gantz naturalistischen Enthusiasmum ohne al- les Wort GOttes, ja wohl gar ohne GOtt an- fangen. Denn es ist dem Satan nichts un- mögliches, den fanaticismum und atheismum zu vereinigen. Es sind auch einige alle solche Gradus nach und nach durchgegangen, einige aber sind bey ihrem Gradu stehen blieben. s. das 1702 Jahr der unschuldigen Nachrichten pag. 160.
§. 5. Was nun die Sorgfalt eines Landes- Herrn in Ansehung solcher Schwärmer, die entweder in seinem Lande aus gebrütet worden, oder von der Fremde dasselbige verunreiniget, anbetrifft, so halte davor, daß er in Anse- hung der fanaticorom des ersten Grads, ge- lehrten und vernünfftigen Theologis anbefeh- len soll ihre geschriebenen Bücher, so bald eines davon in Druck gekommen, schrifft- und ver- nunfftmäßig zu untersuchen und zuwiederlegen, auch sie sonst mündlich, wenn sie sich dergleichen verlauten lassen, zu unterrichten, und eines bes- sern anzuweisen. Jedoch dieses alles in behö- riger Sanfftmuth und ohne einige Crbitte- rung. Es ist dergleichen Leuten ernstlich und bey Strafe zu gebieten, daß sie sich aller Reden, wodurch die autorität der Heil. Schrifft, die Würde des Ministerii, das Ansehen der Evan- gelisch-Lutherischen Religion geschmähet und
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gantz naturaliſtiſchen Enthuſiaſmum ohne al- les Wort GOttes, ja wohl gar ohne GOtt an- fangen. Denn es iſt dem Satan nichts un- moͤgliches, den fanaticiſmum und atheiſmum zu vereinigen. Es ſind auch einige alle ſolche Gradus nach und nach durchgegangen, einige aber ſind bey ihrem Gradu ſtehen blieben. ſ. das 1702 Jahr der unſchuldigen Nachrichten pag. 160.
§. 5. Was nun die Sorgfalt eines Landes- Herrn in Anſehung ſolcher Schwaͤrmer, die entweder in ſeinem Lande aus gebruͤtet worden, oder von der Fremde daſſelbige verunreiniget, anbetrifft, ſo halte davor, daß er in Anſe- hung der fanaticorom des erſten Grads, ge- lehrten und vernuͤnfftigen Theologis anbefeh- len ſoll ihre geſchriebenen Buͤcher, ſo bald eines davon in Druck gekommen, ſchrifft- und ver- nunfftmaͤßig zu unterſuchen und zuwiederlegen, auch ſie ſonſt muͤndlich, wenn ſie ſich dergleichen verlauten laſſen, zu unterrichten, und eines beſ- ſern anzuweiſen. Jedoch dieſes alles in behoͤ- riger Sanfftmuth und ohne einige Crbitte- rung. Es iſt dergleichen Leuten ernſtlich und bey Strafe zu gebieten, daß ſie ſich aller Reden, wodurch die autoritaͤt der Heil. Schrifft, die Wuͤrde des Miniſterii, das Anſehen der Evan- geliſch-Lutheriſchen Religion geſchmaͤhet und
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gantz naturaliſtiſchen Enthuſiaſmum ohne al-
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fangen. Denn es iſt dem Satan nichts un-
moͤgliches, den fanaticiſmum und atheiſmum
zu vereinigen. Es ſind auch einige alle ſolche
Gradus nach und nach durchgegangen, einige
aber ſind bey ihrem Gradu ſtehen blieben. ſ. das
1702 Jahr der unſchuldigen Nachrichten
pag. 160.
§. 5. Was nun die Sorgfalt eines Landes-
Herrn in Anſehung ſolcher Schwaͤrmer, die
entweder in ſeinem Lande aus gebruͤtet worden,
oder von der Fremde daſſelbige verunreiniget,
anbetrifft, ſo halte davor, daß er in Anſe-
hung der fanaticorom des erſten Grads, ge-
lehrten und vernuͤnfftigen Theologis anbefeh-
len ſoll ihre geſchriebenen Buͤcher, ſo bald eines
davon in Druck gekommen, ſchrifft- und ver-
nunfftmaͤßig zu unterſuchen und zuwiederlegen,
auch ſie ſonſt muͤndlich, wenn ſie ſich dergleichen
verlauten laſſen, zu unterrichten, und eines beſ-
ſern anzuweiſen. Jedoch dieſes alles in behoͤ-
riger Sanfftmuth und ohne einige Crbitte-
rung. Es iſt dergleichen Leuten ernſtlich und
bey Strafe zu gebieten, daß ſie ſich aller Reden,
wodurch die autoritaͤt der Heil. Schrifft, die
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/345>, abgerufen am 22.11.2024.
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