Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



Commodität abwarten können, denn in den
ihrigen selbst. Nun ist zwar bekannt, daß
die Gesetze ordentlicher Weise sich nur auf die
Gräntzen des Torritorii zu erstrecken pflegen,
und also in diesem Verstande in einem andern
Lande von keiner Würckung seyn. Wenn
man aber supponiret, daß die verbotenen Tän-
tze und Lustbarkeiten zur Zeit der Land-Trauer
zu einem Verbrechen werden, und die Inten-
tion
des Landes-Herrn keinen Effect haben
würde, wenn dergleichen geschähe, sondern die-
ses alles in fraudem legis vorgenommen wür-
de, so ist wohl zu behaupten, daß auch in diesem
Fall die Unterthanen nichts destoweniger aus-
serordentlich bestrafft werden können. Zu-
dem so geht der Wille deßen, der die Land-
Trauer ausschreibet, und die Obligation der
Unterthanen dahin, daß auch die Unterthanen
durch äuserliche Bezeugungen sowohl ihren
Respect gegen das Ausschreiben des ietzigen
Regenten, als auch ihre Hochachtung vor den
abgelebten Landes-Herrn an Tag legen sollen.
Gleichwie aber dieses meistentheils nur von
dem Fall zu verstehen, wenn die Unterthanen
ausdrücklich sich in ein ander Gebiethe bege-
ben, damit sie die Gesetze und Befehle des Lan-
des-Fürstens durchlöchern mögen, also gehö-
ret nicht mit unter diesem Fall, wenn einer nur

so
N 4



Commoditaͤt abwarten koͤnnen, denn in den
ihrigen ſelbſt. Nun iſt zwar bekannt, daß
die Geſetze ordentlicher Weiſe ſich nur auf die
Graͤntzen des Torritorii zu erſtrecken pflegen,
und alſo in dieſem Verſtande in einem andern
Lande von keiner Wuͤrckung ſeyn. Wenn
man aber ſupponiret, daß die verbotenen Taͤn-
tze und Luſtbarkeiten zur Zeit der Land-Trauer
zu einem Verbrechen werden, und die Inten-
tion
des Landes-Herrn keinen Effect haben
wuͤrde, wenn dergleichen geſchaͤhe, ſondern die-
ſes alles in fraudem legis vorgenommen wuͤr-
de, ſo iſt wohl zu behaupten, daß auch in dieſem
Fall die Unterthanen nichts deſtoweniger auſ-
ſerordentlich beſtrafft werden koͤnnen. Zu-
dem ſo geht der Wille deßen, der die Land-
Trauer ausſchreibet, und die Obligation der
Unterthanen dahin, daß auch die Unterthanen
durch aͤuſerliche Bezeugungen ſowohl ihren
Reſpect gegen das Ausſchreiben des ietzigen
Regenten, als auch ihre Hochachtung vor den
abgelebten Landes-Herrn an Tag legen ſollen.
Gleichwie aber dieſes meiſtentheils nur von
dem Fall zu verſtehen, wenn die Unterthanen
ausdruͤcklich ſich in ein ander Gebiethe bege-
ben, damit ſie die Geſetze und Befehle des Lan-
des-Fuͤrſtens durchloͤchern moͤgen, alſo gehoͤ-
ret nicht mit unter dieſem Fall, wenn einer nur

ſo
N 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0219" n="199"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw><hi rendition="#aq">Commodit</hi>a&#x0364;t abwarten ko&#x0364;nnen, denn in den<lb/>
ihrigen &#x017F;elb&#x017F;t. Nun i&#x017F;t zwar bekannt, daß<lb/>
die Ge&#x017F;etze ordentlicher Wei&#x017F;e &#x017F;ich nur auf die<lb/>
Gra&#x0364;ntzen des <hi rendition="#aq">Torritorii</hi> zu er&#x017F;trecken pflegen,<lb/>
und al&#x017F;o in die&#x017F;em Ver&#x017F;tande in einem andern<lb/>
Lande von keiner Wu&#x0364;rckung &#x017F;eyn. Wenn<lb/>
man aber <hi rendition="#aq">&#x017F;upponi</hi>ret, daß die verbotenen Ta&#x0364;n-<lb/>
tze und Lu&#x017F;tbarkeiten zur Zeit der Land-Trauer<lb/>
zu einem Verbrechen werden, und die <hi rendition="#aq">Inten-<lb/>
tion</hi> des Landes-Herrn keinen <hi rendition="#aq">Effect</hi> haben<lb/>
wu&#x0364;rde, wenn dergleichen ge&#x017F;cha&#x0364;he, &#x017F;ondern die-<lb/>
&#x017F;es alles <hi rendition="#aq">in fraudem legis</hi> vorgenommen wu&#x0364;r-<lb/>
de, &#x017F;o i&#x017F;t wohl zu behaupten, daß auch in die&#x017F;em<lb/>
Fall die Unterthanen nichts de&#x017F;toweniger au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erordentlich be&#x017F;trafft werden ko&#x0364;nnen. Zu-<lb/>
dem &#x017F;o geht der Wille deßen, der die Land-<lb/>
Trauer aus&#x017F;chreibet, und die <hi rendition="#aq">Obligation</hi> der<lb/>
Unterthanen dahin, daß auch die Unterthanen<lb/>
durch a&#x0364;u&#x017F;erliche Bezeugungen &#x017F;owohl ihren<lb/><hi rendition="#aq">Re&#x017F;pect</hi> gegen das Aus&#x017F;chreiben des ietzigen<lb/>
Regenten, als auch ihre Hochachtung vor den<lb/>
abgelebten Landes-Herrn an Tag legen &#x017F;ollen.<lb/>
Gleichwie aber die&#x017F;es mei&#x017F;tentheils nur von<lb/>
dem Fall zu ver&#x017F;tehen, wenn die Unterthanen<lb/>
ausdru&#x0364;cklich &#x017F;ich in ein ander Gebiethe bege-<lb/>
ben, damit &#x017F;ie die Ge&#x017F;etze und Befehle des Lan-<lb/>
des-Fu&#x0364;r&#x017F;tens durchlo&#x0364;chern mo&#x0364;gen, al&#x017F;o geho&#x0364;-<lb/>
ret nicht mit unter die&#x017F;em Fall, wenn einer nur<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0219] Commoditaͤt abwarten koͤnnen, denn in den ihrigen ſelbſt. Nun iſt zwar bekannt, daß die Geſetze ordentlicher Weiſe ſich nur auf die Graͤntzen des Torritorii zu erſtrecken pflegen, und alſo in dieſem Verſtande in einem andern Lande von keiner Wuͤrckung ſeyn. Wenn man aber ſupponiret, daß die verbotenen Taͤn- tze und Luſtbarkeiten zur Zeit der Land-Trauer zu einem Verbrechen werden, und die Inten- tion des Landes-Herrn keinen Effect haben wuͤrde, wenn dergleichen geſchaͤhe, ſondern die- ſes alles in fraudem legis vorgenommen wuͤr- de, ſo iſt wohl zu behaupten, daß auch in dieſem Fall die Unterthanen nichts deſtoweniger auſ- ſerordentlich beſtrafft werden koͤnnen. Zu- dem ſo geht der Wille deßen, der die Land- Trauer ausſchreibet, und die Obligation der Unterthanen dahin, daß auch die Unterthanen durch aͤuſerliche Bezeugungen ſowohl ihren Reſpect gegen das Ausſchreiben des ietzigen Regenten, als auch ihre Hochachtung vor den abgelebten Landes-Herrn an Tag legen ſollen. Gleichwie aber dieſes meiſtentheils nur von dem Fall zu verſtehen, wenn die Unterthanen ausdruͤcklich ſich in ein ander Gebiethe bege- ben, damit ſie die Geſetze und Befehle des Lan- des-Fuͤrſtens durchloͤchern moͤgen, alſo gehoͤ- ret nicht mit unter dieſem Fall, wenn einer nur ſo N 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/219
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/219>, abgerufen am 22.11.2024.