehmen offtermahls die
Recenſiones und Urtheile der Buͤcher aus an-
dern Journalen heraus, ihre Autores ſind mehr
vor Pasquillanten zu achten, die andere ehrliche
Leute durchziehen, denn glimpfflich von den
Schrifften raiſoniren. Wenn ſie den Auto-
ribus
ihre Fehler zeigen, welches an ſich ſehr
gut iſt, und keinem vernuͤnfftigen Autori zuwi-

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0476" n="456"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> ren bißweilen allerhand <hi rendition="#aq">particularia</hi> von eines<lb/><hi rendition="#aq">Autoris</hi> Leben mit an, die einem bey Erka&#x0364;nnt-<lb/>
niß eines und andern Buchs ein be&#x017F;&#x017F;er Licht ge-<lb/>
ben, <hi rendition="#aq">allegi</hi>ren mit darbey aus der <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;toria lite-<lb/>
raria</hi> die Hi&#x017F;torie des <hi rendition="#aq">inventi</hi> oder derjenigen<lb/>
Materie, deren &#x017F;ie Erwehnung thun, wie weit<lb/>
&#x017F;ie bißher von den Gelehrten <hi rendition="#aq">excoli</hi>ret worden,<lb/>
beurtheilen die Schrifften nach ihrem Ver-<lb/>
dien&#x017F;t, und er&#x017F;paren al&#x017F;o denen, die &#x017F;ich &#x017F;olche<lb/>
Bu&#x0364;cher an&#x017F;chaffen wollen, die Zeit, daß &#x017F;ie &#x017F;ol-<lb/>
che nicht &#x017F;elb&#x017F;t durchle&#x017F;en du&#x0364;rffen, um ihren<lb/>
Werth oder Unwerth zu beurtheilen, machen<lb/>
die, &#x017F;o die <hi rendition="#aq">Commodi</hi>ta&#x0364;t lieben und doch manch-<lb/>
mahl gerne vor gelehrt ange&#x017F;ehen &#x017F;eyn wollen,<lb/>
ge&#x017F;chickt, daß &#x017F;ie von neuen Schrifften und ge-<lb/>
lehrten Sachen ein hauffen Zeugs her&#x017F;chwa-<lb/>
tzen ko&#x0364;nnen, <hi rendition="#aq">informi</hi>ren diejenigen, die nicht<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t die Be&#x017F;chaffenheit eines Buchs &#x017F;cha&#x0364;tzen<lb/>
ko&#x0364;nnen, und &#x017F;tellen einen Theil der <hi rendition="#aq">Polyhi&#x017F;to-<lb/>
rie in nuce</hi> vor. Andere aber taugen wenig<lb/>
oder nichts. Sie nehmen offtermahls die<lb/><hi rendition="#aq">Recen&#x017F;iones</hi> und Urtheile der Bu&#x0364;cher aus an-<lb/>
dern <hi rendition="#aq">Journal</hi>en heraus, ihre <hi rendition="#aq">Autores</hi> &#x017F;ind mehr<lb/>
vor <hi rendition="#aq">Pasquillant</hi>en zu achten, die andere ehrliche<lb/>
Leute durchziehen, denn glimpfflich von den<lb/>
Schrifften <hi rendition="#aq">rai&#x017F;oni</hi>ren. Wenn &#x017F;ie den <hi rendition="#aq">Auto-<lb/>
ribus</hi> ihre Fehler zeigen, welches an &#x017F;ich &#x017F;ehr<lb/>
gut i&#x017F;t, und keinem vernu&#x0364;nfftigen <hi rendition="#aq">Autori</hi> zuwi-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[456/0476] ren bißweilen allerhand particularia von eines Autoris Leben mit an, die einem bey Erkaͤnnt- niß eines und andern Buchs ein beſſer Licht ge- ben, allegiren mit darbey aus der Hiſtoria lite- raria die Hiſtorie des inventi oder derjenigen Materie, deren ſie Erwehnung thun, wie weit ſie bißher von den Gelehrten excoliret worden, beurtheilen die Schrifften nach ihrem Ver- dienſt, und erſparen alſo denen, die ſich ſolche Buͤcher anſchaffen wollen, die Zeit, daß ſie ſol- che nicht ſelbſt durchleſen duͤrffen, um ihren Werth oder Unwerth zu beurtheilen, machen die, ſo die Commoditaͤt lieben und doch manch- mahl gerne vor gelehrt angeſehen ſeyn wollen, geſchickt, daß ſie von neuen Schrifften und ge- lehrten Sachen ein hauffen Zeugs herſchwa- tzen koͤnnen, informiren diejenigen, die nicht ſelbſt die Beſchaffenheit eines Buchs ſchaͤtzen koͤnnen, und ſtellen einen Theil der Polyhiſto- rie in nuce vor. Andere aber taugen wenig oder nichts. Sie nehmen offtermahls die Recenſiones und Urtheile der Buͤcher aus an- dern Journalen heraus, ihre Autores ſind mehr vor Pasquillanten zu achten, die andere ehrliche Leute durchziehen, denn glimpfflich von den Schrifften raiſoniren. Wenn ſie den Auto- ribus ihre Fehler zeigen, welches an ſich ſehr gut iſt, und keinem vernuͤnfftigen Autori zuwi- der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/476
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/476>, abgerufen am 22.11.2024.