Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



abgeschmackte inventiones zu ihren Jahrgän-
gen erwehlten, dergleichen mir nicht schwer fal-
len solte anzuführen oder sonst ihre Pflicht nicht
gehöriger Maaßen wahrnähmen, scharffe Ver-
haltungen thäten.

§. 32. Da sie auch bißweilen auff eine so
unglimpfliche Art ihren elenchum gebrauchen,
so daß sie nicht auff das Laster, wie billich und
ihrem Amt gemäß ist, schmählen sondern eine ge-
wisse Person mit allen specialen Umständen so
beschreiben, daß ein iedweder, den sie meynen,
gleich errathen und ihren privat-Affect daraus
abnehmen kan, solches aber bey den Zuhörern
schlechten Nutzen schafft und mehr einreißt,
denn erbauet, so haben die Regenten auch billig
Sorge zu tragen, daß die Prediger auff den
Cantzeln ihren Elenchum so einrichten, wie sie
es vor dem Richter-Stuhl GOttes und vor al-
len geistlichen und weltlichen Gerichten verant-
worten könten.

§. 33. Es muß ein Evangelisch-Lutherischer
Landes-Herr denen Predigern nicht verstatten,
daß sie andere Glaubens-Lehren als in den Li-
bris symbolicis
enthalten, öffentlich vortragen,
und in Schrifften vertheidigen, noch auch dun-
ckeler und neuerlicher denen Ketzern gewöhnli-
cher Redens-Arten, die nicht Schrifft-mäßig
noch den Symbolischen Büchern conferm, sich

gebrau-



abgeſchmackte inventiones zu ihren Jahrgaͤn-
gen erwehlten, dergleichen mir nicht ſchwer fal-
len ſolte anzufuͤhren oder ſonſt ihre Pflicht nicht
gehoͤriger Maaßen wahrnaͤhmen, ſcharffe Ver-
haltungen thaͤten.

§. 32. Da ſie auch bißweilen auff eine ſo
unglimpfliche Art ihren elenchum gebrauchen,
ſo daß ſie nicht auff das Laſter, wie billich und
ihrem Amt gemaͤß iſt, ſchmaͤhlen ſondern eine ge-
wiſſe Perſon mit allen ſpecialen Umſtaͤnden ſo
beſchreiben, daß ein iedweder, den ſie meynen,
gleich errathen und ihren privat-Affect daraus
abnehmen kan, ſolches aber bey den Zuhoͤrern
ſchlechten Nutzen ſchafft und mehr einreißt,
denn erbauet, ſo haben die Regenten auch billig
Sorge zu tragen, daß die Prediger auff den
Cantzeln ihren Elenchum ſo einrichten, wie ſie
es vor dem Richter-Stuhl GOttes und vor al-
len geiſtlichen und weltlichen Gerichten verant-
worten koͤnten.

§. 33. Es muß ein Evangeliſch-Lutheriſcher
Landes-Herr denen Predigern nicht verſtatten,
daß ſie andere Glaubens-Lehren als in den Li-
bris ſymbolicis
enthalten, oͤffentlich vortragen,
und in Schrifften vertheidigen, noch auch dun-
ckeler und neuerlicher denen Ketzern gewoͤhnli-
cher Redens-Arten, die nicht Schrifft-maͤßig
noch den Symboliſchen Buͤchern conferm, ſich

gebrau-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0304" n="284"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> abge&#x017F;chmackte <hi rendition="#aq">inventiones</hi> zu ihren Jahrga&#x0364;n-<lb/>
gen erwehlten, dergleichen mir nicht &#x017F;chwer fal-<lb/>
len &#x017F;olte anzufu&#x0364;hren oder &#x017F;on&#x017F;t ihre Pflicht nicht<lb/>
geho&#x0364;riger Maaßen wahrna&#x0364;hmen, &#x017F;charffe Ver-<lb/>
haltungen tha&#x0364;ten.</p><lb/>
        <p>§. 32. Da &#x017F;ie auch bißweilen auff eine &#x017F;o<lb/>
unglimpfliche Art ihren <hi rendition="#aq">elenchum</hi> gebrauchen,<lb/>
&#x017F;o daß &#x017F;ie nicht auff das La&#x017F;ter, wie billich und<lb/>
ihrem Amt gema&#x0364;ß i&#x017F;t, &#x017F;chma&#x0364;hlen &#x017F;ondern eine ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e Per&#x017F;on mit allen <hi rendition="#aq">&#x017F;pecial</hi>en Um&#x017F;ta&#x0364;nden &#x017F;o<lb/>
be&#x017F;chreiben, daß ein iedweder, den &#x017F;ie meynen,<lb/>
gleich errathen und ihren <hi rendition="#aq">privat-Affect</hi> daraus<lb/>
abnehmen kan, &#x017F;olches aber bey den Zuho&#x0364;rern<lb/>
&#x017F;chlechten Nutzen &#x017F;chafft und mehr einreißt,<lb/>
denn erbauet, &#x017F;o haben die Regenten auch billig<lb/>
Sorge zu tragen, daß die Prediger auff den<lb/>
Cantzeln ihren <hi rendition="#aq">Elenchum</hi> &#x017F;o einrichten, wie &#x017F;ie<lb/>
es vor dem Richter-Stuhl GOttes und vor al-<lb/>
len gei&#x017F;tlichen und weltlichen Gerichten verant-<lb/>
worten ko&#x0364;nten.</p><lb/>
        <p>§. 33. Es muß ein Evangeli&#x017F;ch-Lutheri&#x017F;cher<lb/>
Landes-Herr denen Predigern nicht ver&#x017F;tatten,<lb/>
daß &#x017F;ie andere Glaubens-Lehren als in den <hi rendition="#aq">Li-<lb/>
bris &#x017F;ymbolicis</hi> enthalten, o&#x0364;ffentlich vortragen,<lb/>
und in Schrifften vertheidigen, noch auch dun-<lb/>
ckeler und neuerlicher denen Ketzern gewo&#x0364;hnli-<lb/>
cher Redens-Arten, die nicht Schrifft-ma&#x0364;ßig<lb/>
noch den <hi rendition="#aq">Symboli</hi>&#x017F;chen Bu&#x0364;chern <hi rendition="#aq">conferm,</hi> &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gebrau-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0304] abgeſchmackte inventiones zu ihren Jahrgaͤn- gen erwehlten, dergleichen mir nicht ſchwer fal- len ſolte anzufuͤhren oder ſonſt ihre Pflicht nicht gehoͤriger Maaßen wahrnaͤhmen, ſcharffe Ver- haltungen thaͤten. §. 32. Da ſie auch bißweilen auff eine ſo unglimpfliche Art ihren elenchum gebrauchen, ſo daß ſie nicht auff das Laſter, wie billich und ihrem Amt gemaͤß iſt, ſchmaͤhlen ſondern eine ge- wiſſe Perſon mit allen ſpecialen Umſtaͤnden ſo beſchreiben, daß ein iedweder, den ſie meynen, gleich errathen und ihren privat-Affect daraus abnehmen kan, ſolches aber bey den Zuhoͤrern ſchlechten Nutzen ſchafft und mehr einreißt, denn erbauet, ſo haben die Regenten auch billig Sorge zu tragen, daß die Prediger auff den Cantzeln ihren Elenchum ſo einrichten, wie ſie es vor dem Richter-Stuhl GOttes und vor al- len geiſtlichen und weltlichen Gerichten verant- worten koͤnten. §. 33. Es muß ein Evangeliſch-Lutheriſcher Landes-Herr denen Predigern nicht verſtatten, daß ſie andere Glaubens-Lehren als in den Li- bris ſymbolicis enthalten, oͤffentlich vortragen, und in Schrifften vertheidigen, noch auch dun- ckeler und neuerlicher denen Ketzern gewoͤhnli- cher Redens-Arten, die nicht Schrifft-maͤßig noch den Symboliſchen Buͤchern conferm, ſich gebrau-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/304
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/304>, abgerufen am 16.07.2024.