ob schon das Bündniß in manchen Stücken nicht beobachtet worden, dennoch die übrigen Capita unverletzt observiret werden. Und ist dieses so zu verstehen, daß der andere Theil nicht praestiren darff, was mit dem von dem einen Theil negligirten Stück correspondant ist, und dem andern nicht auch zugleich ein gewisser Schade zugefüget werde.
§. 10. Hierbey fragt sichs: Ob ein Christ- licher Potentate wohl mit unverletzten Gewissen mit unglaubigen und barbarischen Völckern ein Bündniß schliessen könne? Bevor man diese Frage bejahen oder verneinen will, muß man zuvor alle und iede Umstände in genaue Consi- deration ziehen, ob er nemlich mit solchen Völ- ckern einen Commercien-Tractat schliessen, oder durch dergleichen Bündniß sich vor ihren An- fällen verwahren will? oder aber eine Off und Defensiv-Allianz wider andere ungläubige Völcker, oder eine Offensiv-Allianz wider ei- nen Christlichen Potentaten, oder eine Defen- siv-Allianz wider einen Christlichen Monar- chen trifft? Ob es ein rechtmäßiger Krieg sey, den er führet? Ob er sonst von andern Christli- chen Häuptern bey diesen oder jenen Kriege gantz und gar verlassen, so daß er sich ihrer Assi- stenz hierbey nicht getrösten kan, und sie ihn entweder nicht assistiren wollen, oder wegen
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ob ſchon das Buͤndniß in manchen Stuͤcken nicht beobachtet worden, dennoch die uͤbrigen Capita unverletzt obſerviret werden. Und iſt dieſes ſo zu verſtehen, daß der andere Theil nicht præſtiren darff, was mit dem von dem einen Theil negligirten Stuͤck correſpondant iſt, und dem andern nicht auch zugleich ein gewiſſer Schade zugefuͤget werde.
§. 10. Hierbey fragt ſichs: Ob ein Chriſt- licher Potentate wohl mit unverletzten Gewiſſen mit unglaubigen und barbariſchen Voͤlckern ein Buͤndniß ſchlieſſen koͤnne? Bevor man dieſe Frage bejahen oder verneinen will, muß man zuvor alle und iede Umſtaͤnde in genaue Conſi- deration ziehen, ob er nemlich mit ſolchen Voͤl- ckern einen Commercien-Tractat ſchlieſſen, oder durch dergleichen Buͤndniß ſich vor ihren An- faͤllen verwahren will? oder aber eine Off und Defenſiv-Allianz wider andere unglaͤubige Voͤlcker, oder eine Offenſiv-Allianz wider ei- nen Chriſtlichen Potentaten, oder eine Defen- ſiv-Allianz wider einen Chriſtlichen Monar- chen trifft? Ob es ein rechtmaͤßiger Krieg ſey, den er fuͤhret? Ob er ſonſt von andern Chriſtli- chen Haͤuptern bey dieſen oder jenen Kriege gantz und gar verlaſſen, ſo daß er ſich ihrer Aſſi- ſtenz hierbey nicht getroͤſten kan, und ſie ihn entweder nicht aſſiſtiren wollen, oder wegen
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[1449/1469]
ob ſchon das Buͤndniß in manchen Stuͤcken
nicht beobachtet worden, dennoch die uͤbrigen
Capita unverletzt obſerviret werden. Und iſt
dieſes ſo zu verſtehen, daß der andere Theil nicht
præſtiren darff, was mit dem von dem einen
Theil negligirten Stuͤck correſpondant iſt,
und dem andern nicht auch zugleich ein gewiſſer
Schade zugefuͤget werde.
§. 10. Hierbey fragt ſichs: Ob ein Chriſt-
licher Potentate wohl mit unverletzten Gewiſſen
mit unglaubigen und barbariſchen Voͤlckern ein
Buͤndniß ſchlieſſen koͤnne? Bevor man dieſe
Frage bejahen oder verneinen will, muß man
zuvor alle und iede Umſtaͤnde in genaue Conſi-
deration ziehen, ob er nemlich mit ſolchen Voͤl-
ckern einen Commercien-Tractat ſchlieſſen, oder
durch dergleichen Buͤndniß ſich vor ihren An-
faͤllen verwahren will? oder aber eine Off und
Defenſiv-Allianz wider andere unglaͤubige
Voͤlcker, oder eine Offenſiv-Allianz wider ei-
nen Chriſtlichen Potentaten, oder eine Defen-
ſiv-Allianz wider einen Chriſtlichen Monar-
chen trifft? Ob es ein rechtmaͤßiger Krieg ſey,
den er fuͤhret? Ob er ſonſt von andern Chriſtli-
chen Haͤuptern bey dieſen oder jenen Kriege
gantz und gar verlaſſen, ſo daß er ſich ihrer Aſſi-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1469>, abgerufen am 23.11.2024.
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