haben sie seltzame und abergläubische Ceremo- nien gehabt, ihre Todten zu betrauren; Einige haben sich die Haare abscheeren lassen; Asche auff die Häupter gestreuet, sich die Kleider zer- rissen, auch die Backen selbst zerfletscht; Klage- Weiber gehalten u. s. w. Gleichwie aber dieses theils einfältige, theils gottlose Gebräu- che gewesen, also sind sie von den Christen mit Recht rejiciret worden. v. Boehmers Disser- tatio de eo, quod justum est, circa luctum publicum.
DasIX.Capitel. Von der Succession.
§. 1.
DUrch die Succession wird das Recht des Reichs, so sich ein Landes-Herr entweder selbst erworben oder ihm conferirt worden, bey den Nachkommen fort- gesetzt. Es wird aber die Succession entwe- der von dem Willen des Königs oder des Volckes reguliret. Den Königen, die ihre Länder conquetirt und nach Gefallen damit schalten können, stehet auch das Recht zu, über die Succession zu disponiren. Wann solche nun ihren Willen ausdrücklich hierinnen de- clariret, so ist derselbe sowohl als das Testa-
ment
haben ſie ſeltzame und aberglaͤubiſche Ceremo- nien gehabt, ihre Todten zu betrauren; Einige haben ſich die Haare abſcheeren laſſen; Aſche auff die Haͤupter geſtreuet, ſich die Kleider zer- riſſen, auch die Backen ſelbſt zerfletſcht; Klage- Weiber gehalten u. ſ. w. Gleichwie aber dieſes theils einfaͤltige, theils gottloſe Gebraͤu- che geweſen, alſo ſind ſie von den Chriſten mit Recht rejiciret worden. v. Bœhmers Diſſer- tatio de eo, quod juſtum eſt, circa luctum publicum.
DasIX.Capitel. Von der Succeſſion.
§. 1.
DUrch die Succeſſion wird das Recht des Reichs, ſo ſich ein Landes-Herr entweder ſelbſt erworben oder ihm conferirt worden, bey den Nachkommen fort- geſetzt. Es wird aber die Succeſſion entwe- der von dem Willen des Koͤnigs oder des Volckes reguliret. Den Koͤnigen, die ihre Laͤnder conquetirt und nach Gefallen damit ſchalten koͤnnen, ſtehet auch das Recht zu, uͤber die Succeſſion zu diſponiren. Wann ſolche nun ihren Willen ausdruͤcklich hierinnen de- clariret, ſo iſt derſelbe ſowohl als das Teſta-
ment
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0223"n="203"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> haben ſie ſeltzame und aberglaͤubiſche Ceremo-<lb/>
nien gehabt, ihre Todten zu betrauren; Einige<lb/>
haben ſich die Haare abſcheeren laſſen; Aſche<lb/>
auff die Haͤupter geſtreuet, ſich die Kleider zer-<lb/>
riſſen, auch die Backen ſelbſt zerfletſcht; Klage-<lb/>
Weiber gehalten u. ſ. w. Gleichwie aber<lb/>
dieſes theils einfaͤltige, theils gottloſe Gebraͤu-<lb/>
che geweſen, alſo ſind ſie von den Chriſten mit<lb/>
Recht <hirendition="#aq">rejici</hi>ret worden. <hirendition="#aq">v. Bœhmers Diſſer-<lb/>
tatio de eo, quod juſtum eſt, circa luctum<lb/>
publicum.</hi></p></div><lb/><divn="1"><head><hirendition="#fr">Das</hi><hirendition="#aq">IX.</hi><hirendition="#fr">Capitel.</hi><lb/><hirendition="#b">Von der <hirendition="#aq">Succeſſion.</hi></hi></head><lb/><p><hirendition="#c">§. 1.</hi></p><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>Urch die <hirendition="#aq">Succeſſion</hi> wird das Recht<lb/>
des Reichs, ſo ſich ein Landes-Herr<lb/>
entweder ſelbſt erworben oder ihm<lb/><hirendition="#aq">conferi</hi>rt worden, bey den Nachkommen fort-<lb/>
geſetzt. Es wird aber die <hirendition="#aq">Succeſſion</hi> entwe-<lb/>
der von dem Willen des Koͤnigs oder des<lb/>
Volckes <hirendition="#aq">reguli</hi>ret. Den Koͤnigen, die ihre<lb/>
Laͤnder <hirendition="#aq">conqueti</hi>rt und nach Gefallen damit<lb/>ſchalten koͤnnen, ſtehet auch das Recht zu, uͤber<lb/>
die <hirendition="#aq">Succeſſion</hi> zu <hirendition="#aq">diſponir</hi>en. Wann ſolche<lb/>
nun ihren Willen ausdruͤcklich hierinnen <hirendition="#aq">de-<lb/>
clari</hi>ret, ſo iſt derſelbe ſowohl als das Teſta-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ment</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[203/0223]
haben ſie ſeltzame und aberglaͤubiſche Ceremo-
nien gehabt, ihre Todten zu betrauren; Einige
haben ſich die Haare abſcheeren laſſen; Aſche
auff die Haͤupter geſtreuet, ſich die Kleider zer-
riſſen, auch die Backen ſelbſt zerfletſcht; Klage-
Weiber gehalten u. ſ. w. Gleichwie aber
dieſes theils einfaͤltige, theils gottloſe Gebraͤu-
che geweſen, alſo ſind ſie von den Chriſten mit
Recht rejiciret worden. v. Bœhmers Diſſer-
tatio de eo, quod juſtum eſt, circa luctum
publicum.
Das IX. Capitel.
Von der Succeſſion.
§. 1.
DUrch die Succeſſion wird das Recht
des Reichs, ſo ſich ein Landes-Herr
entweder ſelbſt erworben oder ihm
conferirt worden, bey den Nachkommen fort-
geſetzt. Es wird aber die Succeſſion entwe-
der von dem Willen des Koͤnigs oder des
Volckes reguliret. Den Koͤnigen, die ihre
Laͤnder conquetirt und nach Gefallen damit
ſchalten koͤnnen, ſtehet auch das Recht zu, uͤber
die Succeſſion zu diſponiren. Wann ſolche
nun ihren Willen ausdruͤcklich hierinnen de-
clariret, ſo iſt derſelbe ſowohl als das Teſta-
ment
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/223>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.