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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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heiten sind von den Medicis die Artzney-Mittel
erfunden worden. Dem Ungemach des Wet-
ters und der Witterung wird durch die Klei-
dung und wohlverwahrte Gebäude remedi-
ret. Zu Abhaltung der wilden Thiere und
auch zu derselben Einfangung sind allerhand
Waffen und Instrumenta inventiret u. s. w.
So gute Dienste als die Menschen einander
leisten können, so grosses Unglück, Verdruß
und Schaden richten sie auch einander an, so
daß wieder das Ubel, so von den Menschen zu
befahren ist, durch den Menschen die kräfftig-
ste Medicin hat müssen hergeholet werden, da
sich die Leute zusammen verbinden und eine Re-
publique constitui
ret. Weil sonst keiner recht
sicher gewesen, daß ihm das Seinige von einem
andern nicht möchte entwendet werden und er
selbst um Leib und Leben drüber kommen, so
ist durch die Republiquen denjenigen, die der-
gleichen besorget, Sicherheit und Rath gege-
ben worden.

§. 5. Man darff nicht gedencken, daß das
natürliche Recht, welches alle Beleidigungen,
die man einem andern ohne Raison an seiner
Person oder an seinen Gütern zufügen will, ver-
biethet, sufficient gewesen, den Leuten bey sol-
cher ihrer natürlichen Freyheit, Sicherheit zu
verschaffen. Denn ob zwar einige Leute von

so
Q 3



heiten ſind von den Medicis die Artzney-Mittel
erfunden worden. Dem Ungemach des Wet-
ters und der Witterung wird durch die Klei-
dung und wohlverwahrte Gebaͤude remedi-
ret. Zu Abhaltung der wilden Thiere und
auch zu derſelben Einfangung ſind allerhand
Waffen und Inſtrumenta inventiret u. ſ. w.
So gute Dienſte als die Menſchen einander
leiſten koͤnnen, ſo groſſes Ungluͤck, Verdruß
und Schaden richten ſie auch einander an, ſo
daß wieder das Ubel, ſo von den Menſchen zu
befahren iſt, durch den Menſchen die kraͤfftig-
ſte Medicin hat muͤſſen hergeholet werden, da
ſich die Leute zuſammen verbinden und eine Re-
publique conſtitui
ret. Weil ſonſt keiner recht
ſicher geweſen, daß ihm das Seinige von einem
andern nicht moͤchte entwendet werden und er
ſelbſt um Leib und Leben druͤber kommen, ſo
iſt durch die Republiquen denjenigen, die der-
gleichen beſorget, Sicherheit und Rath gege-
ben worden.

§. 5. Man darff nicht gedencken, daß das
natuͤrliche Recht, welches alle Beleidigungen,
die man einem andern ohne Raiſon an ſeiner
Perſon oder an ſeinen Guͤtern zufuͤgen will, ver-
biethet, ſufficient geweſen, den Leuten bey ſol-
cher ihrer natuͤrlichen Freyheit, Sicherheit zu
verſchaffen. Denn ob zwar einige Leute von

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Q 3
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[245/0265] heiten ſind von den Medicis die Artzney-Mittel erfunden worden. Dem Ungemach des Wet- ters und der Witterung wird durch die Klei- dung und wohlverwahrte Gebaͤude remedi- ret. Zu Abhaltung der wilden Thiere und auch zu derſelben Einfangung ſind allerhand Waffen und Inſtrumenta inventiret u. ſ. w. So gute Dienſte als die Menſchen einander leiſten koͤnnen, ſo groſſes Ungluͤck, Verdruß und Schaden richten ſie auch einander an, ſo daß wieder das Ubel, ſo von den Menſchen zu befahren iſt, durch den Menſchen die kraͤfftig- ſte Medicin hat muͤſſen hergeholet werden, da ſich die Leute zuſammen verbinden und eine Re- publique conſtituiret. Weil ſonſt keiner recht ſicher geweſen, daß ihm das Seinige von einem andern nicht moͤchte entwendet werden und er ſelbſt um Leib und Leben druͤber kommen, ſo iſt durch die Republiquen denjenigen, die der- gleichen beſorget, Sicherheit und Rath gege- ben worden. §. 5. Man darff nicht gedencken, daß das natuͤrliche Recht, welches alle Beleidigungen, die man einem andern ohne Raiſon an ſeiner Perſon oder an ſeinen Guͤtern zufuͤgen will, ver- biethet, ſufficient geweſen, den Leuten bey ſol- cher ihrer natuͤrlichen Freyheit, Sicherheit zu verſchaffen. Denn ob zwar einige Leute von ſo Q 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/265>, abgerufen am 22.11.2024.