Hergegen was in den Bürgerlichen und Römi- schen Gesetzen hierzu erfodert wird, ist billig vor- bey zu lassen, sie müssen denn solches freywillig observiren wollen, daher ist die von dem blossen Pupillen vorgenommene Handlung nicht ver- bindlich. Ob sie aber an und vor sich selbst nichtig und unkräfftig, oder aber durch die resti- tution allererst zu cassiren sey, ist eine unnöthi- ge Frage.
§. 17. Jst ein Fürstl. Vormund eine privat- Person, so ist auch dasjenige, was in den Lan- des Gesetzen wider die Vormünder Statt hat, auff ihn zu appliciren und also den Fürstl. Pu- pillen ein stillschweigend Pfand in den Gütern seines Vormundes, vielleicht nicht ohne raison, zuzuschreiben. Ja es ist auch derselbe sonder allem Zweiffel, wenn er sich bey seiner Vor- mundschafft nicht wohl aufführet und dieselbe nicht nach seiner Pflicht administriret, mit Straffe anzusehen nach denjenigen Landes-Ge- setzen, die in einer jedweden Provintz gebräuch- lich sind.
§. 18. Daher folget nothwendig, wenn ei- nige Vormünder den Churfürstl. Pupillen in Ansehung der Person und der Lande gegeben werden, daß nicht diese, sondern bloß der nächste Angnate Krafft der güldenen Bulle in Erweh- lung des Römischen Käysers das Recht des
Suffra-
Hergegen was in den Buͤrgerlichen und Roͤmi- ſchen Geſetzen hierzu erfodert wird, iſt billig vor- bey zu laſſen, ſie muͤſſen denn ſolches freywillig obſerviren wollen, daher iſt die von dem bloſſen Pupillen vorgenommene Handlung nicht ver- bindlich. Ob ſie aber an und vor ſich ſelbſt nichtig und unkraͤfftig, oder aber durch die reſti- tution allererſt zu casſiren ſey, iſt eine unnoͤthi- ge Frage.
§. 17. Jſt ein Fuͤrſtl. Vormund eine privat- Perſon, ſo iſt auch dasjenige, was in den Lan- des Geſetzen wider die Vormuͤnder Statt hat, auff ihn zu appliciren und alſo den Fuͤrſtl. Pu- pillen ein ſtillſchweigend Pfand in den Guͤtern ſeines Vormundes, vielleicht nicht ohne raiſon, zuzuſchreiben. Ja es iſt auch derſelbe ſonder allem Zweiffel, wenn er ſich bey ſeiner Vor- mundſchafft nicht wohl auffuͤhret und dieſelbe nicht nach ſeiner Pflicht adminiſtriret, mit Straffe anzuſehen nach denjenigen Landes-Ge- ſetzen, die in einer jedweden Provintz gebraͤuch- lich ſind.
§. 18. Daher folget nothwendig, wenn ei- nige Vormuͤnder den Churfuͤrſtl. Pupillen in Anſehung der Perſon und der Lande gegeben werden, daß nicht dieſe, ſondern bloß der naͤchſte Angnate Krafft der guͤldenen Bulle in Erweh- lung des Roͤmiſchen Kaͤyſers das Recht des
Suffra-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0255"n="235"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> Hergegen was in den Buͤrgerlichen und Roͤmi-<lb/>ſchen Geſetzen hierzu erfodert wird, iſt billig vor-<lb/>
bey zu laſſen, ſie muͤſſen denn ſolches freywillig<lb/><hirendition="#aq">obſervi</hi>ren wollen, daher iſt die von dem bloſſen<lb/><hirendition="#aq">Pupill</hi>en vorgenommene Handlung nicht ver-<lb/>
bindlich. Ob ſie aber an und vor ſich ſelbſt<lb/>
nichtig und unkraͤfftig, oder aber durch die <hirendition="#aq">reſti-<lb/>
tution</hi> allererſt zu <hirendition="#aq">casſi</hi>ren ſey, iſt eine unnoͤthi-<lb/>
ge Frage.</p><lb/><p>§. 17. Jſt ein Fuͤrſtl. Vormund eine <hirendition="#aq">privat-</hi><lb/>
Perſon, ſo iſt auch dasjenige, was in den Lan-<lb/>
des Geſetzen wider die Vormuͤnder Statt hat,<lb/>
auff ihn zu <hirendition="#aq">applici</hi>ren und alſo den Fuͤrſtl. <hirendition="#aq">Pu-<lb/>
pill</hi>en ein ſtillſchweigend Pfand in den Guͤtern<lb/>ſeines Vormundes, vielleicht nicht ohne <hirendition="#aq">raiſon,</hi><lb/>
zuzuſchreiben. Ja es iſt auch derſelbe ſonder<lb/>
allem Zweiffel, wenn er ſich bey ſeiner Vor-<lb/>
mundſchafft nicht wohl auffuͤhret und dieſelbe<lb/>
nicht nach ſeiner Pflicht <hirendition="#aq">adminiſtri</hi>ret, mit<lb/>
Straffe anzuſehen nach denjenigen Landes-Ge-<lb/>ſetzen, die in einer jedweden Provintz gebraͤuch-<lb/>
lich ſind.</p><lb/><p>§. 18. Daher folget nothwendig, wenn ei-<lb/>
nige Vormuͤnder den Churfuͤrſtl. <hirendition="#aq">Pupill</hi>en in<lb/>
Anſehung der Perſon und der Lande gegeben<lb/>
werden, daß nicht dieſe, ſondern bloß der naͤchſte<lb/><hirendition="#aq">Angnate</hi> Krafft der guͤldenen Bulle in Erweh-<lb/>
lung des Roͤmiſchen Kaͤyſers das Recht des<lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Suffra-</hi></fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[235/0255]
Hergegen was in den Buͤrgerlichen und Roͤmi-
ſchen Geſetzen hierzu erfodert wird, iſt billig vor-
bey zu laſſen, ſie muͤſſen denn ſolches freywillig
obſerviren wollen, daher iſt die von dem bloſſen
Pupillen vorgenommene Handlung nicht ver-
bindlich. Ob ſie aber an und vor ſich ſelbſt
nichtig und unkraͤfftig, oder aber durch die reſti-
tution allererſt zu casſiren ſey, iſt eine unnoͤthi-
ge Frage.
§. 17. Jſt ein Fuͤrſtl. Vormund eine privat-
Perſon, ſo iſt auch dasjenige, was in den Lan-
des Geſetzen wider die Vormuͤnder Statt hat,
auff ihn zu appliciren und alſo den Fuͤrſtl. Pu-
pillen ein ſtillſchweigend Pfand in den Guͤtern
ſeines Vormundes, vielleicht nicht ohne raiſon,
zuzuſchreiben. Ja es iſt auch derſelbe ſonder
allem Zweiffel, wenn er ſich bey ſeiner Vor-
mundſchafft nicht wohl auffuͤhret und dieſelbe
nicht nach ſeiner Pflicht adminiſtriret, mit
Straffe anzuſehen nach denjenigen Landes-Ge-
ſetzen, die in einer jedweden Provintz gebraͤuch-
lich ſind.
§. 18. Daher folget nothwendig, wenn ei-
nige Vormuͤnder den Churfuͤrſtl. Pupillen in
Anſehung der Perſon und der Lande gegeben
werden, daß nicht dieſe, ſondern bloß der naͤchſte
Angnate Krafft der guͤldenen Bulle in Erweh-
lung des Roͤmiſchen Kaͤyſers das Recht des
Suffra-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/255>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.