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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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tisten sich solches fälschlich einbilden, sondern
deßwegen, weil junge Leute hierdurch, wenn sie
nemlich dergleichen Comödien mit beyw ohnen,
gar öffters allerhand affectirte Minen an sich
nehmen, die ihnen im gantzen Leben hernach an-
hängen, auch mehr eine thrasonische Art zu
exclamiren, als eine freye und unerschrockene,
darbey auch modeste Art zu reden sich ange-
wöhnen. Diesemnach halt ich davor, daß es
besser sey, wenn die Lehrer jungen Leuten unter-
schiedene teutsche und lateinische Reden, wie
solche ihnen etwan in dem menschlichen Leben
einmahl vorkommen möchten, auswendig reci-
ti
ren lassen und allerhand Leute des Orts darzu
invitiren, die Zuhörer darbey abgeben müssen,
damit sie auch lernen ungescheut vor vielem
Volcke zu reden, welches sonderlich denjenigen,
so dereinst Theologiam studiren sollen, gar
wohl zu Statten kommen wird.

§. 20. Der Nutzen der mathematischen
Wissenschafften ist so groß, daß ein ieder
Mensch, er mag Profession vom studiren ma-
chen wollen oder nicht, und sich diese oder jene
Facultät auslesen, darinnen er seine Studia
prosequi
ren will, sie mit grossen Vortheil ge-
brauchen kan. Wiewohl nicht ein iedweder
eben nöthig hat, den gantzen Cursum durchzu-
studiren, sondern er erwehlet sich diejenigen

disci-



tiſten ſich ſolches faͤlſchlich einbilden, ſondern
deßwegen, weil junge Leute hierdurch, wenn ſie
nemlich dergleichen Comoͤdien mit beyw ohnen,
gar oͤffters allerhand affectirte Minen an ſich
nehmen, die ihnen im gantzen Leben hernach an-
haͤngen, auch mehr eine thraſoniſche Art zu
exclamiren, als eine freye und unerſchrockene,
darbey auch modeſte Art zu reden ſich ange-
woͤhnen. Dieſemnach halt ich davor, daß es
beſſer ſey, wenn die Lehrer jungen Leuten unter-
ſchiedene teutſche und lateiniſche Reden, wie
ſolche ihnen etwan in dem menſchlichen Leben
einmahl vorkommen moͤchten, auswendig reci-
ti
ren laſſen und allerhand Leute des Orts darzu
invitiren, die Zuhoͤrer darbey abgeben muͤſſen,
damit ſie auch lernen ungeſcheut vor vielem
Volcke zu reden, welches ſonderlich denjenigen,
ſo dereinſt Theologiam ſtudiren ſollen, gar
wohl zu Statten kommen wird.

§. 20. Der Nutzen der mathematiſchen
Wiſſenſchafften iſt ſo groß, daß ein ieder
Menſch, er mag Profeſſion vom ſtudiren ma-
chen wollen oder nicht, und ſich dieſe oder jene
Facultaͤt ausleſen, darinnen er ſeine Studia
proſequi
ren will, ſie mit groſſen Vortheil ge-
brauchen kan. Wiewohl nicht ein iedweder
eben noͤthig hat, den gantzen Curſum durchzu-
ſtudiren, ſondern er erwehlet ſich diejenigen

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[390/0410] tiſten ſich ſolches faͤlſchlich einbilden, ſondern deßwegen, weil junge Leute hierdurch, wenn ſie nemlich dergleichen Comoͤdien mit beyw ohnen, gar oͤffters allerhand affectirte Minen an ſich nehmen, die ihnen im gantzen Leben hernach an- haͤngen, auch mehr eine thraſoniſche Art zu exclamiren, als eine freye und unerſchrockene, darbey auch modeſte Art zu reden ſich ange- woͤhnen. Dieſemnach halt ich davor, daß es beſſer ſey, wenn die Lehrer jungen Leuten unter- ſchiedene teutſche und lateiniſche Reden, wie ſolche ihnen etwan in dem menſchlichen Leben einmahl vorkommen moͤchten, auswendig reci- tiren laſſen und allerhand Leute des Orts darzu invitiren, die Zuhoͤrer darbey abgeben muͤſſen, damit ſie auch lernen ungeſcheut vor vielem Volcke zu reden, welches ſonderlich denjenigen, ſo dereinſt Theologiam ſtudiren ſollen, gar wohl zu Statten kommen wird. §. 20. Der Nutzen der mathematiſchen Wiſſenſchafften iſt ſo groß, daß ein ieder Menſch, er mag Profeſſion vom ſtudiren ma- chen wollen oder nicht, und ſich dieſe oder jene Facultaͤt ausleſen, darinnen er ſeine Studia proſequiren will, ſie mit groſſen Vortheil ge- brauchen kan. Wiewohl nicht ein iedweder eben noͤthig hat, den gantzen Curſum durchzu- ſtudiren, ſondern er erwehlet ſich diejenigen diſci-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/410>, abgerufen am 23.11.2024.