können, andere substituiret oder adjungiret werden, so kan nicht absehen, warum die Her- ren Professores hiervon alleine frey seyn solten, und haben sie sichs alsdenn vor ein Unglück zu- zuschreiben, so ihnen unser HErr GOtt zu- schickt und darbey er ihnen Gedult verleihen wird.
§. 9. Unter die überflüßigen Professores sind billig zu zehlen, daß noch auff manchen Universitäten in Teutschland Professores Grammaticae bestellet sind, die denen Studiosis gewisse Autores classicos vorlesen, oder die Grammaticam erklären sollen, welches auff andern Academien die Professores lingvae la- tinae thun müssen. Nun ist es wohl wahr, daß die Autores classici auff eine andere Art von den Knaben, auff eine andere Art aber und mit mehrern Nutzen von erwachsenen Leuten gelesen werden können, weil jene auff die Wör- ter, und diese auff die Sachen sehen. Da aber dieses auff Schulen, nicht aber auff den Universitäten zu tractiren, und ein jeder Stu- diosus hernach vor sich alleine excoliren soll, auch wohl die wenigsten solche Lectiones pu- blicas zu frequentiren pflegen, so wäre meines Erachtens besser, wenn diese Professionen gantz und gar eingiengen, und man die Herren Pro- fessores, die sie ietzund haben, entweder auff ei-
ne
C c 3
koͤnnen, andere ſubſtituiret oder adjungiret werden, ſo kan nicht abſehen, warum die Her- ren Profeſſores hiervon alleine frey ſeyn ſolten, und haben ſie ſichs alsdenn vor ein Ungluͤck zu- zuſchreiben, ſo ihnen unſer HErr GOtt zu- ſchickt und darbey er ihnen Gedult verleihen wird.
§. 9. Unter die uͤberfluͤßigen Profeſſores ſind billig zu zehlen, daß noch auff manchen Univerſitaͤten in Teutſchland Profeſſores Grammaticæ beſtellet ſind, die denen Studioſis gewiſſe Autores clasſicos vorleſen, oder die Grammaticam erklaͤren ſollen, welches auff andern Academien die Profeſſores lingvæ la- tinæ thun muͤſſen. Nun iſt es wohl wahr, daß die Autores clasſici auff eine andere Art von den Knaben, auff eine andere Art aber und mit mehrern Nutzen von erwachſenen Leuten geleſen werden koͤnnen, weil jene auff die Woͤr- ter, und dieſe auff die Sachen ſehen. Da aber dieſes auff Schulen, nicht aber auff den Univerſitaͤten zu tractiren, und ein jeder Stu- dioſus hernach vor ſich alleine excoliren ſoll, auch wohl die wenigſten ſolche Lectiones pu- blicas zu frequentiren pflegen, ſo waͤre meines Erachtens beſſer, wenn dieſe Profesſionen gantz und gar eingiengen, und man die Herren Pro- feſſores, die ſie ietzund haben, entweder auff ei-
ne
C c 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0425"n="405"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> koͤnnen, andere <hirendition="#aq">ſubſtitui</hi>ret oder <hirendition="#aq">adjungi</hi>ret<lb/>
werden, ſo kan nicht abſehen, warum die Her-<lb/>
ren <hirendition="#aq">Profeſſores</hi> hiervon alleine frey ſeyn ſolten,<lb/>
und haben ſie ſichs alsdenn vor ein Ungluͤck zu-<lb/>
zuſchreiben, ſo ihnen unſer HErr GOtt zu-<lb/>ſchickt und darbey er ihnen Gedult verleihen<lb/>
wird.</p><lb/><p>§. 9. Unter die uͤberfluͤßigen <hirendition="#aq">Profeſſores</hi><lb/>ſind billig zu zehlen, daß noch auff manchen<lb/>
Univerſitaͤten in Teutſchland <hirendition="#aq">Profeſſores<lb/>
Grammaticæ</hi> beſtellet ſind, die denen <hirendition="#aq">Studioſis</hi><lb/>
gewiſſe <hirendition="#aq">Autores clasſicos</hi> vorleſen, oder die<lb/><hirendition="#aq">Grammaticam</hi> erklaͤren ſollen, welches auff<lb/>
andern Academien die <hirendition="#aq">Profeſſores lingvæ la-<lb/>
tinæ</hi> thun muͤſſen. Nun iſt es wohl wahr,<lb/>
daß die <hirendition="#aq">Autores clasſici</hi> auff eine andere Art<lb/>
von den Knaben, auff eine andere Art aber und<lb/>
mit mehrern Nutzen von erwachſenen Leuten<lb/>
geleſen werden koͤnnen, weil jene auff die Woͤr-<lb/>
ter, und dieſe auff die Sachen ſehen. Da<lb/>
aber dieſes auff Schulen, nicht aber auff den<lb/>
Univerſitaͤten zu <hirendition="#aq">tracti</hi>ren, und ein jeder <hirendition="#aq">Stu-<lb/>
dioſus</hi> hernach vor ſich alleine <hirendition="#aq">excoli</hi>ren ſoll,<lb/>
auch wohl die wenigſten ſolche <hirendition="#aq">Lectiones pu-<lb/>
blicas</hi> zu <hirendition="#aq">frequenti</hi>ren pflegen, ſo waͤre meines<lb/>
Erachtens beſſer, wenn dieſe <hirendition="#aq">Profesſio</hi>nen gantz<lb/>
und gar eingiengen, und man die Herren <hirendition="#aq">Pro-<lb/>
feſſores,</hi> die ſie ietzund haben, entweder auff ei-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ne</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[405/0425]
koͤnnen, andere ſubſtituiret oder adjungiret
werden, ſo kan nicht abſehen, warum die Her-
ren Profeſſores hiervon alleine frey ſeyn ſolten,
und haben ſie ſichs alsdenn vor ein Ungluͤck zu-
zuſchreiben, ſo ihnen unſer HErr GOtt zu-
ſchickt und darbey er ihnen Gedult verleihen
wird.
§. 9. Unter die uͤberfluͤßigen Profeſſores
ſind billig zu zehlen, daß noch auff manchen
Univerſitaͤten in Teutſchland Profeſſores
Grammaticæ beſtellet ſind, die denen Studioſis
gewiſſe Autores clasſicos vorleſen, oder die
Grammaticam erklaͤren ſollen, welches auff
andern Academien die Profeſſores lingvæ la-
tinæ thun muͤſſen. Nun iſt es wohl wahr,
daß die Autores clasſici auff eine andere Art
von den Knaben, auff eine andere Art aber und
mit mehrern Nutzen von erwachſenen Leuten
geleſen werden koͤnnen, weil jene auff die Woͤr-
ter, und dieſe auff die Sachen ſehen. Da
aber dieſes auff Schulen, nicht aber auff den
Univerſitaͤten zu tractiren, und ein jeder Stu-
dioſus hernach vor ſich alleine excoliren ſoll,
auch wohl die wenigſten ſolche Lectiones pu-
blicas zu frequentiren pflegen, ſo waͤre meines
Erachtens beſſer, wenn dieſe Profesſionen gantz
und gar eingiengen, und man die Herren Pro-
feſſores, die ſie ietzund haben, entweder auff ei-
ne
C c 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/425>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.