Sorte der Rectorum und Schul Praecepto- rum. Diese erkennen, daß dergleichen Leu- te, wie ich in dem vorhergehenden beschrieben, öffters entweder unnütze Sachen ihren Schü- lern beybringen, oder doch mit einer verdrüßli- chen schweren und langweiligen oder Methode und catonischen Mine, auch hierdurch nicht al- lein sich bey der ihnen untergebenen Schul-Ju- gend schlechte Liebe, sondern ihm auch einen Eckel gegen die Studia erwecken, und bey andern Leu- ten durch ihre pedantische Lehre und Conduite sich theils lächerlich, theils verhaßt machen; Darum fangen sie es, um nicht dergleichen schul- dig zu werden, auff eine andere Art an, fallen aber darüber in das andere extremum, nehm- lich den Galantismum. Diese negligiren entweder die lateinische Sprache und die Cul- tur des lateinischen Styli gantz und gar, und meynen, es komme heutigs Tags, nachdem wir in Teutschland wohnten, da die meisten in dem menschlichen Umgange vorkommende Reden und Schreiben in teutscher Sprache abgefaßt und auf den Universitäten selbst die Collegia gröstentheils in der lieben Frau Mutter-Spra- che gehalten würden, nicht sonderlich auf das Latein an, oder stehen doch in den Gedancken, es sey eine Schulfüchserey, wenn man sich um die Purität und Elegantien bekümmern solte,
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Sorte der Rectorum und Schul Præcepto- rum. Dieſe erkennen, daß dergleichen Leu- te, wie ich in dem vorhergehenden beſchrieben, oͤffters entweder unnuͤtze Sachen ihren Schuͤ- lern beybringen, oder doch mit einer verdruͤßli- chen ſchweren und langweiligen oder Methode und catoniſchen Mine, auch hierdurch nicht al- lein ſich bey der ihnen untergebenen Schul-Ju- gend ſchlechte Liebe, ſondern ihm auch einen Eckel gegen die Studia erwecken, und bey andern Leu- ten durch ihre pedantiſche Lehre und Conduite ſich theils laͤcherlich, theils verhaßt machen; Darum fangen ſie es, um nicht dergleichen ſchul- dig zu werden, auff eine andere Art an, fallen aber daruͤber in das andere extremum, nehm- lich den Galantiſmum. Dieſe negligiren entweder die lateiniſche Sprache und die Cul- tur des lateiniſchen Styli gantz und gar, und meynen, es komme heutigs Tags, nachdem wir in Teutſchland wohnten, da die meiſten in dem menſchlichen Umgange vorkommende Reden und Schreiben in teutſcher Sprache abgefaßt und auf den Univerſitaͤten ſelbſt die Collegia groͤſtentheils in der lieben Frau Mutter-Spra- che gehalten wuͤrden, nicht ſonderlich auf das Latein an, oder ſtehen doch in den Gedancken, es ſey eine Schulfuͤchſerey, wenn man ſich um die Puritaͤt und Elegantien bekuͤmmern ſolte,
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Sorte der Rectorum und Schul Præcepto-
rum. Dieſe erkennen, daß dergleichen Leu-
te, wie ich in dem vorhergehenden beſchrieben,
oͤffters entweder unnuͤtze Sachen ihren Schuͤ-
lern beybringen, oder doch mit einer verdruͤßli-
chen ſchweren und langweiligen oder Methode
und catoniſchen Mine, auch hierdurch nicht al-
lein ſich bey der ihnen untergebenen Schul-Ju-
gend ſchlechte Liebe, ſondern ihm auch einen Eckel
gegen die Studia erwecken, und bey andern Leu-
ten durch ihre pedantiſche Lehre und Conduite
ſich theils laͤcherlich, theils verhaßt machen;
Darum fangen ſie es, um nicht dergleichen ſchul-
dig zu werden, auff eine andere Art an, fallen
aber daruͤber in das andere extremum, nehm-
lich den Galantiſmum. Dieſe negligiren
entweder die lateiniſche Sprache und die Cul-
tur des lateiniſchen Styli gantz und gar, und
meynen, es komme heutigs Tags, nachdem wir
in Teutſchland wohnten, da die meiſten in dem
menſchlichen Umgange vorkommende Reden
und Schreiben in teutſcher Sprache abgefaßt
und auf den Univerſitaͤten ſelbſt die Collegia
groͤſtentheils in der lieben Frau Mutter-Spra-
che gehalten wuͤrden, nicht ſonderlich auf das
Latein an, oder ſtehen doch in den Gedancken,
es ſey eine Schulfuͤchſerey, wenn man ſich um
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/394>, abgerufen am 22.11.2024.
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