Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



und zum vierdten durch fremde Erfahrung:
Ob gleich bereits in den vorgehenden eines und
das andere, so hieher gehöret, vorgestellet wor-
den, so will doch noch etwas ausführlicher hier-
von handeln. Es hat ein iedes von diesen Mitteln
seine Bequemlichkeiten und incommoditäten,
und muß man sie billich, wenn man die politi-
sche Klugheit rechtschaffen excoliren will, mit
einander combiniren.

§. 21. Gleichwie wir den Saamen aller
Wissenschafften bey uns haben, und die con-
nexion
des gantzen universi in unsrer Seele
vergraben liegt; Also ist kein Zweiffel, daß
man durch gehörige meditation, wenn man
einmahl gelernt, die ideen aufzuschliessen, und
audere daraus zu evolviren, gar viel Regeln
der Klugheit vor sich finden könne, iedoch muß
man die Materialien erstlich von aussen her da-
zu hohlen. Diese aber überkommt man, wenn
man ein iedwedes objectum der Republic, da-
mit die Staats-Klugheit umgehet, genau an-
siehet, dessen gantze Natur, nebst allen dabey
sich ereignenden und vorfallenden Umständen
gehöriger Maaßen untersucht. Die Staats-
Klugheit sagt, wie die actionen des Regenten
zu Verbesserung der Glückseeligkeit des Lan-
des sollen angestellt werden, und auf was vor
Art man eines und das andere Stück verbes

sern,



und zum vierdten durch fremde Erfahrung:
Ob gleich bereits in den vorgehenden eines und
das andere, ſo hieher gehoͤret, vorgeſtellet wor-
den, ſo will doch noch etwas ausfuͤhrlicher hier-
von handeln. Es hat ein iedes von dieſen Mitteln
ſeine Bequemlichkeiten und incommoditaͤten,
und muß man ſie billich, wenn man die politi-
ſche Klugheit rechtſchaffen excoliren will, mit
einander combiniren.

§. 21. Gleichwie wir den Saamen aller
Wiſſenſchafften bey uns haben, und die con-
nexion
des gantzen univerſi in unſrer Seele
vergraben liegt; Alſo iſt kein Zweiffel, daß
man durch gehoͤrige meditation, wenn man
einmahl gelernt, die ideen aufzuſchlieſſen, und
audere daraus zu evolviren, gar viel Regeln
der Klugheit vor ſich finden koͤnne, iedoch muß
man die Materialien erſtlich von auſſen her da-
zu hohlen. Dieſe aber uͤberkommt man, wenn
man ein iedwedes objectum der Republic, da-
mit die Staats-Klugheit umgehet, genau an-
ſiehet, deſſen gantze Natur, nebſt allen dabey
ſich ereignenden und vorfallenden Umſtaͤnden
gehoͤriger Maaßen unterſucht. Die Staats-
Klugheit ſagt, wie die actionen des Regenten
zu Verbeſſerung der Gluͤckſeeligkeit des Lan-
des ſollen angeſtellt werden, und auf was vor
Art man eines und das andere Stuͤck verbeſ

ſern,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0047" n="27"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> und zum vierdten durch fremde Erfahrung:<lb/>
Ob gleich bereits in den vorgehenden eines und<lb/>
das andere, &#x017F;o hieher geho&#x0364;ret, vorge&#x017F;tellet wor-<lb/>
den, &#x017F;o will doch noch etwas ausfu&#x0364;hrlicher hier-<lb/>
von handeln. Es hat ein iedes von die&#x017F;en Mitteln<lb/>
&#x017F;eine Bequemlichkeiten und <hi rendition="#aq">incommodi</hi>ta&#x0364;ten,<lb/>
und muß man &#x017F;ie billich, wenn man die politi-<lb/>
&#x017F;che Klugheit recht&#x017F;chaffen <hi rendition="#aq">excoli</hi>ren will, mit<lb/>
einander <hi rendition="#aq">combini</hi>ren.</p><lb/>
        <p>§. 21. Gleichwie wir den Saamen aller<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften bey uns haben, und die <hi rendition="#aq">con-<lb/>
nexion</hi> des gantzen <hi rendition="#aq">univer&#x017F;i</hi> in un&#x017F;rer Seele<lb/>
vergraben liegt; Al&#x017F;o i&#x017F;t kein Zweiffel, daß<lb/>
man durch geho&#x0364;rige <hi rendition="#aq">meditation,</hi> wenn man<lb/>
einmahl gelernt, die <hi rendition="#aq">ideen</hi> aufzu&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
audere daraus zu <hi rendition="#aq">evolvi</hi>ren, gar viel Regeln<lb/>
der Klugheit vor &#x017F;ich finden ko&#x0364;nne, iedoch muß<lb/>
man die Materialien er&#x017F;tlich von au&#x017F;&#x017F;en her da-<lb/>
zu hohlen. Die&#x017F;e aber u&#x0364;berkommt man, wenn<lb/>
man ein iedwedes <hi rendition="#aq">objectum</hi> der Republic, da-<lb/>
mit die Staats-Klugheit umgehet, genau an-<lb/>
&#x017F;iehet, de&#x017F;&#x017F;en gantze Natur, neb&#x017F;t allen dabey<lb/>
&#x017F;ich ereignenden und vorfallenden Um&#x017F;ta&#x0364;nden<lb/>
geho&#x0364;riger Maaßen unter&#x017F;ucht. Die Staats-<lb/>
Klugheit &#x017F;agt, wie die <hi rendition="#aq">actio</hi>nen des Regenten<lb/>
zu Verbe&#x017F;&#x017F;erung der Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeit des Lan-<lb/>
des &#x017F;ollen ange&#x017F;tellt werden, und auf was vor<lb/>
Art man eines und das andere Stu&#x0364;ck verbe&#x017F;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ern,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0047] und zum vierdten durch fremde Erfahrung: Ob gleich bereits in den vorgehenden eines und das andere, ſo hieher gehoͤret, vorgeſtellet wor- den, ſo will doch noch etwas ausfuͤhrlicher hier- von handeln. Es hat ein iedes von dieſen Mitteln ſeine Bequemlichkeiten und incommoditaͤten, und muß man ſie billich, wenn man die politi- ſche Klugheit rechtſchaffen excoliren will, mit einander combiniren. §. 21. Gleichwie wir den Saamen aller Wiſſenſchafften bey uns haben, und die con- nexion des gantzen univerſi in unſrer Seele vergraben liegt; Alſo iſt kein Zweiffel, daß man durch gehoͤrige meditation, wenn man einmahl gelernt, die ideen aufzuſchlieſſen, und audere daraus zu evolviren, gar viel Regeln der Klugheit vor ſich finden koͤnne, iedoch muß man die Materialien erſtlich von auſſen her da- zu hohlen. Dieſe aber uͤberkommt man, wenn man ein iedwedes objectum der Republic, da- mit die Staats-Klugheit umgehet, genau an- ſiehet, deſſen gantze Natur, nebſt allen dabey ſich ereignenden und vorfallenden Umſtaͤnden gehoͤriger Maaßen unterſucht. Die Staats- Klugheit ſagt, wie die actionen des Regenten zu Verbeſſerung der Gluͤckſeeligkeit des Lan- des ſollen angeſtellt werden, und auf was vor Art man eines und das andere Stuͤck verbeſ ſern,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/47
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/47>, abgerufen am 01.05.2024.