Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.daten verdienen sie erstlich billig dadurch eine Belohnung und Ergötzlichkeit in ihrem unver- mögenden Alter, weil das Soldaten-Leben an sich selber mühsam, tausend Gefahr und Beschwe- lichkeiten unterworffen. Die zweyte Ursach, wo- durch ein gerechter Printz zur Belohnung unver- mögender Soldaten kan bewogen werden, ist wohl der geringe Sold, der kaum zum nothdürff- tigen Unterhalt zureichet. Drittens haben die Soldaten auf heutigem Fuß keine oder wenige Hoffnung zu einiger Beute. Vierdtens ist jeder Staat durch Danckbarkeit verpflichtet, die Dien- ste, welche die Soldaten demselben erwiesen, zu erkennen und zu belohnen. Denn auf diesen Stützen gründet sich zu Hause Ruhe und Si- cherheit, auswendig Friede. Durch ihren Degen vertheidiget der Staat seine Rechte, rächet das ihm zugefügte Unrecht, erobert Reiche und Län- der. Fünfftens fürchtet ein Soldate, der zum Treffen gehet, nichts so sehr, als um sei- ne gesunden Glieder zu kommen. Sechstens würde man dadurch die Leute desto eher zum Kriege locken, und nicht so viel Mühe und ge- waltsamen Zwanges brauchen, als itzo, da sie den Krieg so gar sehr scheuen, als den Teufel selbst. Siebendens siehet man, wie die zum Kriege ge- zwungene Soldaten durch keinen Eyd, harte Straf-
daten verdienen ſie erſtlich billig dadurch eine Belohnung und Ergoͤtzlichkeit in ihrem unver- moͤgenden Alter, weil das Soldaten-Leben an ſich ſelber muͤhſam, tauſend Gefahr und Beſchwe- lichkeiten unterworffen. Die zweyte Urſach, wo- durch ein gerechter Printz zur Belohnung unver- moͤgender Soldaten kan bewogen werden, iſt wohl der geringe Sold, der kaum zum nothduͤrff- tigen Unterhalt zureichet. Drittens haben die Soldaten auf heutigem Fuß keine oder wenige Hoffnung zu einiger Beute. Vierdtens iſt jeder Staat durch Danckbarkeit verpflichtet, die Dien- ſte, welche die Soldaten demſelben erwieſen, zu erkennen und zu belohnen. Denn auf dieſen Stuͤtzen gruͤndet ſich zu Hauſe Ruhe und Si- cherheit, auswendig Friede. Durch ihren Degen vertheidiget der Staat ſeine Rechte, raͤchet das ihm zugefuͤgte Unrecht, erobert Reiche und Laͤn- der. Fuͤnfftens fuͤrchtet ein Soldate, der zum Treffen gehet, nichts ſo ſehr, als um ſei- ne geſunden Glieder zu kommen. Sechſtens wuͤrde man dadurch die Leute deſto eher zum Kriege locken, und nicht ſo viel Muͤhe und ge- waltſamen Zwanges brauchen, als itzo, da ſie den Krieg ſo gar ſehr ſcheuen, als den Teufel ſelbſt. Siebendens ſiehet man, wie die zum Kriege ge- zwungene Soldaten durch keinen Eyd, harte Straf-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f1425" n="1405"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> als des Staats ſelbſten. Jn Anſehung der Sol-<lb/> daten verdienen ſie erſtlich billig dadurch eine<lb/> Belohnung und Ergoͤtzlichkeit in ihrem unver-<lb/> moͤgenden Alter, weil das Soldaten-Leben an<lb/> ſich ſelber muͤhſam, tauſend Gefahr und Beſchwe-<lb/> lichkeiten unterworffen. Die zweyte Urſach, wo-<lb/> durch ein gerechter Printz zur Belohnung unver-<lb/> moͤgender Soldaten kan bewogen werden, iſt<lb/> wohl der geringe Sold, der kaum zum nothduͤrff-<lb/> tigen Unterhalt zureichet. Drittens haben die<lb/> Soldaten auf heutigem Fuß keine oder wenige<lb/> Hoffnung zu einiger Beute. Vierdtens iſt jeder<lb/> Staat durch Danckbarkeit verpflichtet, die Dien-<lb/> ſte, welche die Soldaten demſelben erwieſen, zu<lb/> erkennen und zu belohnen. Denn auf dieſen<lb/> Stuͤtzen gruͤndet ſich zu Hauſe Ruhe und Si-<lb/> cherheit, auswendig Friede. Durch ihren Degen<lb/> vertheidiget der Staat ſeine Rechte, raͤchet das<lb/> ihm zugefuͤgte Unrecht, erobert Reiche und Laͤn-<lb/> der. Fuͤnfftens fuͤrchtet ein Soldate, der<lb/> zum Treffen gehet, nichts ſo ſehr, als um ſei-<lb/> ne geſunden Glieder zu kommen. Sechſtens<lb/> wuͤrde man dadurch die Leute deſto eher zum<lb/> Kriege locken, und nicht ſo viel Muͤhe und ge-<lb/> waltſamen Zwanges brauchen, als itzo, da ſie den<lb/> Krieg ſo gar ſehr ſcheuen, als den Teufel ſelbſt.<lb/> Siebendens ſiehet man, wie die zum Kriege ge-<lb/> zwungene Soldaten durch keinen Eyd, harte<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Straf-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [1405/1425]
als des Staats ſelbſten. Jn Anſehung der Sol-
daten verdienen ſie erſtlich billig dadurch eine
Belohnung und Ergoͤtzlichkeit in ihrem unver-
moͤgenden Alter, weil das Soldaten-Leben an
ſich ſelber muͤhſam, tauſend Gefahr und Beſchwe-
lichkeiten unterworffen. Die zweyte Urſach, wo-
durch ein gerechter Printz zur Belohnung unver-
moͤgender Soldaten kan bewogen werden, iſt
wohl der geringe Sold, der kaum zum nothduͤrff-
tigen Unterhalt zureichet. Drittens haben die
Soldaten auf heutigem Fuß keine oder wenige
Hoffnung zu einiger Beute. Vierdtens iſt jeder
Staat durch Danckbarkeit verpflichtet, die Dien-
ſte, welche die Soldaten demſelben erwieſen, zu
erkennen und zu belohnen. Denn auf dieſen
Stuͤtzen gruͤndet ſich zu Hauſe Ruhe und Si-
cherheit, auswendig Friede. Durch ihren Degen
vertheidiget der Staat ſeine Rechte, raͤchet das
ihm zugefuͤgte Unrecht, erobert Reiche und Laͤn-
der. Fuͤnfftens fuͤrchtet ein Soldate, der
zum Treffen gehet, nichts ſo ſehr, als um ſei-
ne geſunden Glieder zu kommen. Sechſtens
wuͤrde man dadurch die Leute deſto eher zum
Kriege locken, und nicht ſo viel Muͤhe und ge-
waltſamen Zwanges brauchen, als itzo, da ſie den
Krieg ſo gar ſehr ſcheuen, als den Teufel ſelbſt.
Siebendens ſiehet man, wie die zum Kriege ge-
zwungene Soldaten durch keinen Eyd, harte
Straf-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |