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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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allwo junge Leute sowohl in den Künsten und
Wissenschafften, als auch allerhand Sprachen
und anständigen Exercitiis unterrichtet werden
sollen, so wäre es gar billig, wenn Landes-Für-
sten auch öffentliche Sprach- und Exercitien-
Meister unterhielten und salarirten, die einige
Stunden des Tages, ohne Entgeld, jungen
Leuten hierinnen Anweisung gäben. Es wür-
de an einem Ort, wo die Studiosi solche Sa-
chen umsonst lernen könten, ein sehr starcker Zu-
lauff seyn und das Geld, was der Land es-
Fürst zu Salarirung der Sprach- und Exerci-
ti
en-Meister anwendete, auf andere Wege
durch die Accise und sonst wegen der grossen
Menge der Studenten und der guten Nahrung,
die die Bürger haben würden, vielfach ersetzet
werden.

§. 4. Vornemlich muß ein Regente sich
angelegen seyn lassen, von allen Orten berühm-
te Leute herbey zu schaffen, damit alle Profes-
sion
en so viel als möglich, mit solchen Männern
besetzt sind, die in der Welt grosse Reputation
haben. Er muß keine Kosten sparen, solche
Leute auf seine Universitäten zu ziehen und ih-
nen daselbst durch Conferirung allerhand Prae-
dicate
und auf andere Art alle Douceurs zu er-
weisen. Denn es wird seine Universität hier-
durch nicht allein celebre, daß sie hernach von

Studio-



allwo junge Leute ſowohl in den Kuͤnſten und
Wiſſenſchafften, als auch allerhand Sprachen
und anſtaͤndigen Exercitiis unterrichtet werden
ſollen, ſo waͤre es gar billig, wenn Landes-Fuͤr-
ſten auch oͤffentliche Sprach- und Exercitien-
Meiſter unterhielten und ſalarirten, die einige
Stunden des Tages, ohne Entgeld, jungen
Leuten hierinnen Anweiſung gaͤben. Es wuͤr-
de an einem Ort, wo die Studioſi ſolche Sa-
chen umſonſt lernen koͤnten, ein ſehr ſtarcker Zu-
lauff ſeyn und das Geld, was der Land es-
Fuͤrſt zu Salarirung der Sprach- und Exerci-
ti
en-Meiſter anwendete, auf andere Wege
durch die Acciſe und ſonſt wegen der groſſen
Menge der Studenten und der guten Nahrung,
die die Buͤrger haben wuͤrden, vielfach erſetzet
werden.

§. 4. Vornemlich muß ein Regente ſich
angelegen ſeyn laſſen, von allen Orten beruͤhm-
te Leute herbey zu ſchaffen, damit alle Profes-
ſion
en ſo viel als moͤglich, mit ſolchen Maͤnnern
beſetzt ſind, die in der Welt groſſe Reputation
haben. Er muß keine Koſten ſparen, ſolche
Leute auf ſeine Univerſitaͤten zu ziehen und ih-
nen daſelbſt durch Conferirung allerhand Præ-
dicate
und auf andere Art alle Douceurs zu er-
weiſen. Denn es wird ſeine Univerſitaͤt hier-
durch nicht allein celebre, daß ſie hernach von

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[400/0420] allwo junge Leute ſowohl in den Kuͤnſten und Wiſſenſchafften, als auch allerhand Sprachen und anſtaͤndigen Exercitiis unterrichtet werden ſollen, ſo waͤre es gar billig, wenn Landes-Fuͤr- ſten auch oͤffentliche Sprach- und Exercitien- Meiſter unterhielten und ſalarirten, die einige Stunden des Tages, ohne Entgeld, jungen Leuten hierinnen Anweiſung gaͤben. Es wuͤr- de an einem Ort, wo die Studioſi ſolche Sa- chen umſonſt lernen koͤnten, ein ſehr ſtarcker Zu- lauff ſeyn und das Geld, was der Land es- Fuͤrſt zu Salarirung der Sprach- und Exerci- tien-Meiſter anwendete, auf andere Wege durch die Acciſe und ſonſt wegen der groſſen Menge der Studenten und der guten Nahrung, die die Buͤrger haben wuͤrden, vielfach erſetzet werden. §. 4. Vornemlich muß ein Regente ſich angelegen ſeyn laſſen, von allen Orten beruͤhm- te Leute herbey zu ſchaffen, damit alle Profes- ſionen ſo viel als moͤglich, mit ſolchen Maͤnnern beſetzt ſind, die in der Welt groſſe Reputation haben. Er muß keine Koſten ſparen, ſolche Leute auf ſeine Univerſitaͤten zu ziehen und ih- nen daſelbſt durch Conferirung allerhand Præ- dicate und auf andere Art alle Douceurs zu er- weiſen. Denn es wird ſeine Univerſitaͤt hier- durch nicht allein celebre, daß ſie hernach von Studio-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/420>, abgerufen am 16.07.2024.