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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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bißher noch nicht so gar sehr excolirt worden.
Nun fehlet es zwar an Compendiis und Syste-
matibus politicis
im geringsten nicht, wie da-
von des Herrn Arnds Bibliotheca Politico-
Aulico-Heraldica
mit mehrern kan nachgese-
hen werden. Allein, wenn man diese scripta
politica
ansiehet, so findet man darinnen ein
Hauffen Erklärungen von der Monarchie, Ari-
stocratie, Oligarchie
und Eintheilungen, die
gar keinen Nutzen haben, und hingegen blutwe-
nig Maximen der Klugheit. Sie handeln nur
etliche wenige Materien ab, z. E. vom Ur-
sprung der Landes-Obrigkeiten, vom Kriege,
Frieden, Bündnissen, den unterschiedenen For-
men der Regierung, der Pflicht der Untertha-
nen, u. s. w. und auch so general, daß man aus
dergleichen Schrifften, wenn man sie schon mit
grossem Fleiß durchstudieret, dennoch ein sehr
schlechter Staats-Mann werden kan. An
andre special-Materien hingegen haben sich ih-
re Autores nicht gemacht, und solche alle nach
einem Leisten verfertiget.

§. 13. Die Ursachen, daß die Prudentia
Politica
von denen Herren Gelehrten ziemli-
cher maßen negligiret worden, sind vielleicht
diese: Einige haben sich bey ihrer Philosophie
entweder den Aristotelem, oder Cartesium,
oder die Scholasticos und andere dergleichen

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bißher noch nicht ſo gar ſehr excolirt worden.
Nun fehlet es zwar an Compendiis und Syſte-
matibus politicis
im geringſten nicht, wie da-
von des Herrn Arnds Bibliotheca Politico-
Aulico-Heraldica
mit mehrern kan nachgeſe-
hen werden. Allein, wenn man dieſe ſcripta
politica
anſiehet, ſo findet man darinnen ein
Hauffen Erklaͤrungen von der Monarchie, Ari-
ſtocratie, Oligarchie
und Eintheilungen, die
gar keinen Nutzen haben, und hingegen blutwe-
nig Maximen der Klugheit. Sie handeln nur
etliche wenige Materien ab, z. E. vom Ur-
ſprung der Landes-Obrigkeiten, vom Kriege,
Frieden, Buͤndniſſen, den unterſchiedenen For-
men der Regierung, der Pflicht der Untertha-
nen, u. ſ. w. und auch ſo general, daß man aus
dergleichen Schrifften, wenn man ſie ſchon mit
groſſem Fleiß durchſtudieret, dennoch ein ſehr
ſchlechter Staats-Mann werden kan. An
andre ſpecial-Materien hingegen haben ſich ih-
re Autores nicht gemacht, und ſolche alle nach
einem Leiſten verfertiget.

§. 13. Die Urſachen, daß die Prudentia
Politica
von denen Herren Gelehrten ziemli-
cher maßen negligiret worden, ſind vielleicht
dieſe: Einige haben ſich bey ihrer Philoſophie
entweder den Ariſtotelem, oder Carteſium,
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[15/0035] bißher noch nicht ſo gar ſehr excolirt worden. Nun fehlet es zwar an Compendiis und Syſte- matibus politicis im geringſten nicht, wie da- von des Herrn Arnds Bibliotheca Politico- Aulico-Heraldica mit mehrern kan nachgeſe- hen werden. Allein, wenn man dieſe ſcripta politica anſiehet, ſo findet man darinnen ein Hauffen Erklaͤrungen von der Monarchie, Ari- ſtocratie, Oligarchie und Eintheilungen, die gar keinen Nutzen haben, und hingegen blutwe- nig Maximen der Klugheit. Sie handeln nur etliche wenige Materien ab, z. E. vom Ur- ſprung der Landes-Obrigkeiten, vom Kriege, Frieden, Buͤndniſſen, den unterſchiedenen For- men der Regierung, der Pflicht der Untertha- nen, u. ſ. w. und auch ſo general, daß man aus dergleichen Schrifften, wenn man ſie ſchon mit groſſem Fleiß durchſtudieret, dennoch ein ſehr ſchlechter Staats-Mann werden kan. An andre ſpecial-Materien hingegen haben ſich ih- re Autores nicht gemacht, und ſolche alle nach einem Leiſten verfertiget. §. 13. Die Urſachen, daß die Prudentia Politica von denen Herren Gelehrten ziemli- cher maßen negligiret worden, ſind vielleicht dieſe: Einige haben ſich bey ihrer Philoſophie entweder den Ariſtotelem, oder Carteſium, oder die Scholaſticos und andere dergleichen mehr

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/35>, abgerufen am 21.11.2024.