Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



Carpzov declarirt solche in seiner Jurisprud.
Consistor. Lib. 2. def.
157. mit einem Praeju-
dicio,
worinnen folgendes vorkömmt: Ob ihr
nun wohl in den Gedancken stehet, daß, weil die
Music und das Tantzen an sich selbst nicht zu
verbieten, einige Straffe dießfalls nicht Statt
haben möge; Dieweil aber gleichwohl er-
wehnter Maßen bey ietziger Trauer-Zeit sol-
ches alles einzustellen, gestallt denn das Chur-
fürstl. gnädigste Edict hiervon öffentlich abge-
lesen und angeschlagen worden, so haben
sich doch dahero weder ihr, die Spiel-Leute,
noch auch diejenigen, so getantzet, der willkühr-
lichen Straffe, so ihnen von der Obrigkeit des-
wegen auferlegt werden möchte, nicht zu ent-
brechen. V. R. W.

§. 10. Jm übrigen fragt sichs, ob das Ge-
setze wegen Unterlassung der Lustbarkeiten zur
Zeit der allgemeinen Land-Trauer, nur die Un-
terthanen in dem Landes-Fürstlichen Territo-
rio
verbinde, oder sich gar so weit erstrecke, daß
auch in einem andern Territorio, wo keine
Trauer ist, den Unterthanen verboten seyn sol-
te, sich bey Täntzen und andern öffentlichen
Lustbarkeiten einzufinden? Denn es pflegt
öffters zu geschehen, daß auf den Gräntzen die
Unterthanen bey solchen Zeiten die Lustbarkei-
ten in eines andern Herrn Lande mit eben der

Com-



Carpzov declarirt ſolche in ſeiner Jurisprud.
Conſiſtor. Lib. 2. def.
157. mit einem Præju-
dicio,
worinnen folgendes vorkoͤmmt: Ob ihr
nun wohl in den Gedancken ſtehet, daß, weil die
Muſic und das Tantzen an ſich ſelbſt nicht zu
verbieten, einige Straffe dießfalls nicht Statt
haben moͤge; Dieweil aber gleichwohl er-
wehnter Maßen bey ietziger Trauer-Zeit ſol-
ches alles einzuſtellen, geſtallt denn das Chur-
fuͤrſtl. gnaͤdigſte Edict hiervon oͤffentlich abge-
leſen und angeſchlagen worden, ſo haben
ſich doch dahero weder ihr, die Spiel-Leute,
noch auch diejenigen, ſo getantzet, der willkuͤhr-
lichen Straffe, ſo ihnen von der Obrigkeit des-
wegen auferlegt werden moͤchte, nicht zu ent-
brechen. V. R. W.

§. 10. Jm uͤbrigen fragt ſichs, ob das Ge-
ſetze wegen Unterlaſſung der Luſtbarkeiten zur
Zeit der allgemeinen Land-Trauer, nur die Un-
terthanen in dem Landes-Fuͤrſtlichen Territo-
rio
verbinde, oder ſich gar ſo weit erſtrecke, daß
auch in einem andern Territorio, wo keine
Trauer iſt, den Unterthanen verboten ſeyn ſol-
te, ſich bey Taͤntzen und andern oͤffentlichen
Luſtbarkeiten einzufinden? Denn es pflegt
oͤffters zu geſchehen, daß auf den Graͤntzen die
Unterthanen bey ſolchen Zeiten die Luſtbarkei-
ten in eines andern Herrn Lande mit eben der

Com-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0218" n="198"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw><hi rendition="#aq">Carpzov declari</hi>rt &#x017F;olche in &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Jurisprud.<lb/>
Con&#x017F;i&#x017F;tor. Lib. 2. def.</hi> 157. mit einem <hi rendition="#aq">Præju-<lb/>
dicio,</hi> worinnen folgendes vorko&#x0364;mmt: Ob ihr<lb/>
nun wohl in den Gedancken &#x017F;tehet, daß, weil die<lb/><hi rendition="#aq">Mu&#x017F;ic</hi> und das Tantzen an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht zu<lb/>
verbieten, einige Straffe dießfalls nicht Statt<lb/>
haben mo&#x0364;ge; Dieweil aber gleichwohl er-<lb/>
wehnter Maßen bey ietziger Trauer-Zeit &#x017F;ol-<lb/>
ches alles einzu&#x017F;tellen, ge&#x017F;tallt denn das Chur-<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;tl. gna&#x0364;dig&#x017F;te <hi rendition="#aq">Edict</hi> hiervon o&#x0364;ffentlich abge-<lb/>
le&#x017F;en und ange&#x017F;chlagen worden, &#x017F;o haben<lb/>
&#x017F;ich doch dahero weder ihr, die Spiel-Leute,<lb/>
noch auch diejenigen, &#x017F;o getantzet, der willku&#x0364;hr-<lb/>
lichen Straffe, &#x017F;o ihnen von der Obrigkeit des-<lb/>
wegen auferlegt werden mo&#x0364;chte, nicht zu ent-<lb/>
brechen. V. R. W.</p><lb/>
        <p>§. 10. Jm u&#x0364;brigen fragt &#x017F;ichs, ob das Ge-<lb/>
&#x017F;etze wegen Unterla&#x017F;&#x017F;ung der Lu&#x017F;tbarkeiten zur<lb/>
Zeit der allgemeinen Land-Trauer, nur die Un-<lb/>
terthanen in dem Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen <hi rendition="#aq">Territo-<lb/>
rio</hi> verbinde, oder &#x017F;ich gar &#x017F;o weit er&#x017F;trecke, daß<lb/>
auch in einem andern <hi rendition="#aq">Territorio,</hi> wo keine<lb/>
Trauer i&#x017F;t, den Unterthanen verboten &#x017F;eyn &#x017F;ol-<lb/>
te, &#x017F;ich bey Ta&#x0364;ntzen und andern o&#x0364;ffentlichen<lb/>
Lu&#x017F;tbarkeiten einzufinden? Denn es pflegt<lb/>
o&#x0364;ffters zu ge&#x017F;chehen, daß auf den Gra&#x0364;ntzen die<lb/>
Unterthanen bey &#x017F;olchen Zeiten die Lu&#x017F;tbarkei-<lb/>
ten in eines andern Herrn Lande mit eben der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Com-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0218] Carpzov declarirt ſolche in ſeiner Jurisprud. Conſiſtor. Lib. 2. def. 157. mit einem Præju- dicio, worinnen folgendes vorkoͤmmt: Ob ihr nun wohl in den Gedancken ſtehet, daß, weil die Muſic und das Tantzen an ſich ſelbſt nicht zu verbieten, einige Straffe dießfalls nicht Statt haben moͤge; Dieweil aber gleichwohl er- wehnter Maßen bey ietziger Trauer-Zeit ſol- ches alles einzuſtellen, geſtallt denn das Chur- fuͤrſtl. gnaͤdigſte Edict hiervon oͤffentlich abge- leſen und angeſchlagen worden, ſo haben ſich doch dahero weder ihr, die Spiel-Leute, noch auch diejenigen, ſo getantzet, der willkuͤhr- lichen Straffe, ſo ihnen von der Obrigkeit des- wegen auferlegt werden moͤchte, nicht zu ent- brechen. V. R. W. §. 10. Jm uͤbrigen fragt ſichs, ob das Ge- ſetze wegen Unterlaſſung der Luſtbarkeiten zur Zeit der allgemeinen Land-Trauer, nur die Un- terthanen in dem Landes-Fuͤrſtlichen Territo- rio verbinde, oder ſich gar ſo weit erſtrecke, daß auch in einem andern Territorio, wo keine Trauer iſt, den Unterthanen verboten ſeyn ſol- te, ſich bey Taͤntzen und andern oͤffentlichen Luſtbarkeiten einzufinden? Denn es pflegt oͤffters zu geſchehen, daß auf den Graͤntzen die Unterthanen bey ſolchen Zeiten die Luſtbarkei- ten in eines andern Herrn Lande mit eben der Com-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/218
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/218>, abgerufen am 22.11.2024.