reichen, wodurch sie im Stande sind, ihnen in den Ländern, wo er einiges Interesse in Acht zu neh- men hat, durch Beschenckungen und Pensiones gute Freunde unter denenjenigen zu verschaffen, die allda in guten Ansehen stehen. Wenn diese Ausgaben wohl angewendet werden, so brin- gen sie dem Fürsten, der solche hergiebt, mit rei- chen Wucher Nutzen, und räumen die meisten Schwürigkeiten aus dem Wege, die dessen An- sehen zu wieder sind. Hingegen aber, wenn er dieses Mittel nicht ergreifft, so kommen seine Abgesandten in ihren Staats-Handlungen übel fort, er bekommt zu dem wenig Alliirten und ste- het in Gefahr die alten zu verlieren.
§. 4. Ein Potentate, der von einem ungetreuen Negotianten betrogen wird, ist die vornehmste Ur- sache an dem Schaden, den er von ihm erlitten, weil er nachläßig gewesen, eine gute Wahl zu thun, immassen es nicht gnug ist, einen geschickten und verständigen Mann zu Führung einer wich- tigen Sache auszusuchen, sondern man muß auch einen solchen erwehlen, der zugleich wahrhafftig und von einer bekannten Treue und Ehrlichkeit sey, wenn das Interesse, so man ihm anvertraut, soll gesichert seyn. Nun möchte man wohl sagen, daß Fürsten und deren vornehmsten Ministri sich offt genöthiget sähen, unterschiedene Werckzeuge zu Erlangung ihres Zwecks zu gebrauchen. Wie nicht weniger, daß es Leute gegeben habe, die ob sie sich gleich keiner grossen Tugend rühmen kön- nen, dennoch sehr gute Gesandten gewesen und die ihnen anvertrauten Sachen in ersprießliches
Auffneh-
Z zzz 2
reichen, wodurch ſie im Stande ſind, ihnen in den Laͤndern, wo er einiges Intereſſe in Acht zu neh- men hat, durch Beſchenckungen und Penſiones gute Freunde unter denenjenigen zu verſchaffen, die allda in guten Anſehen ſtehen. Wenn dieſe Ausgaben wohl angewendet werden, ſo brin- gen ſie dem Fuͤrſten, der ſolche hergiebt, mit rei- chen Wucher Nutzen, und raͤumen die meiſten Schwuͤrigkeiten aus dem Wege, die deſſen An- ſehen zu wieder ſind. Hingegen aber, wenn er dieſes Mittel nicht ergreifft, ſo kommen ſeine Abgeſandten in ihren Staats-Handlungen uͤbel fort, er bekommt zu dem wenig Alliirten und ſte- het in Gefahr die alten zu verlieren.
§. 4. Ein Potentate, der von einem ungetreuen Negotianten betrogen wird, iſt die vornehmſte Ur- ſache an dem Schaden, den er von ihm erlitten, weil er nachlaͤßig geweſen, eine gute Wahl zu thun, immaſſen es nicht gnug iſt, einen geſchickten und verſtaͤndigen Mann zu Fuͤhrung einer wich- tigen Sache auszuſuchen, ſondern man muß auch einen ſolchen erwehlen, der zugleich wahrhafftig und von einer bekannten Treue und Ehrlichkeit ſey, wenn das Intereſſe, ſo man ihm anvertraut, ſoll geſichert ſeyn. Nun moͤchte man wohl ſagen, daß Fuͤrſten und deren vornehmſten Miniſtri ſich offt genoͤthiget ſaͤhen, unterſchiedene Werckzeuge zu Erlangung ihres Zwecks zu gebrauchen. Wie nicht weniger, daß es Leute gegeben habe, die ob ſie ſich gleich keiner groſſen Tugend ruͤhmen koͤn- nen, dennoch ſehr gute Geſandten geweſen und die ihnen anvertrauten Sachen in erſprießliches
Auffneh-
Z zzz 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f1479"n="1459"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> reichen, wodurch ſie im Stande ſind, ihnen in den<lb/>
Laͤndern, wo er einiges <hirendition="#aq">Intereſſe</hi> in Acht zu neh-<lb/>
men hat, durch Beſchenckungen und <hirendition="#aq">Penſiones</hi><lb/>
gute Freunde unter denenjenigen zu verſchaffen,<lb/>
die allda in guten Anſehen ſtehen. Wenn dieſe<lb/>
Ausgaben wohl angewendet werden, ſo brin-<lb/>
gen ſie dem Fuͤrſten, der ſolche hergiebt, mit rei-<lb/>
chen Wucher Nutzen, und raͤumen die meiſten<lb/>
Schwuͤrigkeiten aus dem Wege, die deſſen An-<lb/>ſehen zu wieder ſind. Hingegen aber, wenn er<lb/>
dieſes Mittel nicht ergreifft, ſo kommen ſeine<lb/>
Abgeſandten in ihren Staats-Handlungen uͤbel<lb/>
fort, er bekommt zu dem wenig Alliirten und ſte-<lb/>
het in Gefahr die alten zu verlieren.</p><lb/><p>§. 4. Ein Potentate, der von einem ungetreuen<lb/><hirendition="#aq">Negotiant</hi>en betrogen wird, iſt die vornehmſte Ur-<lb/>ſache an dem Schaden, den er von ihm erlitten,<lb/>
weil er nachlaͤßig geweſen, eine gute Wahl zu<lb/>
thun, immaſſen es nicht gnug iſt, einen geſchickten<lb/>
und verſtaͤndigen Mann zu Fuͤhrung einer wich-<lb/>
tigen Sache auszuſuchen, ſondern man muß auch<lb/>
einen ſolchen erwehlen, der zugleich wahrhafftig<lb/>
und von einer bekannten Treue und Ehrlichkeit<lb/>ſey, wenn das <hirendition="#aq">Intereſſe,</hi>ſo man ihm anvertraut, ſoll<lb/>
geſichert ſeyn. Nun moͤchte man wohl ſagen,<lb/>
daß Fuͤrſten und deren vornehmſten <hirendition="#aq">Miniſtri</hi>ſich<lb/>
offt genoͤthiget ſaͤhen, unterſchiedene Werckzeuge<lb/>
zu Erlangung ihres Zwecks zu gebrauchen. Wie<lb/>
nicht weniger, daß es Leute gegeben habe, die ob<lb/>ſie ſich gleich keiner groſſen Tugend ruͤhmen koͤn-<lb/>
nen, dennoch ſehr gute Geſandten geweſen und<lb/>
die ihnen anvertrauten Sachen in erſprießliches<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z zzz 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Auffneh-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[1459/1479]
reichen, wodurch ſie im Stande ſind, ihnen in den
Laͤndern, wo er einiges Intereſſe in Acht zu neh-
men hat, durch Beſchenckungen und Penſiones
gute Freunde unter denenjenigen zu verſchaffen,
die allda in guten Anſehen ſtehen. Wenn dieſe
Ausgaben wohl angewendet werden, ſo brin-
gen ſie dem Fuͤrſten, der ſolche hergiebt, mit rei-
chen Wucher Nutzen, und raͤumen die meiſten
Schwuͤrigkeiten aus dem Wege, die deſſen An-
ſehen zu wieder ſind. Hingegen aber, wenn er
dieſes Mittel nicht ergreifft, ſo kommen ſeine
Abgeſandten in ihren Staats-Handlungen uͤbel
fort, er bekommt zu dem wenig Alliirten und ſte-
het in Gefahr die alten zu verlieren.
§. 4. Ein Potentate, der von einem ungetreuen
Negotianten betrogen wird, iſt die vornehmſte Ur-
ſache an dem Schaden, den er von ihm erlitten,
weil er nachlaͤßig geweſen, eine gute Wahl zu
thun, immaſſen es nicht gnug iſt, einen geſchickten
und verſtaͤndigen Mann zu Fuͤhrung einer wich-
tigen Sache auszuſuchen, ſondern man muß auch
einen ſolchen erwehlen, der zugleich wahrhafftig
und von einer bekannten Treue und Ehrlichkeit
ſey, wenn das Intereſſe, ſo man ihm anvertraut, ſoll
geſichert ſeyn. Nun moͤchte man wohl ſagen,
daß Fuͤrſten und deren vornehmſten Miniſtri ſich
offt genoͤthiget ſaͤhen, unterſchiedene Werckzeuge
zu Erlangung ihres Zwecks zu gebrauchen. Wie
nicht weniger, daß es Leute gegeben habe, die ob
ſie ſich gleich keiner groſſen Tugend ruͤhmen koͤn-
nen, dennoch ſehr gute Geſandten geweſen und
die ihnen anvertrauten Sachen in erſprießliches
Auffneh-
Z zzz 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1479>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.