ren bißweilen allerhand particularia von eines Autoris Leben mit an, die einem bey Erkännt- niß eines und andern Buchs ein besser Licht ge- ben, allegiren mit darbey aus der Historia lite- raria die Historie des inventi oder derjenigen Materie, deren sie Erwehnung thun, wie weit sie bißher von den Gelehrten excoliret worden, beurtheilen die Schrifften nach ihrem Ver- dienst, und ersparen also denen, die sich solche Bücher anschaffen wollen, die Zeit, daß sie sol- che nicht selbst durchlesen dürffen, um ihren Werth oder Unwerth zu beurtheilen, machen die, so die Commodität lieben und doch manch- mahl gerne vor gelehrt angesehen seyn wollen, geschickt, daß sie von neuen Schrifften und ge- lehrten Sachen ein hauffen Zeugs herschwa- tzen können, informiren diejenigen, die nicht selbst die Beschaffenheit eines Buchs schätzen können, und stellen einen Theil der Polyhisto- rie in nuce vor. Andere aber taugen wenig oder nichts. Sie nehmen offtermahls die Recensiones und Urtheile der Bücher aus an- dern Journalen heraus, ihre Autores sind mehr vor Pasquillanten zu achten, die andere ehrliche Leute durchziehen, denn glimpfflich von den Schrifften raisoniren. Wenn sie den Auto- ribus ihre Fehler zeigen, welches an sich sehr gut ist, und keinem vernünfftigen Autori zuwi-
der
ren bißweilen allerhand particularia von eines Autoris Leben mit an, die einem bey Erkaͤnnt- niß eines und andern Buchs ein beſſer Licht ge- ben, allegiren mit darbey aus der Hiſtoria lite- raria die Hiſtorie des inventi oder derjenigen Materie, deren ſie Erwehnung thun, wie weit ſie bißher von den Gelehrten excoliret worden, beurtheilen die Schrifften nach ihrem Ver- dienſt, und erſparen alſo denen, die ſich ſolche Buͤcher anſchaffen wollen, die Zeit, daß ſie ſol- che nicht ſelbſt durchleſen duͤrffen, um ihren Werth oder Unwerth zu beurtheilen, machen die, ſo die Commoditaͤt lieben und doch manch- mahl gerne vor gelehrt angeſehen ſeyn wollen, geſchickt, daß ſie von neuen Schrifften und ge- lehrten Sachen ein hauffen Zeugs herſchwa- tzen koͤnnen, informiren diejenigen, die nicht ſelbſt die Beſchaffenheit eines Buchs ſchaͤtzen koͤnnen, und ſtellen einen Theil der Polyhiſto- rie in nuce vor. Andere aber taugen wenig oder nichts. Sie nehmen offtermahls die Recenſiones und Urtheile der Buͤcher aus an- dern Journalen heraus, ihre Autores ſind mehr vor Pasquillanten zu achten, die andere ehrliche Leute durchziehen, denn glimpfflich von den Schrifften raiſoniren. Wenn ſie den Auto- ribus ihre Fehler zeigen, welches an ſich ſehr gut iſt, und keinem vernuͤnfftigen Autori zuwi-
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ren bißweilen allerhand particularia von eines
Autoris Leben mit an, die einem bey Erkaͤnnt-
niß eines und andern Buchs ein beſſer Licht ge-
ben, allegiren mit darbey aus der Hiſtoria lite-
raria die Hiſtorie des inventi oder derjenigen
Materie, deren ſie Erwehnung thun, wie weit
ſie bißher von den Gelehrten excoliret worden,
beurtheilen die Schrifften nach ihrem Ver-
dienſt, und erſparen alſo denen, die ſich ſolche
Buͤcher anſchaffen wollen, die Zeit, daß ſie ſol-
che nicht ſelbſt durchleſen duͤrffen, um ihren
Werth oder Unwerth zu beurtheilen, machen
die, ſo die Commoditaͤt lieben und doch manch-
mahl gerne vor gelehrt angeſehen ſeyn wollen,
geſchickt, daß ſie von neuen Schrifften und ge-
lehrten Sachen ein hauffen Zeugs herſchwa-
tzen koͤnnen, informiren diejenigen, die nicht
ſelbſt die Beſchaffenheit eines Buchs ſchaͤtzen
koͤnnen, und ſtellen einen Theil der Polyhiſto-
rie in nuce vor. Andere aber taugen wenig
oder nichts. Sie nehmen offtermahls die
Recenſiones und Urtheile der Buͤcher aus an-
dern Journalen heraus, ihre Autores ſind mehr
vor Pasquillanten zu achten, die andere ehrliche
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/476>, abgerufen am 22.11.2024.
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