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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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ge, so sie darzu gebrauchen, dependiret; Dahero
Fürsten und deren vornehmste Ministri niemahls
mit allzugrosser Sorgfalt die erlangten und na-
türlichen Qualitäten dererjenigen untersuchen
können, welche sie in fremde Länder schicken, um
allda zwischen ihren hohen Principalen ein gutes
Vernehmen zu unterhalten oder auch Friedens-
Allianz, Commercien und andere Tractaten zu-
treffen, wie nicht weniger diejenigen zu verhin-
dern, so andere Potentaten ihrem Fürsten zum
Nachtheil schlüssen könten und sonst insgemein
alles Interesse zu beobachten, welches man da-
selbst bey unterschiedenen vorfallenden Begenben-
heiten fördern kan.

§. 2. Heutigs Tages werden die Abgesand-
ten ihrem unterschiedenen Caractere nach einge-
theilet in die Ambassadeurs, die die Person ihrer
Principalen vorstellen, und in die Envoyes die den
Caractere nicht haben; in die Haupt-Gesandten,
die vornehmlich das Negotium der Ambassade zu
expediren haben, und Neben-Gesandten, die den
andern nur mit Consiliis assistiren, und wenn die
erstern abwesend sind, oder ihnen sonst eine Hin-
derniß vorfällt, ihnen substituiret werden.
Nach der unterschiedenen Intention des abge-
schickten Fürstens in extraordinar-Gesandten, die
ihr negoce in kurtzer Zeit zu Stande bringen kön-
nen und einer besondern Sache wegen abgeschickt
werden und in die ordinar-Gesandten, denen keine
gewisse Zeit vorgeschrieben und auch nicht einerley
negotium anvertrauet ist.

§. 3. Es muß ein kluger Potentat nicht unter-
lassen, seinem Gesandten zulängliche Mittel zu

rei-



ge, ſo ſie darzu gebrauchen, dependiret; Dahero
Fuͤrſten und deren vornehmſte Miniſtri niemahls
mit allzugroſſer Sorgfalt die erlangten und na-
tuͤrlichen Qualitaͤten dererjenigen unterſuchen
koͤnnen, welche ſie in fremde Laͤnder ſchicken, um
allda zwiſchen ihren hohen Principalen ein gutes
Vernehmen zu unterhalten oder auch Friedens-
Allianz, Commercien und andere Tractaten zu-
treffen, wie nicht weniger diejenigen zu verhin-
dern, ſo andere Potentaten ihrem Fuͤrſten zum
Nachtheil ſchluͤſſen koͤnten und ſonſt insgemein
alles Intereſſe zu beobachten, welches man da-
ſelbſt bey unterſchiedenen vorfallenden Begenben-
heiten foͤrdern kan.

§. 2. Heutigs Tages werden die Abgeſand-
ten ihrem unterſchiedenen Caractére nach einge-
theilet in die Ambaſſadeurs, die die Perſon ihrer
Principalen vorſtellen, und in die Envoyés die den
Caractere nicht haben; in die Haupt-Geſandten,
die vornehmlich das Negotium der Ambaſſade zu
expediren haben, und Neben-Geſandten, die den
andern nur mit Conſiliis aſſiſtiren, und wenn die
erſtern abweſend ſind, oder ihnen ſonſt eine Hin-
derniß vorfaͤllt, ihnen ſubſtituiret werden.
Nach der unterſchiedenen Intention des abge-
ſchickten Fuͤrſtens in extraordinar-Geſandten, die
ihr negoce in kurtzer Zeit zu Stande bringen koͤn-
nen und einer beſondern Sache wegen abgeſchickt
werden und in die ordinar-Geſandten, denen keine
gewiſſe Zeit vorgeſchrieben und auch nicht einerley
negotium anvertrauet iſt.

§. 3. Es muß ein kluger Potentat nicht unter-
laſſen, ſeinem Geſandten zulaͤngliche Mittel zu

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[1458/1478] ge, ſo ſie darzu gebrauchen, dependiret; Dahero Fuͤrſten und deren vornehmſte Miniſtri niemahls mit allzugroſſer Sorgfalt die erlangten und na- tuͤrlichen Qualitaͤten dererjenigen unterſuchen koͤnnen, welche ſie in fremde Laͤnder ſchicken, um allda zwiſchen ihren hohen Principalen ein gutes Vernehmen zu unterhalten oder auch Friedens- Allianz, Commercien und andere Tractaten zu- treffen, wie nicht weniger diejenigen zu verhin- dern, ſo andere Potentaten ihrem Fuͤrſten zum Nachtheil ſchluͤſſen koͤnten und ſonſt insgemein alles Intereſſe zu beobachten, welches man da- ſelbſt bey unterſchiedenen vorfallenden Begenben- heiten foͤrdern kan. §. 2. Heutigs Tages werden die Abgeſand- ten ihrem unterſchiedenen Caractére nach einge- theilet in die Ambaſſadeurs, die die Perſon ihrer Principalen vorſtellen, und in die Envoyés die den Caractere nicht haben; in die Haupt-Geſandten, die vornehmlich das Negotium der Ambaſſade zu expediren haben, und Neben-Geſandten, die den andern nur mit Conſiliis aſſiſtiren, und wenn die erſtern abweſend ſind, oder ihnen ſonſt eine Hin- derniß vorfaͤllt, ihnen ſubſtituiret werden. Nach der unterſchiedenen Intention des abge- ſchickten Fuͤrſtens in extraordinar-Geſandten, die ihr negoce in kurtzer Zeit zu Stande bringen koͤn- nen und einer beſondern Sache wegen abgeſchickt werden und in die ordinar-Geſandten, denen keine gewiſſe Zeit vorgeſchrieben und auch nicht einerley negotium anvertrauet iſt. §. 3. Es muß ein kluger Potentat nicht unter- laſſen, ſeinem Geſandten zulaͤngliche Mittel zu rei-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1478>, abgerufen am 23.11.2024.