Jnzwischen ist an manchen Orten gebräuchlich, daß der Landes-Fürst in wichtigen Angelegen- heiten das Gutachten seiner Landes-Stände darüber vernimmt, und einen Landtag aus- schreibet, und auff demselben vermittelst eines verschlossenen Befehls auff einen gewissen und nicht zu enge angesetzten Tag an einem beque- men Ort seines Landes, meistentheils aber zu seiner Hoffstadt alle Stände des Landes ver- schreibet, sie daselbst nebst ihren Dienern und Pferden, die ein ieder nach seinem Stand und alten Herkommen, mit sich bringet, mit Futter und Mahl versiehet, und ihnen davor ein gewis- ses zur Auslösung reichen lässet.
§. 2. Wenn sie erscheinen, wird gemeini- glich vor dem Anfang der Handlung der Got- tesdienst verrichtet und GOtt der Allmächtige um gutes Gedeyen angeruffen. Nach demsel- ben läst der Landes-Herr in einem Saal oder verschlossenen Gemach durch seinen Cantzler o- der vornehmsten Rath den sämtlichen Ständen die Ursachen, warum sie zusammen erfodert sind, auch die Puncke, worinnen ihr Bedencken und Rath begehret wird, mündlich anzeigen, auch darauff schrifftlich den Obersten aus den Land-Ständen so bald überantworten und fer- ner begehren, daß sich die Stände zusammen ver- fügen, die proponirten Puncte wohl erwegen,
und
Jnzwiſchen iſt an manchen Orten gebraͤuchlich, daß der Landes-Fuͤrſt in wichtigen Angelegen- heiten das Gutachten ſeiner Landes-Staͤnde daruͤber vernimmt, und einen Landtag aus- ſchreibet, und auff demſelben vermittelſt eines verſchloſſenen Befehls auff einen gewiſſen und nicht zu enge angeſetzten Tag an einem beque- men Ort ſeines Landes, meiſtentheils aber zu ſeiner Hoffſtadt alle Staͤnde des Landes ver- ſchreibet, ſie daſelbſt nebſt ihren Dienern und Pferden, die ein ieder nach ſeinem Stand und alten Herkommen, mit ſich bringet, mit Futter und Mahl verſiehet, und ihnen davor ein gewiſ- ſes zur Ausloͤſung reichen laͤſſet.
§. 2. Wenn ſie erſcheinen, wird gemeini- glich vor dem Anfang der Handlung der Got- tesdienſt verrichtet und GOtt der Allmaͤchtige um gutes Gedeyen angeruffen. Nach demſel- ben laͤſt der Landes-Herr in einem Saal oder verſchloſſenen Gemach durch ſeinen Cantzler o- der vornehmſten Rath den ſaͤmtlichen Staͤnden die Urſachen, warum ſie zuſammen erfodert ſind, auch die Puncke, worinnen ihr Bedencken und Rath begehret wird, muͤndlich anzeigen, auch darauff ſchrifftlich den Oberſten aus den Land-Staͤnden ſo bald uͤberantworten und fer- ner begehren, daß ſich die Staͤnde zuſam̃en ver- fuͤgen, die proponirten Puncte wohl erwegen,
und
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[1364/1384]
Jnzwiſchen iſt an manchen Orten gebraͤuchlich,
daß der Landes-Fuͤrſt in wichtigen Angelegen-
heiten das Gutachten ſeiner Landes-Staͤnde
daruͤber vernimmt, und einen Landtag aus-
ſchreibet, und auff demſelben vermittelſt eines
verſchloſſenen Befehls auff einen gewiſſen und
nicht zu enge angeſetzten Tag an einem beque-
men Ort ſeines Landes, meiſtentheils aber zu
ſeiner Hoffſtadt alle Staͤnde des Landes ver-
ſchreibet, ſie daſelbſt nebſt ihren Dienern und
Pferden, die ein ieder nach ſeinem Stand und
alten Herkommen, mit ſich bringet, mit Futter
und Mahl verſiehet, und ihnen davor ein gewiſ-
ſes zur Ausloͤſung reichen laͤſſet.
§. 2. Wenn ſie erſcheinen, wird gemeini-
glich vor dem Anfang der Handlung der Got-
tesdienſt verrichtet und GOtt der Allmaͤchtige
um gutes Gedeyen angeruffen. Nach demſel-
ben laͤſt der Landes-Herr in einem Saal oder
verſchloſſenen Gemach durch ſeinen Cantzler o-
der vornehmſten Rath den ſaͤmtlichen Staͤnden
die Urſachen, warum ſie zuſammen erfodert
ſind, auch die Puncke, worinnen ihr Bedencken
und Rath begehret wird, muͤndlich anzeigen,
auch darauff ſchrifftlich den Oberſten aus den
Land-Staͤnden ſo bald uͤberantworten und fer-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1384>, abgerufen am 23.11.2024.
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