gische Sensus, den der Autor des Liedes inten- diret, nicht heraus kommt, sondern wohl gar kein Sensus übrig ist. Wenn man aber gleich- wohl erweget, daß ein Lied nichts anders sey, als ein Gebet, welches man singend zu GOtt abschickt, und unsern Herrn GOtt ein solches Singen, so ohne Verstand und gebührende Andacht geschiehet, so angenehm ist, als das Schnattern der Gänse und das Bellen der Hunde, ja auch noch nicht einmahl so ange- nehm, denn diese exerciren, als unvernünfftige Thiere, ihre Stimmen nach der Natur, die ih- nen GOtt verliehen hat, welches aber vernünff- tige Menschen und Christen bey solchen ver- kehrten Liedersingen nicht thun, auch alle solch Gesinge so beschaffen, daß man des grossen GOttes nur darbey spottet, so erkennet man, daß es von der letzten Nothwendigkeit sey, daß Landes-Herrn denen Predigern, sowohl in Städten als sonderlich auf den Dörffern, an- befehlen, daß sie entweder in den so genannten Bet-Stunden von denen Cantzeln, oder aber bey denen Catechismus-Examinibus die ge- wöhnlichen Lieder, die sowohl in den Kirchen als bey den ordinairen Hauß-Andachten ge- sungen werden, deutlich erklären und peri- phrasiren, die schweren Redens Arten erläu- tern, auch die Glaubens-Articul und Lebens-
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giſche Senſus, den der Autor des Liedes inten- diret, nicht heraus kommt, ſondern wohl gar kein Senſus uͤbrig iſt. Wenn man aber gleich- wohl erweget, daß ein Lied nichts anders ſey, als ein Gebet, welches man ſingend zu GOtt abſchickt, und unſern Herrn GOtt ein ſolches Singen, ſo ohne Verſtand und gebuͤhrende Andacht geſchiehet, ſo angenehm iſt, als das Schnattern der Gaͤnſe und das Bellen der Hunde, ja auch noch nicht einmahl ſo ange- nehm, denn dieſe exerciren, als unvernuͤnfftige Thiere, ihre Stimmen nach der Natur, die ih- nen GOtt verliehen hat, welches aber vernuͤnff- tige Menſchen und Chriſten bey ſolchen ver- kehrten Liederſingen nicht thun, auch alle ſolch Geſinge ſo beſchaffen, daß man des groſſen GOttes nur darbey ſpottet, ſo erkennet man, daß es von der letzten Nothwendigkeit ſey, daß Landes-Herrn denen Predigern, ſowohl in Staͤdten als ſonderlich auf den Doͤrffern, an- befehlen, daß ſie entweder in den ſo genannten Bet-Stunden von denen Cantzeln, oder aber bey denen Catechiſmus-Examinibus die ge- woͤhnlichen Lieder, die ſowohl in den Kirchen als bey den ordinairen Hauß-Andachten ge- ſungen werden, deutlich erklaͤren und peri- phraſiren, die ſchweren Redens Arten erlaͤu- tern, auch die Glaubens-Articul und Lebens-
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giſche Senſus, den der Autor des Liedes inten-
diret, nicht heraus kommt, ſondern wohl gar
kein Senſus uͤbrig iſt. Wenn man aber gleich-
wohl erweget, daß ein Lied nichts anders ſey,
als ein Gebet, welches man ſingend zu GOtt
abſchickt, und unſern Herrn GOtt ein ſolches
Singen, ſo ohne Verſtand und gebuͤhrende
Andacht geſchiehet, ſo angenehm iſt, als das
Schnattern der Gaͤnſe und das Bellen der
Hunde, ja auch noch nicht einmahl ſo ange-
nehm, denn dieſe exerciren, als unvernuͤnfftige
Thiere, ihre Stimmen nach der Natur, die ih-
nen GOtt verliehen hat, welches aber vernuͤnff-
tige Menſchen und Chriſten bey ſolchen ver-
kehrten Liederſingen nicht thun, auch alle ſolch
Geſinge ſo beſchaffen, daß man des groſſen
GOttes nur darbey ſpottet, ſo erkennet man,
daß es von der letzten Nothwendigkeit ſey, daß
Landes-Herrn denen Predigern, ſowohl in
Staͤdten als ſonderlich auf den Doͤrffern, an-
befehlen, daß ſie entweder in den ſo genannten
Bet-Stunden von denen Cantzeln, oder aber
bey denen Catechiſmus-Examinibus die ge-
woͤhnlichen Lieder, die ſowohl in den Kirchen
als bey den ordinairen Hauß-Andachten ge-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/322>, abgerufen am 25.11.2024.
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