Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



sen fortificiret, und mit leichten Kosten durch die
Kunst und menschlichen Fleiß noch fester gemacht
werden kan, im Lande, so ist es nicht unrecht,
solchen zu einer Festung anzulegen. Wie denn
auch dahin zu sehen, daß auf den Gräntzen oder
wo Pässe sind, Festungen erbauet werden mögen.

§. 34. Wenn ein Potentate in eines Feindes
Land marchiret, und dasselbe conquetiren will,
so thut er wohl, wenn er durch ein Manifest denen
Einwohnern zur Nachricht declariret, daß seine
Meynung und Intention nicht dahin gehe, mit
ihnen als mit Feinden zu verfahren, sondern sie
vielmehr zu beschirmen, und sie nicht allein bey
ihren bisherigen Freyheiten zu lassen, sondern sie
auch noch mit neuen und mehrern Privilegien zu
begnadigen. Er muß sie versichern, daß ein ied-
weder von den Unterthanen, so viel nemlich sich
friedlich und aufrichtig der Gnade theilhafftig
machen, als getreue Unterthanen alles Schutzes
und Schirmes geniessen sollen. Es müssen in
einem solchen Manifeste der gemeine Mann und
Niedrige, Geist- und Weltliche, wes Standes
und Condition selbige nur seyn mögen, vermah-
net und advertiret werden, von ihren Wohnun-
gen, Häusern oder Höfen nicht zu weichen, son-
dern in ihrer Frey- und Sicherheit, bey ihrem ge-
wöhnlichen Handel und Gewerbe zu ihrem Christ-
lichen und nothdürfftigen Unterhalt zu verbleiben,

als



ſen fortificiret, und mit leichten Koſten durch die
Kunſt und menſchlichen Fleiß noch feſter gemacht
werden kan, im Lande, ſo iſt es nicht unrecht,
ſolchen zu einer Feſtung anzulegen. Wie denn
auch dahin zu ſehen, daß auf den Graͤntzen oder
wo Paͤſſe ſind, Feſtungen erbauet werden moͤgen.

§. 34. Wenn ein Potentate in eines Feindes
Land marchiret, und daſſelbe conquetiren will,
ſo thut er wohl, wenn er durch ein Manifeſt denen
Einwohnern zur Nachricht declariret, daß ſeine
Meynung und Intention nicht dahin gehe, mit
ihnen als mit Feinden zu verfahren, ſondern ſie
vielmehr zu beſchirmen, und ſie nicht allein bey
ihren bisherigen Freyheiten zu laſſen, ſondern ſie
auch noch mit neuen und mehrern Privilegien zu
begnadigen. Er muß ſie verſichern, daß ein ied-
weder von den Unterthanen, ſo viel nemlich ſich
friedlich und aufrichtig der Gnade theilhafftig
machen, als getreue Unterthanen alles Schutzes
und Schirmes genieſſen ſollen. Es muͤſſen in
einem ſolchen Manifeſte der gemeine Mann und
Niedrige, Geiſt- und Weltliche, wes Standes
und Condition ſelbige nur ſeyn moͤgen, vermah-
net und advertiret werden, von ihren Wohnun-
gen, Haͤuſern oder Hoͤfen nicht zu weichen, ſon-
dern in ihrer Frey- und Sicherheit, bey ihrem ge-
woͤhnlichen Handel und Gewerbe zu ihrem Chriſt-
lichen und nothduͤrfftigen Unterhalt zu verbleiben,

als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1438" n="1418"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> &#x017F;en <hi rendition="#aq">fortifici</hi>ret, und mit leichten Ko&#x017F;ten durch die<lb/>
Kun&#x017F;t und men&#x017F;chlichen Fleiß noch fe&#x017F;ter gemacht<lb/>
werden kan, im Lande, &#x017F;o i&#x017F;t es nicht unrecht,<lb/>
&#x017F;olchen zu einer Fe&#x017F;tung anzulegen. Wie denn<lb/>
auch dahin zu &#x017F;ehen, daß auf den Gra&#x0364;ntzen oder<lb/>
wo Pa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ind, Fe&#x017F;tungen erbauet werden mo&#x0364;gen.</p><lb/>
        <p>§. 34. Wenn ein Potentate in eines Feindes<lb/>
Land <hi rendition="#aq">marchi</hi>ret, und da&#x017F;&#x017F;elbe <hi rendition="#aq">conqueti</hi>ren will,<lb/>
&#x017F;o thut er wohl, wenn er durch ein <hi rendition="#aq">Manife&#x017F;t</hi> denen<lb/>
Einwohnern zur Nachricht <hi rendition="#aq">declari</hi>ret, daß &#x017F;eine<lb/>
Meynung und <hi rendition="#aq">Intention</hi> nicht dahin gehe, mit<lb/>
ihnen als mit Feinden zu verfahren, &#x017F;ondern &#x017F;ie<lb/>
vielmehr zu be&#x017F;chirmen, und &#x017F;ie nicht allein bey<lb/>
ihren bisherigen Freyheiten zu la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ondern &#x017F;ie<lb/>
auch noch mit neuen und mehrern <hi rendition="#aq">Privilegi</hi>en zu<lb/>
begnadigen. Er muß &#x017F;ie ver&#x017F;ichern, daß ein ied-<lb/>
weder von den Unterthanen, &#x017F;o viel nemlich &#x017F;ich<lb/>
friedlich und aufrichtig der Gnade theilhafftig<lb/>
machen, als getreue Unterthanen alles Schutzes<lb/>
und Schirmes genie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen. Es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en in<lb/>
einem &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Manife&#x017F;t</hi>e der gemeine Mann und<lb/>
Niedrige, Gei&#x017F;t- und Weltliche, wes Standes<lb/>
und <hi rendition="#aq">Condition</hi> &#x017F;elbige nur &#x017F;eyn mo&#x0364;gen, vermah-<lb/>
net und <hi rendition="#aq">adverti</hi>ret werden, von ihren Wohnun-<lb/>
gen, Ha&#x0364;u&#x017F;ern oder Ho&#x0364;fen nicht zu weichen, &#x017F;on-<lb/>
dern in ihrer Frey- und Sicherheit, bey ihrem ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlichen Handel und Gewerbe zu ihrem Chri&#x017F;t-<lb/>
lichen und nothdu&#x0364;rfftigen Unterhalt zu verbleiben,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1418/1438] ſen fortificiret, und mit leichten Koſten durch die Kunſt und menſchlichen Fleiß noch feſter gemacht werden kan, im Lande, ſo iſt es nicht unrecht, ſolchen zu einer Feſtung anzulegen. Wie denn auch dahin zu ſehen, daß auf den Graͤntzen oder wo Paͤſſe ſind, Feſtungen erbauet werden moͤgen. §. 34. Wenn ein Potentate in eines Feindes Land marchiret, und daſſelbe conquetiren will, ſo thut er wohl, wenn er durch ein Manifeſt denen Einwohnern zur Nachricht declariret, daß ſeine Meynung und Intention nicht dahin gehe, mit ihnen als mit Feinden zu verfahren, ſondern ſie vielmehr zu beſchirmen, und ſie nicht allein bey ihren bisherigen Freyheiten zu laſſen, ſondern ſie auch noch mit neuen und mehrern Privilegien zu begnadigen. Er muß ſie verſichern, daß ein ied- weder von den Unterthanen, ſo viel nemlich ſich friedlich und aufrichtig der Gnade theilhafftig machen, als getreue Unterthanen alles Schutzes und Schirmes genieſſen ſollen. Es muͤſſen in einem ſolchen Manifeſte der gemeine Mann und Niedrige, Geiſt- und Weltliche, wes Standes und Condition ſelbige nur ſeyn moͤgen, vermah- net und advertiret werden, von ihren Wohnun- gen, Haͤuſern oder Hoͤfen nicht zu weichen, ſon- dern in ihrer Frey- und Sicherheit, bey ihrem ge- woͤhnlichen Handel und Gewerbe zu ihrem Chriſt- lichen und nothduͤrfftigen Unterhalt zu verbleiben, als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1438
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1438>, abgerufen am 23.11.2024.