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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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ten desselben Reichs nach dem vornehmsten die
Tutel zukommen soll.

§. 15. Bey der Churfürstl. Vormundschafft
fällt die Frage vor, ob die Tutel, die Krafft der
güldnen Bulle dem nächsten Agnaten gegeben
worden, durch ein Testament geändert werden
könne? Jch glaube, daß bey der Tutel des
Churfürstl. Pupillen die zweyfache Admini-
stration
von einander zusondern, eine über die
Churfürstl. Lande, die andere aber in Ansehung
der Ertz- und Churfürstl. Aemter. Jene be-
stehet nur in Regierung der Lande und Auff-
sicht über den Pupillen und kan eben denjenigen
auffgetragen werden, die bey den übrigen Für-
sten und Ständen Vormünder abgeben kön-
nen. Diese aber in der Macht zu eligiren,
das Votum zu ertheilen und alles, was zu den
Churfürstl. Aemtern gehöret, zu exerciren und
die Gemeinschafftl. Wohlfarth des Reichs mit
besorgen zu helffen. Daß nun diese Ertz-Aem-
ter und Befugniß die Käyser zu erwehlen nie-
mand anders, als der in der güldenen Bulle be-
sonders zum Vormund darzu constituiret ist,
könne auffgetragen werden, ist gewiß. Denn
obgleich dieses Amt und die Befugniß den
Fürstl. Landen des Pupillen inhaeriret, so be-
greifft es doch nicht die negotia des Fürsten-
thums, sondern des Reichs, und concernirt

nicht
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ten deſſelben Reichs nach dem vornehmſten die
Tutel zukommen ſoll.

§. 15. Bey der Churfuͤrſtl. Vormundſchafft
faͤllt die Frage vor, ob die Tutel, die Krafft der
guͤldnen Bulle dem naͤchſten Agnaten gegeben
worden, durch ein Teſtament geaͤndert werden
koͤnne? Jch glaube, daß bey der Tutel des
Churfuͤrſtl. Pupillen die zweyfache Admini-
ſtration
von einander zuſondern, eine uͤber die
Churfuͤrſtl. Lande, die andere aber in Anſehung
der Ertz- und Churfuͤrſtl. Aemter. Jene be-
ſtehet nur in Regierung der Lande und Auff-
ſicht uͤber den Pupillen und kan eben denjenigen
auffgetragen werden, die bey den uͤbrigen Fuͤr-
ſten und Staͤnden Vormuͤnder abgeben koͤn-
nen. Dieſe aber in der Macht zu eligiren,
das Votum zu ertheilen und alles, was zu den
Churfuͤrſtl. Aemtern gehoͤret, zu exerciren und
die Gemeinſchafftl. Wohlfarth des Reichs mit
beſorgen zu helffen. Daß nun dieſe Ertz-Aem-
ter und Befugniß die Kaͤyſer zu erwehlen nie-
mand anders, als der in der guͤldenen Bulle be-
ſonders zum Vormund darzu conſtituiret iſt,
koͤnne auffgetragen werden, iſt gewiß. Denn
obgleich dieſes Amt und die Befugniß den
Fuͤrſtl. Landen des Pupillen inhæriret, ſo be-
greifft es doch nicht die negotia des Fuͤrſten-
thums, ſondern des Reichs, und concernirt

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[233/0253] ten deſſelben Reichs nach dem vornehmſten die Tutel zukommen ſoll. §. 15. Bey der Churfuͤrſtl. Vormundſchafft faͤllt die Frage vor, ob die Tutel, die Krafft der guͤldnen Bulle dem naͤchſten Agnaten gegeben worden, durch ein Teſtament geaͤndert werden koͤnne? Jch glaube, daß bey der Tutel des Churfuͤrſtl. Pupillen die zweyfache Admini- ſtration von einander zuſondern, eine uͤber die Churfuͤrſtl. Lande, die andere aber in Anſehung der Ertz- und Churfuͤrſtl. Aemter. Jene be- ſtehet nur in Regierung der Lande und Auff- ſicht uͤber den Pupillen und kan eben denjenigen auffgetragen werden, die bey den uͤbrigen Fuͤr- ſten und Staͤnden Vormuͤnder abgeben koͤn- nen. Dieſe aber in der Macht zu eligiren, das Votum zu ertheilen und alles, was zu den Churfuͤrſtl. Aemtern gehoͤret, zu exerciren und die Gemeinſchafftl. Wohlfarth des Reichs mit beſorgen zu helffen. Daß nun dieſe Ertz-Aem- ter und Befugniß die Kaͤyſer zu erwehlen nie- mand anders, als der in der guͤldenen Bulle be- ſonders zum Vormund darzu conſtituiret iſt, koͤnne auffgetragen werden, iſt gewiß. Denn obgleich dieſes Amt und die Befugniß den Fuͤrſtl. Landen des Pupillen inhæriret, ſo be- greifft es doch nicht die negotia des Fuͤrſten- thums, ſondern des Reichs, und concernirt nicht P 5

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/253>, abgerufen am 22.11.2024.