wohl schwerlich viel schaden können. Zudem so schickt es sich auch nicht so wohl, daß Leute, die in Caracteren stehen, mit denen von dem ge- meinen Volck sich in verdrießliche Gespräche einlassen, welches doch manchmahl nöthig seyn will.
§. 18. Zum andern fehlet es auch denen Ministris bißweilen an der Zeit, daß sie manche Sachen, die in die Staats-Klugheit lauffen, nicht so genau und gehörig untersuchen können, als sie wohl wünschten. Sie haben mit ih- ren ordentlichen Verrichtungen so viel zu thun, daß sie denen vielen sollicitirenden Partheyen nach dem Schlendrian Resolutiones er- theilen, und die Sachen nur nach einander ex- pediren, daß ihnen also unmöglich einige Zeit übrig gelassen, allerhand neue Sachen, die et- wan zur Abstellung unterschiedener alten Miß- bräuche und Verbesserung des Landes gereich- ten, auszudencken. Sie müssen nur in ihrem gewöhnlichen tramite fort gehen. Wird gleich bißweilen etwas neues aufs tapet ge- bracht, so wird doch das Project wegen der an- dern Geschäffte immer wieder hingelegt, und die Vollziehung deßen auf eine andere Zeit aus- gesetzt, biß es nach und nach gar wieder in Ver- gessenheit gestellet wird.
§. 19. Damit ich aber erweise, daß man
auch,
wohl ſchwerlich viel ſchaden koͤnnen. Zudem ſo ſchickt es ſich auch nicht ſo wohl, daß Leute, die in Caractéren ſtehen, mit denen von dem ge- meinen Volck ſich in verdrießliche Geſpraͤche einlaſſen, welches doch manchmahl noͤthig ſeyn will.
§. 18. Zum andern fehlet es auch denen Miniſtris bißweilen an der Zeit, daß ſie manche Sachen, die in die Staats-Klugheit lauffen, nicht ſo genau und gehoͤrig unterſuchen koͤnnen, als ſie wohl wuͤnſchten. Sie haben mit ih- ren ordentlichen Verrichtungen ſo viel zu thun, daß ſie denen vielen ſollicitirenden Partheyen nach dem Schlendrian Reſolutiones er- theilen, und die Sachen nur nach einander ex- pediren, daß ihnen alſo unmoͤglich einige Zeit uͤbrig gelaſſen, allerhand neue Sachen, die et- wan zur Abſtellung unterſchiedener alten Miß- braͤuche und Verbeſſerung des Landes gereich- ten, auszudencken. Sie muͤſſen nur in ihrem gewoͤhnlichen tramite fort gehen. Wird gleich bißweilen etwas neues aufs tapet ge- bracht, ſo wird doch das Project wegen der an- dern Geſchaͤffte immer wieder hingelegt, und die Vollziehung deßen auf eine andere Zeit aus- geſetzt, biß es nach und nach gar wieder in Ver- geſſenheit geſtellet wird.
§. 19. Damit ich aber erweiſe, daß man
auch,
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wohl ſchwerlich viel ſchaden koͤnnen. Zudem
ſo ſchickt es ſich auch nicht ſo wohl, daß Leute,
die in Caractéren ſtehen, mit denen von dem ge-
meinen Volck ſich in verdrießliche Geſpraͤche
einlaſſen, welches doch manchmahl noͤthig ſeyn
will.
§. 18. Zum andern fehlet es auch denen
Miniſtris bißweilen an der Zeit, daß ſie manche
Sachen, die in die Staats-Klugheit lauffen,
nicht ſo genau und gehoͤrig unterſuchen koͤnnen,
als ſie wohl wuͤnſchten. Sie haben mit ih-
ren ordentlichen Verrichtungen ſo viel zu thun,
daß ſie denen vielen ſollicitirenden Partheyen
nach dem Schlendrian Reſolutiones er-
theilen, und die Sachen nur nach einander ex-
pediren, daß ihnen alſo unmoͤglich einige Zeit
uͤbrig gelaſſen, allerhand neue Sachen, die et-
wan zur Abſtellung unterſchiedener alten Miß-
braͤuche und Verbeſſerung des Landes gereich-
ten, auszudencken. Sie muͤſſen nur in ihrem
gewoͤhnlichen tramite fort gehen. Wird
gleich bißweilen etwas neues aufs tapet ge-
bracht, ſo wird doch das Project wegen der an-
dern Geſchaͤffte immer wieder hingelegt, und
die Vollziehung deßen auf eine andere Zeit aus-
geſetzt, biß es nach und nach gar wieder in Ver-
geſſenheit geſtellet wird.
§. 19. Damit ich aber erweiſe, daß man
auch,
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/44>, abgerufen am 21.11.2024.
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