mehr zu ihren Vorgängern erwehlet; Da nun diese Weltweisen oder vielmehr Schulweisen theils die politische Klugheit in ihren Schriff- ten gantz und gar nicht abgehandelt, theils aber auf eine so sterile und magere Art, daß man wohl siehet, daß sie sich mehr um Wörter als Sachen, mehr um pedantische Speculatio- nes, denn um eine reelle Erkenntniß, die man in Praxi wiederum nutzen könte, bekümmert, so haben die Schüler ihre Lehr-Meister nicht über- treffen können noch wollen, da zudem die mei- sten Gelehrten in den vorigen Zeiten in dem Jrrthum stacken, daß alle Schätze der mensch- lichen Welt-Weißheit in den Schrifften Ari- stotelis und der andern philosophischen Trö- ster verborgen lägen. Sie hätten sichs vor unanständig gehalten, wenn sie aus einer Schrifft, die eine Privat-Person aufgesetzt und vor keinen Philosophum gehalten worden, ei- nen Theil der Staats-Klugheit hätten erler- nen sollen. Und da die meisten mit der Ari- stotelischen oder Scholastischen Elle die philo- sophischen Wissenschafften ausgemessen, so ist ja nicht zu verwundern, wenn sie sich so wohl in der Anzahl der Disciplinen, als auch der me- thode, wie sie tractiret worden, nach ihren Vorgängern gerichtet. Andere Gelehrte ha- ben sich eingebildet, es fehle ihnen an der
Gele-
mehr zu ihren Vorgaͤngern erwehlet; Da nun dieſe Weltweiſen oder vielmehr Schulweiſen theils die politiſche Klugheit in ihren Schriff- ten gantz und gar nicht abgehandelt, theils aber auf eine ſo ſterile und magere Art, daß man wohl ſiehet, daß ſie ſich mehr um Woͤrter als Sachen, mehr um pedantiſche Speculatio- nes, denn um eine reelle Erkenntniß, die man in Praxi wiederum nutzen koͤnte, bekuͤmmert, ſo haben die Schuͤler ihre Lehr-Meiſter nicht uͤber- treffen koͤnnen noch wollen, da zudem die mei- ſten Gelehrten in den vorigen Zeiten in dem Jrrthum ſtacken, daß alle Schaͤtze der menſch- lichen Welt-Weißheit in den Schrifften Ari- ſtotelis und der andern philoſophiſchen Troͤ- ſter verborgen laͤgen. Sie haͤtten ſichs vor unanſtaͤndig gehalten, wenn ſie aus einer Schrifft, die eine Privat-Perſon aufgeſetzt und vor keinen Philoſophum gehalten worden, ei- nen Theil der Staats-Klugheit haͤtten erler- nen ſollen. Und da die meiſten mit der Ari- ſtoteliſchen oder Scholaſtiſchen Elle die philo- ſophiſchen Wiſſenſchafften ausgemeſſen, ſo iſt ja nicht zu verwundern, wenn ſie ſich ſo wohl in der Anzahl der Diſciplinen, als auch der me- thode, wie ſie tractiret worden, nach ihren Vorgaͤngern gerichtet. Andere Gelehrte ha- ben ſich eingebildet, es fehle ihnen an der
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mehr zu ihren Vorgaͤngern erwehlet; Da nun
dieſe Weltweiſen oder vielmehr Schulweiſen
theils die politiſche Klugheit in ihren Schriff-
ten gantz und gar nicht abgehandelt, theils aber
auf eine ſo ſterile und magere Art, daß man
wohl ſiehet, daß ſie ſich mehr um Woͤrter als
Sachen, mehr um pedantiſche Speculatio-
nes, denn um eine reelle Erkenntniß, die man in
Praxi wiederum nutzen koͤnte, bekuͤmmert, ſo
haben die Schuͤler ihre Lehr-Meiſter nicht uͤber-
treffen koͤnnen noch wollen, da zudem die mei-
ſten Gelehrten in den vorigen Zeiten in dem
Jrrthum ſtacken, daß alle Schaͤtze der menſch-
lichen Welt-Weißheit in den Schrifften Ari-
ſtotelis und der andern philoſophiſchen Troͤ-
ſter verborgen laͤgen. Sie haͤtten ſichs vor
unanſtaͤndig gehalten, wenn ſie aus einer
Schrifft, die eine Privat-Perſon aufgeſetzt und
vor keinen Philoſophum gehalten worden, ei-
nen Theil der Staats-Klugheit haͤtten erler-
nen ſollen. Und da die meiſten mit der Ari-
ſtoteliſchen oder Scholaſtiſchen Elle die philo-
ſophiſchen Wiſſenſchafften ausgemeſſen, ſo iſt
ja nicht zu verwundern, wenn ſie ſich ſo wohl in
der Anzahl der Diſciplinen, als auch der me-
thode, wie ſie tractiret worden, nach ihren
Vorgaͤngern gerichtet. Andere Gelehrte ha-
ben ſich eingebildet, es fehle ihnen an der
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/36>, abgerufen am 18.12.2024.
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